Der Biber, Baumeister wertvoller Lebensräume

20.9.2020, 21:00 Uhr
Der Biber, Baumeister wertvoller Lebensräume

© Foto: BN Fürth Land

"Würdest du gerne draußen bei Wind und Wetter zwischen Erde und Holz schlafen?" Das Mädchen schüttelt den Kopf, und Ulrich Meßlinger fährt fort: "Dem Biber macht das nichts aus, denn er hat ein dichtes, weiches Fell, bis zu 23 000 Haare auf einem Quadratzentimeter. Manch einer von uns hätte gern insgesamt noch so viele Haare." Unter den Zuhörern mit etwas lichteren Frisuren ertönt Gelächter.

Mit solch anschaulichen Vergleichen, aber auch mithilfe von Präparaten von Biberfell und -schädel erklärte der Biologe und Biberexperte Meßlinger allerhand über den Nager und seine Lebensweise. Gut 20 Interessierte waren der Einladung des Bundes Naturschutz gefolgt und trafen sich in Ammerndorf zur Biberexkursion. Bei der Tour entlang des Reichenbachs stießen die Teilnehmer auf einen großen, bereits bewachsenen Biberdamm, dahinter aufgestautes Wasser und abgenagte Bäume.

Oberhalb des Damms sind die Strukturen erkennbar vielfältig: Es gibt Sumpfboden, Gehölzgruppen und kleine, sonnige Lichtungen – alles mosaikartig ineinander verzahnt. Und vor allem gibt es einen langen Uferbereich mit vielen Flachwasserzonen, die für Amphibien und Libellen äußerst wertvoll sind: eine Aue.

Rascher Wandel

"Wo man den Biber ans Werk lässt, ist die Artenvielfalt nicht mehr weit." Nach Beobachtungen des Biologen muss man darauf nicht einmal lange warten: Bereits in den ersten Jahren nach einem Umbau der Landschaft durch den Biber schnelle die Artenvielfalt von Amphibien, Vögeln, Heuschrecken und Libellen in die Höhe. Dies funktioniere bei einer brachliegenden Fläche ohne Zutun des Nagetiers weit weniger gut und vor allem nicht so rasch.


Kurioser Polizeieinsatz: Ein Biber auf Abwegen


 

Ganz direkt bekommt der Mensch auch Gegenleistungen, lässt er den pelzigen Nager gewähren. Auenlandschaften können bei Starkregen viel Wasser aufnehmen – sie dienen damit als Hochwasserschutz. Zudem verbessert die im Boden gespeicherte Feuchtigkeit das Lokalklima im Sommer angenehm. Außerdem wird das Wasser wirksam gefiltert und Grundwasser neu gebildet. Bei den langen Trockenperioden der vergangenen Jahre sei das ein wichtiger Faktor, sagt Meßlinger.

Dass es mit "Meister Bockert" auch Probleme gibt, weil manchmal einfach kein Platz ist für aufgestaute Biberseen, weiß der erfahrene Experte. Auch Schäden in der Land-, Forst- und Teichwirtschaft kommen vor, wenn die Tiere zum Beispiel Teiche oder Flächen mit ihren Bauten überfluten oder austrocknen lassen. Dafür müsse es Entschädigungen geben.

Chance bei Ausgleichsflächen

Aber die große Leistung des Bibers, die er kostengünstig und ohne weiteres Zutun erbringt, würde vielfach unterschätzt. Alles, was man dazu benötige, sei ein Gewässer und ein (ungenutztes) Stück Land. Möglichkeiten, weitere Biberlandschaften zu fördern, ergeben sich dann, wenn Gemeinden entsprechende Ausgleichsflächen ausweisen oder bestimmte Areale "einfach so" aus der Nutzung nehmen. Was, wie beschrieben, durchaus nicht uneigennützig ist. Denn die Artenvielfalt profitiert ganz nebenbei.

1 Kommentar