Das erste Häppchen Burgmuseum Cadolzburg

19.8.2016, 11:00 Uhr
Die Cadolzburg verwandelt sich in ein Erlebnismuseum.

© Hans-Joachim Winckler Die Cadolzburg verwandelt sich in ein Erlebnismuseum.

Museumskuratorin Uta Piereth und ihren Unterstützerinnen war schnell klar, dass sich hier Profis eingefunden hatten. Vor allem die Mädels haben bis auf wenige Ausnahmen schon im Sattel gesessen und wissen auch über die Nutzung der Pferde im Mittelalter einiges zu berichten. Finja erzählt von den Turnieren, die die Ritter auf ihren prächtig geputzten Rössern bestritten, während sich Flora Gedanken darüber macht, wie eine Pferdeschwemme genutzt wurde.

Denn Uta Piereth hat das Glück, den Ferienkindern die Pferdeschwemme der Cadolzburg zu zeigen. „Sie ist nur noch auf ganz wenigen Burgen erhalten“, betont die Kuratorin und beschreibt ihre Funktionsweise. Den Kindern ist klar: „Sauber war dieses Wasser nicht immer.“ Schweiß und Schmutz seien von den Pferden abgewaschen worden und zudem sei mit Sicherheit mancher Pferdeapfel ins kühle Nass geplumpst.

Dass da einiges zusammenkam, wird deutlich, als Uta Piereth fragt, wie viele Pferde zu einer Herrschaftsburg gehört haben mögen. „Hundert?“, rät Flora. In Wirklichkeit waren es, wenn sich der berittene Tross einfand, an die 300. „Stellt euch mal vor, wie laut und lebendig es hier zugegangen sein muss“, appelliert sie an die Fantasie der Kinder.

Magdalena Bayreuther ist zum Thementag „Pferde im Mittelalter“ eigens aus München angereist. Sie diskutiert die Unterschiede bei der Nutzung der Pferde. Schließlich sind die Tiere heute nahezu ausschließlich Freizeit- und Sportpartner.

„Im Mittelalter war das anders“, berichtet sie, „damals hat man die Pferde gebraucht.“ Was in unserer Zeit Autos und Laster erledigen, sei früher deren Job gewesen. Sie wurden deshalb nach Nutzung und nicht nach Rasse gezüchtet. Rösser, die Ritter in voller Rüstung trugen, waren die kräftigsten Exemplare. Schnell und ausdauernd mussten die von Boten genutzten Tiere sein. „Es gab ja keine Post“, macht Magdalena Bayreuther ihren jungen Zuhörern klar.

Nach so viel Theorie stürzen sich die Ferienkinder voller Eifer auf die gestellte Aufgabe. Weil der Besuch von echten Vierbeinern angekündigt ist, dürfen die Kinder eine Pferdedecke bunt und prachtvoll bemalen. Als Anregung liegen die Kopien historischer Darstellungen aus: Sie zeigen die Ritter im prachtvollen Ornat. Es wird diskutiert. Farb- und Formenwahl festzulegen, ist nicht einfach. Während ein Team zu kunterbunten Regenbogenstreifen tendiert, wollen die anderen lieber das Wappen der Hohenzollern aufmalen.

Die Frage, ob man sich das Angebot des in Planung befindlichen Burgerlebnismuseum in etwa so vorstellen sollte wie das Ferienprogramm, bejahen Uta Piereth und die für die Museumspädagogik zuständige Monika Dreykorn. Während der gesamten Eröffnungssaison im kommenden Sommer wird die Cadolzburg von mittelalterlichen Spektakeln erfüllt.

Das erste Häppchen Burgmuseum Cadolzburg

© Foto: Fiedler

„Aber alles, was wir zeigen, ist historisch sauber recherchiert und entsprechend dargestellt“, betont Piereth als für das Konzept verantwortliche Mitarbeiterin. Auch die eigens engagierten Darsteller seien in der Lage, die unterschiedlichen Facetten mittelalterlichen Alltags entsprechend widerzuspiegeln.

Ganz nah an der Realität, so Uta Piereth, würden Auftritte geplant und Darsteller dafür qualifiziert. Nur beim Thema Geruch macht sie eine Einschränkung: „Der war nicht immer so, dass man ihn als moderner Mensch ertragen könnte.“ Nach langen und kontrovers geführten Diskussionen habe man sich entschlossen, den Besuchernasen eher leichte Kost vorzusetzen. „Die Erinnerung an einen furchtbaren Gestank könnte den Erfolg des Gesamtkonzepts Erlebnisburg zunichte machen.“

Keine Kommentare