Das Kabinett brachte frohe Kunde für Fürth

20.1.2010, 00:00 Uhr
Das Kabinett brachte frohe Kunde für Fürth

© Rödel

Historisch sei das Ereignis, sagte ein sichtlich erfreuter Oberbürgermeister Thomas Jung, als er morgens um halb zehn die hochrangigen Gäste im Foyer der Stadthalle begrüßte. Denn erstmals in der Stadtgeschichte treffe sich ein Regierungskabinett in Fürth. Und Jung wäre ein schlechtes Stadtoberhaupt, würde er die Gelegenheit nicht nutzen, um maximalen Profit in eigener Sache daraus zu ziehen.

Deshalb dankte der OB nicht nur artig für das Strukturprogramm, mit dem die Staatsregierung - wie mehrfach berichtet - dem Ballungsraum nach dem Quelle-Desaster helfen will, sondern listete gleich noch drei weitere Probleme auf, die den Fürthern auf den Nägeln brennen. So brauche man dringend Hilfe, um eine neue Notaufnahme im Klinikum zu schaffen, zudem mehr Geld für die moderne Feuerwache und natürlich fürs Theater. Sogar das niederbayerische 14 000-Einwohner-Städtchen Eggenfelden bekomme pro Jahr 300 000 Euro Zuschuss für seinen Musentempel - und damit 50 000 mehr als Fürth, klagte Jung; wirklich nicht nachvollziehbar sei so etwas.

«Feste Zusagen»

Offenbar überzeugte das auch Horst Seehofer, denn nach der Kabinettssitzung kündigte er an: Ab 2011 soll das Budget des Fürther Stadttheaters in mehreren Etappen aufgestockt werden. Damit nicht genug: Auch für die Feuerwache sollen mindestens 1,2 Millionen statt der bisher vorgesehenen 800 000 Euro fließen; für die acht Millionen Euro teure Modernisierung der Notaufnahme schließlich werde noch heuer der Bewilligungsbescheid samt Förderung in Fürth eingehen. Schon nächstes Jahr könne man bauen, sagt Jung, der im Gespräch mit den FN betonte: Es handle sich keineswegs um unverbindliche Absichtserklärungen des Regierungschefs, sondern um «feste Zusagen».

«Wie ein kleines Zusatzweihnachten» sei das, freute sich der Fürther Rathauschef über so viel ungeahnte Gegenliebe in der Landeshauptstadt. Den fürs Rathaus gelungenen Tag rundete eine Aussage von Innenminister Joachim Herrmann ab: Nicht 150, sondern 200 Beschäftigte sollen schon ab Juni als Vorhut des Landesamtes für Statistik in Fürth arbeiten, um die kleine Volkszählung des nächsten Jahres in Angriff zu nehmen. Die eigentliche Behörde wird mit 500 Stellen im Lauf der kommenden Jahre sukzessive von München nach Fürth übersiedeln.

Zu guter Letzt: Seehofer führte auf Vermittlung der Stadtspitze auch Gespräche mit Herbert Mederer (Trolli) und Norma-Chef Manfred Roth. Beide haben Großes in Fürth vor: Die Discounterkette Norma plant, im künftigen Gewerbegebiet im Stadtwesten, neben der BMW-Niederlassung, ihre neue Verwaltung und ein Logistikzentrum für Bayern anzusiedeln - Kostenpunkt 25 Millionen Euro. Bei den Investitionen in die Infrastruktur fürs Gewerbegebiet hofft die Stadt, der das Gelände gehört, auf Hilfen des Landes. Dadurch könnte der Verkaufspreis für die Flächen moderat gestaltet werden.

Noch ehrgeiziger ist das Vorhaben der Süßwarenfirma Mederer, die im Gewerbepark Süd eine Gummibärchen-Fabrik und ein Hochregallager bauen will. 120 Millionen Euro soll das, so Wirtschaftsreferent Horst Müller, nach neuestem Stand kosten, OB Jung spricht vom vermutlich «größten Fabrikneubau der letzten Zeit in Bayern». Norma und Trolli würden zusammen 600 zusätzliche Arbeitsplätze nach Fürth bringen, bei der Suche nach finanzierenden Banken und günstigen Kreditkonditionen will München Mederer behilflich sein. Jung zufolge hat es Horst Seehofer gestern «zur Chefsache erklärt, beiden Projekten noch dieses Jahr zum Durchbruch zu verhelfen». (Einen weiteren Bericht lesen Sie im heutigen Politikteil der Fürther Nachrichten)