Den "Radlerwirt" gibt es auch im Landkreis

18.6.2020, 16:57 Uhr
Den

© Foto: Thomas Scherer

Warum, Herr Höhne, braucht es den Radlerwirt?

Nachdem es bereits länger Bed & Bike gibt, eine Aktion, bei der sich Beherbergungsbetriebe auf Radwanderer spezialisieren, wollten wir auch etwas tun, um den Tagestourismus anzukurbeln. Für die aktuell stark gebeutelte Gastronomie kann das eine zusätzliche Chance sein. Und den Radlern bieten wir Orientierung, ganz nach dem Motto: Hier seid ihr willkommen.

 

Den

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Sie sind selbst viel mit dem Rad unterwegs – ist das wohl nicht immer der Fall?

Es kommt schon durchaus vor, dass man als Radfahrer in verschwitzten Klamotten nicht unbedingt gut angesehen ist. Und ich spreche hier nicht von irgendwelchen edlen Restaurants, bei denen das vielleicht von vorneherein klar ist.

 

Was sind Ihrer Einschätzung nach die größten Probleme, denen Radler begegnen, wenn sie unterwegs einkehren wollen?

Eindeutig die Öffnungszeiten. Wenn ich auf einer Tour bin, dann komme ich als Radfahrer vielleicht nicht unbedingt zu den üblichen Zeiten in der Wirtschaft an und stehe dann am frühen Nachmittag vor verschlossener Tür.

 

Was wären denn weitere Kriterien, wenn ich Radlerwirt werden möchte?

Das sind keine großen Dinge: Es braucht sichere und gute Abstellplätze für die Räder. Die sind wichtig. Die Gäste sollten ihre Wasserflaschen auffüllen dürfen. Und neben Bus- und Bahnfahrplänen müssten auch Radwanderkarten, vielleicht am Eingang, zentral zugänglich sein.

Was erwartet der Radler auf der Speisekarte?

Es muss nicht das tolle Menü und es sollte nicht nur das Schäufele sein. Abwechslungsreiche Speisen, gerne auch vegetarische Gerichte, kalte Küche oder eine Vesper, vielleicht ein Salat, Café und Gebäck – keine großen Sachen.

 

Gefühlt sind 80 Prozent der Radfahrer inzwischen mit elektrischer Unterstützung unterwegs. Was ist also mit der E-Bike-Ladestation vor der Wirtschaft?

Es stimmt, der Trend geht klar zum E-Bike, wobei ich 80 Prozent im Moment noch für übertrieben halte. Aber mit den heutigen Akkus kommt man gut und gerne 80 bis 100 Kilometer weit, ausreichend für eine Tagestour, ohne dass man gleich unterwegs aufladen muss. Deshalb ist eine Station kein Muss, um Radlerwirt zu werden. Uns geht es dabei, wie schon beschrieben, um einen niederschwelligen Einstieg für denGastronomen. Allerdings: Die Hälfte der rund 30 Betriebe, die sich in Mittelfranken inzwischen der Initiative angeschlossen haben, bieten schon eine Lademöglichkeit an.

 

Zu wenig Personal, zu viele Vorschriften, dazu jetzt noch die Corona-Pandemie: Gastronomiebetriebe haben ohnehin schon genügend Probleme. Warum soll man sich jetzt auch noch damit beschäftigen, Radlerwirt zu werden?

Corona macht allen Betrieben massive Probleme, das stimmt. Aber in dieser Krise haben auch sehr viele Menschen das Rad für sich entdeckt. Die Radgeschäfte wurden leer gekauft, die Radwege sind so voll wie noch nie. Die Frage ist natürlich: Setzt sich das fort? Aber meiner Meinung nach können Wirte mit dem Logo Radlerwirt hier mit relativ einfachen Maßnahmen punkten, sich neue Kundenkreise erschließen und Werbung für sich machen. Das ist eine echte Chance.

 

Der Landkreis Fürth wurde von der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen vor einigen Jahren entsprechend zertifiziert. Wie fällt Ihr Urteil aus?

Fahrradfreundlich, das stimmt, wir haben ein gutes Wegenetz, eine einheitliche Beschilderung – momentan entsteht ein neues Radfahrkonzept. Aber natürlich ist der Landkreis heterogen. Stein ist zertifiziert, in Roßtal und Langenzenn tut sich etwas. Doch es gibt auch Gemeinden, in denen der Gedanke nicht so intensiv gelebt wird. Wir haben nach wie vor Problemstellen wie die unbefestigten Abschnitte des Biberttalradwegs zwischen Zirndorf und Fürth oder die fehlende Verbindung zwischen Wachendorf und Fürth. Auch in der Ortsdurchfahrt von Langenzenn müsste noch einiges getan werden.

 

Welche Touren würden Sie Radlern im Landkreis Fürth denn besonders ans Herz legen?

Der Landkreis ist relativ klein, da bieten sich eher Tagestouren an. Sehr schön ist der Hohenzollern-Radweg, der Fernradweg Prag-Paris führt die Radler hier durch, und natürlich haben die Flusstäler von Bibert und Zenn ihre ganz besonderen Reize.

Keine Kommentare