Das Kleeblatt holt den Titel

2.5.2016, 06:00 Uhr
Das Kleeblatt holt den Titel

© Foto: Archiv der SpVgg Greuther Fürth

Die Hoffnungen waren groß: Nach einigen erfolglosen Anläufen auf den zweiten Meistertitel hatte man sich beim Kleeblatt dazu durchgerungen, wieder einen bezahlten Trainer einzustellen. Die Wahl fiel auf Adolf Riebe. Der hochaufgeschossene Österreicher war Mitglied der 1914er-Meistermannschaft gewesen und ein ausgewiesener Fachmann, der zuvor in Italien in Parma und Genua tätig war.

Er kam im Januar 1925 nach Fürth. Aber er fand keinen rechten Draht zu seinen Nachfolgern auf dem Feld. Schon im Oktober 1925, kurz nach Beginn der Saison der Bezirksliga Bayern, flüchtete Riebe zurück in seine Heimatstadt Wien und übernahm den Wiener Sport-Club.

Ohne Trainer schleppte sich ein mehr oder weniger zerstrittener Haufen durch die Saison der Bezirksliga Bayern, der damals höchsten Klasse. Wer die sportliche Verantwortung trug, ist im Nachhinein nicht mehr recht herauszufinden. Sepp Müller, der zusammen mit Hans Hagen in der Abwehr stand, hatte bereits einmal als Spielertrainer fungiert, vermutlich tat er das nun wieder. Loni Seiderer, der große Spielmacher, litt währenddessen ständig an Verletzungen und fand nicht zu seiner Form.

In der Rückrunde wurde es zwar besser, die Spielvereinigung rollte das Feld von hinten auf, doch es reichte nur zu Platz drei. Und der hätte eigentlich nicht für die Qualifikation für die Endrunde zur Süddeutschen Meisterschaft genügt.

Die Ronhofer profitierten jedoch von einer neuen Regel des Süddeutschen Fußballverbandes (SFV): Der SFV-Pokalsieger war neuerdings automatisch für die folgende Süddeutsche Meisterschaft qualifiziert.

Showdown in München

Die Fürther wussten bereits nach dem 2:0-Finalsieg gegen die Stuttgarter Kickers dank zweier Tore von Resi Franz schon am 23. August 1925, also vor Beginn der Saison, dass sie dabei sein durften – sicher auch ein Grund, warum man sich in den folgenden Monaten nicht mit Ruhm bekleckerte. Es war schlicht und ergreifend nicht nötig gewesen, in der Bezirksliga seine beste Leistung abzurufen.

In der Endrunde der „Süddeutschen“ aber lief das Kleeblatt wieder zu großer Form auf und bot Bayern München, dem Meister der Bezirksliga Bayern, Paroli. Hanau 93, der FV Saarbrücken, der VfR Mannheim und der Karlsruher FV verloren alle Spiele sowohl gegen die Münchner als auch gegen das Kleeblatt. So kam es am 11. April beim drittletzten Spiel in München zum Showdown.

Das Hinspiel im Ronhof war 3:3 ausgegangen, sodass das Match in München die Entscheidung bringen musste. Nie zuvor waren in München 30 000 Menschen zu einem Spiel gekommen.

Zudem wurde die Partie, damals ein Novum, komplett live im Radio übertragen. Der Ball wurde aus einem Flugzeug abgeworfen. Es wurde ein begeisterndes Spiel: Seiderer hatte das Kleeblatt nach 1:2-Rückstand mit zwei Toren 3:2 in Führung gebracht, doch die Bayern schlugen zurück und gewannen 4:3.

Die Fürther hatten trotz der Niederlage noch die Möglichkeit, sich als Tabellenzweiter der „Süddeutschen“ ebenfalls für die damals so genannten Schluss-Spiele um die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Dazu notwendig war nur noch ein Sieg aus den letzten beiden Partien, die beide im Ronhof ausgetragen wurden. So empfing die Spielvereinigung am 26. April 1926 den FV Saarbrücken.

Von Beginn an besser, kamen die Kleeblättler zu einem ungefährdeten 3:0. So konnte  man der letzten Runde mit Gelassenheit entgegensehen und empfing am 2. Mai mit dem Karlsruher FV einen Traditionsverein, der einst 1910 schon zur Einweihung des Ronhofs als amtierender Deutscher Meister zu Gast war.

Die Fürther konnten das Spiel als Test nutzen und siegten dank der Treffer von Ascherl (2), Seiderer und Otto locker 4:0. Der Blick ging schon voraus auf den 16. Mai – den Termin des DM-Achtelfinals gegen Viktoria Forst, den Südostdeutschen Meister. . . (Fortsetzung folgt)

1 Kommentar