Denkmäler als Chance

15.1.2011, 16:00 Uhr
Denkmäler als Chance

© Scherer

Das Image als „Denkmalstadt“ ist eine feine Sache für Fürth. Einerseits. Andererseits, das weiß Baureferent Joachim Krauße natürlich auch, werden die strengen Auflagen des Denkmalschutzes immer wieder als Belastung empfunden — von Bauherren, die tiefer in die Tasche langen müssen, aber auch von vielen Handwerkern. Denkmalschutz, das bedeutet ja, dass einer bei seinen Arbeiten zum Beispiel auf wertvolle Stuckfriese achtgeben muss, dass er auf keinen Fall Kunststofffenster einbauen darf und Leitungen nicht dort verlegen kann, wo es ihm persönlich vielleicht am besten gefallen würde.

Der Baureferent und mit ihm Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, wittern in dem heiklen Thema Denkmalschutz aber auch eine Chance für die Fürther Handwerker. Bei 2000 Baudenkmälern in der Stadt fallen allerhand Sanierungen an, und Bauherren und Architekten sind ständig auf der Suche nach Handwerkern, denen sie die Aufgabe zutrauen. Das Netzwerk Denkmalpflege will ihnen die Entscheidung etwas leichter machen — und den Handwerkern vor Ort einen Vorsprung im Rennen um Aufträge verschaffen. Gelingen soll das allem voran mit einer Art „Empfehlungsliste“, die künftig auf den Internetseiten der Kreishandwerkerschaft einzusehen ist, aber auch im Quartiersmanagement der Stadt ausliegen soll. Gedacht ist sie als Plattform, auf der sich Handwerksbetriebe, die keine Scheu vor der Herausforderung Denkmalschutz haben, präsentieren können: mit den Erfahrungen, die sie auf dem Gebiet gesammelt haben, und der Mitarbeiterzahl.

Private Bauherren oder auch Genossenschaften, so Mörtels Hoffnung, finden damit vielleicht ganz schnell einen Betrieb, der für sie passt, und suchen erst gar nicht lange weiter. Bei der Liste allein soll es jedoch nicht bleiben, auch die Kompetenz der Fürther Handwerker im Bereich Denkmalpflege soll kontinuierlich weiterentwickelt werden. Besichtigungen sind ebenso geplant wie Seminare, in denen Restauratoren, Bauphysiker und Professoren ihr Wissen weitergeben.

"Sie denken, mit der Fassade ist es getan"

„Sie sollen ein Gefühl für die historische Bausubstanz entwickeln“, sagt Mörtel, „und sich eine Position verschaffen, die die Konkurrenz nicht hat.“ Das Auftreten nämlich sei ein anderes, wenn der Handwerker gut Bescheid weiß über Klassizismus und Gründerzeit oder seinem Auftraggeber einen Tipp in Sachen Födermittel geben kann. Viele Bauherren, so Alexandra Schwab vom Quartiersmanagement, unterschätzen selbst, was Denkmalschutz bedeute. „Sie denken, mit der Fassade ist es getan.“ Auch hier könne sich ein kompetenter Handwerker als wertvoll erweisen — noch bevor das falsche Fenster eingebaut ist.

„Wenn Sie sich einen Ruf erwerben können, dass Sie mit teilweise schwieriger Substanz umgehen können, dann ist das ein Mehrwert für Sie“, ermunterte auch Baureferent Krauße die Handwerker, die zum ersten Treffen des Netzwerkes im Oktober gekommen waren. Mittlerweile sind laut Mörtel rund 30 Betriebe dabei, weitere Mitglieder sind willkommen.

Kaum erwarten kann das Erscheinen der Mitglieder-Plattform Jobst Dentler, Geschäftsführer des Burgfarrnbacher Bauunternehmens Schenk, der sich vom Netzwerk vor allem für seine Steinmetze und Steinmetzmeister viel verspricht. „Dass einer von links oder rechts kommt und Sie überholt, können Sie nie verhindern. Aber wenn man sich richtig präsentiert, tut man sich ein wenig leichter.“