Das Herz hängt an der Fürther Kärwa

18.10.2010, 10:20 Uhr
Das Herz hängt an der Fürther Kärwa

© Hans-Joachim Winckler

Die Familie Protze ist das, was man gerne Urgesteine der Fürther Kirchweih nennt. Schon seit 60 Jahren verkauft die Familie in der Königstraße – vor dem China-Restaurant Lucky Star – Kokosmakronen, Schokoladen-Baumstämme, Kokoswürfel und mehr. Der Clou an der Sache: „Wir stellen das meiste selber her“, sagt Thomas Protze, und zwar in der heimischen Backstube in Seukendorf. Wie schon Vater und Großvater hat Protze Konditor gelernt.

Der 49-Jährige ist seit 30 Jahren auf der Fürther Kärwa. „Meine Eltern haben’s begonnen, ich möcht’s fortsetzen“, sagt Protze, der mit seinem Stand ab Pfingsten auch auf etlichen Kirchweihen im Landkreis unterwegs ist und im Winter am Fürther Weihnachtsmarkt auf der Freiheit Station macht. Bis zum Ruhestand hat der Seukendorfer noch ein wenig hin. „Das 75-jährige Kärwajubiläum“, sagt Protze daher schmunzelnd, „will ich auf jeden Fall noch mitnehmen.“

Nicht Süßwaren, sondern Massagemittelchen, Cremes und Kräuteröle verkauft die Firma F. Wermescher seit 50 Jahren auf der Kärwa – und Inhaber Felix Wermescher hat viel zu erzählen. Zum Beispiel, dass sein Gelenkbalsam namens Heirol wahre Wunder bei strapazierten Armen, Beinen oder Rücken wirken kann. „Das höre ich immer wieder von meinen Kunden“, betont er.

Peter heißt auch Felix

Schon bei Olympia 1936 in Berlin wurden nach seinen Worten die deutschen Ruderer mit dem Mittelchen eingerieben, das aus über 30 Ingredenzien besteht. „Wir haben es dann von einer Kräutermilch zu einem Kräuterbalsam weiterentwickelt“, sagt der 73-Jährige stolz, der in Alfdorf bei Schwäbisch Gmünd zu Hause ist. Ende der 50er war er erstmals in Fürth, um seinem Vater zu helfen, der übrigens auch Felix hieß. Der Fortbestand des Betriebs ist gewährleistet. Mit seinem Sohn Peter steht bereits die dritte Generation in den Startlöchern. Peter heißt im Übrigen auch Felix, allerdings nur mit zweitem Voramen.

Vor 40 Jahren feierte der Dortmunder Marktkaufmann Heinz Seefeldt seine Premiere in Fürth. „Damals war ich noch jung und schön“, sagt der heute 78-Jährige augenzwinkernd. An seinem Platz in der Moststraße verkauft er Waffeleisen und Zitronenentsafter. Neben der Fürther Kärwa besucht er nur noch zwei bis drei andere Volksfeste im Jahr. Schließlich sei er Rentner. Auch Seefeldt muss sich um die Zukunft seines Standes keine Sorgen machen. Er führt bereits seinen Sohn in die Geschäfte ein.

Keine Anleitung mehr benötigen Werner und Elisabeth Rudolph, die seit 35 Jahren zur Kärwa kommen. Die ersten fünf Jahre hatte Elisabeth Rudolf ein Fahrgeschäft namens Kinderflieger. Danach verlegte sich das Paar aus Erlangen auf das Kinder-Sport-Karussell. Am Traditionsstandort beim Amtsgericht drehen sich seit damals zur Kärwa-Zeit Polizeihubschrauber, Porsche, Fendt-Traktor und vieles mehr im Kreis – vielleicht auch für die nächsten 35 Jahre.