Das Herz der Cadolzburger Verwaltung geht

13.1.2017, 09:00 Uhr
Das Herz der Cadolzburger Verwaltung geht

© Foto: Hans G. Esterl

Es war ein wahrer Reigen an Gratulationen und Geschenken, der den scheidenden Geschäftsführer in der jüngsten Sitzung des Cadolzburger Gemeinderats ereilte. Der Grund: „Herr Klein verlässt uns“, sagte Bürgermeister Bernd Obst. Er sei ein Geschäftsführer gewesen, wie ihn sich ein Bürgermeister wünsche: „Kein Polterer“, sondern einer, der im Hintergrund gearbeitet und stets fundierte Antworten parat gehabt habe.

46 Jahre war Klein im öffentlichen Dienst tätig, davon vierzig in Steinbach und Cadolzburg. „Mir war die öffentliche Verabschiedung fast peinlich“, sagt Horst Klein später. Seine Arbeit müsse nicht groß herausgestellt werden, meint er. Er habe all die Jahre lieber im Hintergrund die Fäden gezogen.

So saß Horst Klein bei den Sitzungen des Marktgemeinderats zwar immer mit am Tisch, aber nie in erster Reihe. Als rechte Hand des Bürgermeisters kümmerte er sich ruhig und gelassen darum, dass alles korrekt ablief. Erstaunlicherweise arbeitete Klein in all den Jahren in der Marktgemeinde nur für zwei Bürgermeister: Claus Pierer und Bernd Obst.

Den Übergang zwischen beiden nach der Stichwahl im Jahr 2002 bezeichnet Klein als „problemlos“. „Gerieben haben sie sich schon“, gibt er zu. Aber beide seien gute Dienstherren gewesen, die stets zum Wohl der Bürger ihr Bestes gegeben hätten. Der Bürgermeister sei in all den Jahren sein erster Ansprechpartner gewesen. Jeden Vormittag habe Bernd Obst bei ihm im Büro vorbeigesehen — dafür musste er nur das gemeinsame Vorzimmer durchqueren.

Auch Klein kommunizierte viel mit den 150 Mitarbeitern der Verwaltung. „Wir schauen, dass im Haus eine gute Stimmung ist“, sagt er. Die Personalverwaltung war offenbar Kleins Leidenschaft. „Jeder Tag ist anders“, erklärt er die Frische auch nach so langer Zeit im Amt.

1985 wurde Horst Klein geschäftsleitender Beamter – vor der Fusion war er das schon von 1976 bis 1978 in der Gemeinde Steinbach gewesen. Seine Frau Petra verheiratete währenddessen die Paare in der Gemeinde. Das Ehepaar Klein kam in Cadolzburg zusammen, nachdem die heutige Standesbeamtin als erste weibliche Beamtin von der Marktgemeinde eingestellt worden war. „Wir sehen uns den Tag über eigentlich nicht“, erzählt Klein, weil beide an verschiedenen Enden des Rathauses arbeiten. Die kurzen Wege machten allerdings jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen daheim möglich.

Der Vater gab den Weg vor

Horst Klein selbst kommt aus einer Beamtenfamilie: Sein Vater gab ihm den Weg vor, sein Bruder arbeitete bei der Stadt Zirndorf. „Vorbelastet war ich schon“, sagt Klein. Nach Abschluss der Realschule in Fürth begann er im Jahr 1970 seine Ausbildung bei der Stadt Nürnberg, 1976 wechselte er nach Steinbach ins heutige Gemeindegebiet Cadolzburgs.

Alle Vorurteile gegenüber Beamten kennt er. Unzählige Witze hat er schon gehört. „Die vergesse ich aber alle gleich wieder“, beteuert er. Langweilig und schläfrig sieht er weder sich noch seine Arbeit: Nach 30 Jahren empfindet er Cadolzburg als „moderner und offener“. Der Markt sei weiter als andere Gemeinden, meint er.

So habe Egersdorf Nord die Gemeinde nicht nur erweitert, sondern auch bereichert. Das große Baugebiet habe gezeigt, dass die Bürger im Lauf der Zeit mündiger geworden seien und ihre Rechte eher einfordern als früher. Obwohl es die Gemeinde Aufwand gekostet hat, wirkt Klein mit der Entwicklung keineswegs unzufrieden. Ein Jammerer ist er nicht.

Allerdings wertet Klein die hohe Verkehrsbelastung gerade auf der Staatsstraße durch den Kernort als großes Problem. Doch bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben muss Cadolzburg ohne ihn auskommen. „Das Interesse wird weiter da sein“, sagt er. Doch wolle er die Politik nur noch aus der Ferne beobachten. Er freue sich darauf, ohne Terminkalender aufzuwachen.

Offiziell scheidet Klein am 31. Januar aus. Sein letzter Tag im Büro wird aber wahrscheinlich der 13. Januar sein – der heutige Freitag: „Das ist hoffentlich kein schlechtes Omen.“ Pläne hat er genug: Um seine beiden Enkelkinder will er sich vermehrt kümmern. Und neue Arbeitsfelder in der eigenen Werkstatt erschließen: Dort trocknet schon das Holz, aus dem er „Kleinigkeiten“ schnitzen möchte. Und wer weiß, vielleicht kehrt er ja doch an seinen alten Arbeitsplatz zurück – mit Kunstwerken, die dann im Treppenaufgang des Rathauses zu sehen sein könnten.

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