Dauerkonflikt um Fürths Flussauen

29.4.2012, 13:00 Uhr
Dauerkonflikt um Fürths Flussauen

© Winckler

Das Angebot war großzügig: Eine Summe im sechsstelligen Bereich hätte ein Fürther Unternehmer springen lassen, um eine stattliche Skate-Anlage dort zu schaffen, wo sie in seinen Augen ideal platziert wäre: Am Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz — auf einer idyllisch gelegen Fläche, die bereits Bolzplatz und Spielplatz beherbergt.

Bevor das Projekt jedoch zur Beratung in städtischen Gremien landete, bekam der örtliche Bund Naturschutz (BN) Wind davon und hob vorsorglich mahnend den Finger: „Völlig verfehlt“ sei eine 1000 Quadratmeter große Anlage an dieser „naturräumlich herausragenden Stelle“ im Mündungsdreieck, schrieb Fürths BN-Chef Reinhard Scheuerlein an den Oberbürgermeister. Zudem sei noch 2007 von der Stadt propagiert worden, dass dies ein „Ort der Stille bleiben“ solle.

Erkennbar widerwillig hat man im Rathaus eingelenkt und ist auf die Suche nach einem weniger problematischen Standort gegangen. Die Stadt sei fündig geworden, nun warte man auf die Resonanz des potenziellen Wohltäters, so OB Thomas Jung auf FN-Nachfrage. Er wolle nicht hoffen, dass sich die Sache wegen der Komplikationen ganz erledigt hat.

„Schwierige Tendenz“

Der Rathauschef macht keinen Hehl daraus, dass er für die kompromisslose Haltung der Fürther Umweltschützer wenig Verständnis hat. Eine „schwierige Tendenz“ sei das — gerade wenn man beim Radeln von Fürth nach Nürnberg vergleiche, was die große Nachbarstadt „alles im Wiesengrund veranstaltet“. Hätte es Widerstand dieser Art seit jeher in der Kleeblattstadt gegeben, gäbe es in Jungs Augen heute „kein Freibad, keinen Radweg und keine Grillwiese“.

Befürchtungen, es könnte auch größere Diskussionen um einen Mehrgenerationen-Spielplatz geben, der seit längerem auf Initiative des Bündnisses für Familien und des Stadtjugendrings im Gespräch ist, bewahrheiten sich indes nicht. Gegen drei Stimmen hat der Stadtrat die Planung abgesegnet, die bis zum Herbst 2012 umgesetzt werden soll. Sie sieht vor, neben dem Friedhofssteg auf 6500 Quadratmetern — inklusive des schon vorhandenen Spielareals — vier Flächen für unterschiedliche Altersgruppen zu schaffen. Das Konzept umfasst unter anderem Naturstein-Kletterfelsen mit Seilgarten und Brücken, aber auch einen „Treffpunkt“ für ältere Menschen mit Sitzmöglichkeiten, Brettspieltischen und Boule-Bahn.

Ein gewisser Verlust „ökologischer Wertigkeit“ werde durch die Pflanzung von 35 Großbäumen ausgeglichen, heißt es. Viel Eigenleistung von Ehrenamtlichen, die der Stadtjugendring organisieren will, halten die Kosten mit 120000 Euro in Grenzen; die Ergo Direkt Versicherung hat 50000 Euro gespendet, der Stadtjugendring stellt 20000 Euro in Aussicht.

Die Meinung von Naturschützern, mit dem neuen Spielgelände werde ein Präzedenzfall geschaffen, teilten im Stadtrat die wenigsten. Doch wer glaubt, es kehre nun Ruhe ein, irrt — denn schon bahnt sich der nächste Konflikt an: Diesmal geht es um einen Flutlichtmast an der Ludwigbrücke, der Fußballern auf zwei Feldern des Schießangers das Kicken auch in den späteren Abendstunden ermöglichen soll. Das grelle Kunstlicht aber, sollen Gegner moniert haben, könnte den Flug von Insekten stören.

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