Das Fürther Kreistags-Puzzle verspricht Spannung

12.2.2020, 13:25 Uhr
Das Fürther  Kreistags-Puzzle verspricht Spannung

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Vor sechs Jahren war es eine klare Sache: 68,3 Prozent holte Dießl. Mit Frank Bauer (SPD) und Felix Kißlinger (FW) musste er damals aber nur zwei Rivalen aus dem Feld schlagen. 2020 ist die Konkurrenz indessen größer geworden. Neben der SPD bieten nun die Grünen, die Linke und die AfD Kandidaten für den Chefsessel im Zirndorfer Landratsamt auf. Die ÖDP hat ebenfalls einen Bewerber nominiert, der muss allerdings noch auf Unterstützer hoffen (siehe Artikel unten).

Suche nach eigenen Akzenten

Mehr Wettbewerb, mehr Spannung? Diese Gleichung dürfte, wenn die Anzeichen nicht trügen, wie gesagt kaum aufgehen. Dafür agiert der Amtsinhaber nicht nur zu souverän. Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Gabriele Pauli zeigt sich Matthias Dießl im gesamten Themenspektrum sattelfest. Nur selten muss er in den Gremiumssitzungen auf Unterstützung seiner Verwaltungsexperten zurückgreifen. Auch die wirtschaftlich guten Zeiten, in denen dank sprudelnder Einnahmen kaum Wünsche offen bleiben, spielen dem Landrat in die Hände und machen es der Konkurrenz sehr schwer, eigene Akzente zu setzen. Geschweige denn, den Wähler von der Notwendigkeit eines Wechsels zu überzeugen.

Eine Tarifzonenreform beim Öffentlichen Personennahverkehr oder ein besseres Angebot bei den Buslinien, und das alles für hunderttausende von Euro im Jahr, offenbar kein Problem. Noch teurer kommt die laufende Generalsanierung des Gymnasiums Stein, aber auch das stemmt der Landkreis. Neue Kredite? Kein Thema. Matthias Dießl geht den Wahlkampf, das wird im Gespräch mit den FN klar, ganz gelassen an. Von wegen Auftritte mit Politprominenz: Dießl arbeitet seine öffentlichen Termine als Landrat normal ab, sagt er, und ist bei Infoständen mit den Kandidaten in den Städten und Gemeinden vor Ort. "Eine Vertragsverlängerung", sagt der Amtsinhaber mit Blick auf den Wahltag, würde ihn freuen.

Angesichts dessen strahlt die SPD mit ihrem Kandidaten Frank Bauer nicht gerade unbedingten Siegeswillen. Für den Stadtrat aus Zirndorf ist es bereits die zweite Kandidatur für den Landratsposten. 2014 hatte Bauer wenig erbauliche 22,3 Prozent eingefahren, noch einmal sieben Punkte weniger als Günther Meth sechs Jahre zuvor.

Nur unerschütterliche Optimisten dürften daran glauben, dass im zweiten Anlauf für Bauer mehr drin sein könnte. Schließlich kann vom "Genossen Trend" längst nicht mehr die Rede sein. Die SPD ist im Sinkflug, in der jüngsten Forsa-Umfrage sackte die Partei in Bayern auf klägliche sechs Prozent ab. In den Kommunen stellt die SPD zwei Bürgermeister, neben Thomas Zwingel in Zirndorf noch Johann Völkl in Roßtal, wobei Letzterer nicht mehr antritt.

Besser stehen die Freien Wähler da: Sie stellen in Obermichelbach, Großhabersdorf, Ammerndorf und Seukendorf (hier wird der Bürgermeister jedoch diesmal nicht gewählt) die Gemeindeoberhäupter. Was den Landratsjob angeht, bieten sie den Wählern freilich keine Alternative an und sitzen damit in einem Boot mit der FDP. Da sei niemand gewesen, der nach vorne drängte. Die Altersgrenze habe dem einen oder anderen Kandidaten im Weg gestanden – und dann sei da das "recht gute Verhältnis" zu Landrat Dießl. Warum also jemanden nominieren? So hatte FW-Kreisvorsitzender Fritz Ruf seinerzeit gegenüber der Redaktion diesen Schritt begründet.

Vermutlich wird die Frage, welche Partei wie stark im Kreistag vertreten ist, spannender sein als die Landratswahl an sich. Während mit der AfD zu rechnen ist – ein Umstand, der viele bekümmert –, bleibt abzuwarten, welches Potenzial die Linke im Landkreis aktivieren kann.

Bleiben die Grünen. Immerhin stellt die Ökopartei die einzige Frau im Kandidaten-Reigen. Das Manko von Angelika Igel: Für die breite Masse der Wähler dürfte sie politisch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt sein, da sie weder in ihrer Heimatgemeinde Roßtal noch auf Kreisebene ein Mandat hat.

Bitter aus ihrer Sicht: Eigentlich säße Igel im Kreistag. Weil die Wahl vor sechs Jahren aber wiederholt werden musste – die Bürgermeister aus Langenzenn und Großhabersdorf hatten in ihren Mitteilungsblättern unerlaubterweise für die örtlichen Kreistagskandidaten geworben – wurde der Urnengang wiederholt. Und die Grünen-Politikerin war raus.

Prominenz willkommen

Allerdings kann die Kandidatin ob des generellen Aufschwungs ihrer Partei auf ein respektables Ergebnis hoffen, das sich auch im Kreistag in einem Plus an Sitzen niederschlagen dürfte. Dafür wollen prominente Wahlkampfhelfer sorgen: Den Anfang macht Ludwig Hartmann an diesem Sonntag beim Neujahrsempfang der Kreisgrünen in der Aula der Mittelschule Roßtal (11 Uhr). Seine Fraktionsvorsitzenden-Kollegin im Landtag, Katharina Schulze, kommt im Februar nach Cadolzburg. Den Schlusspunkt setzt die Bundesvorsitzende: Annalena Baerbock macht im März Zirndorf ihre Aufwartung.

InfoZur Podiumsdiskussion mit den Kandidaten von CSU, SPD und Grünen laden die FN am 17. Februar in den kleinen Saal der Paul-Metz-Halle in Zirndorf ein. Beginn ist um 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr.

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