Der Damen-Debattierzirkel

FÜRTH - Sie diskutieren über Literatur, Philosophie, Kunst, Mode und Politik: Acht Seniorinnen aus Fürth und Umgebung gehören in der Volkshochschule (VHS) zum «harten Kern» der Frauengesprächskreise. Seit über 30 Jahren treffen sie sich mehrmals pro Woche.

«Liebe Leute» begrüßt VHS-Leiter David Cunningham die fröhliche Runde, die sich im VHS-Bistro getroffen hat. Er hat bunte Blumensträuße mitgebracht, für jede «Jubilarin» einen. Man lacht, man sagt «weißt Du noch» oder «kannst Du Dich an die eine erinnern». . . Und dann werden Geschichten erzählt von Fahrten und Ausflügen zu Orten, zu denen man alleine nie gefahren wäre.

«Ich war neugierig»

Im Herbst des Jahres 1976 trafen sich die ersten Frauen im Berolzheimerianum. Auch Ingrid Pscherer war dabei, damals 34 Jahre alt. Ihre Tochter war gerade in den Kindergarten gekommen. Da entdeckte sie den Kurs «Frauengesprächskreis» in einem VHS-Prospekt. «Und ich war neugierig», gibt Pscherer zu.

Genau wie Hildegard Christl wollte sie «zu Hause rauskommen» und Abwechslung zum Familienalltag finden. «Mein Mann hat damals gesagt: Geh doch mal hin», erzählt Christl. Seitdem kommt sie regelmäßig und möchte die Zusammenkünfte nicht missen. «Ich habe auf einmal gesehen, dass andere Frauen die gleichen Sorgen und Probleme haben», ergänzt Irma Uhl, die seit 1978 die Runde besucht.

Karl Marx und der Papst

Alleine, sagt sie, wäre sie niemals ins Logenhaus gekommen, hätte sicherlich niemals das ZDF in Mainz, das Europaparlament, die Firmen Faber-Castell und Flabeg oder das Druckhaus der Nürnberger Nachrichten besucht.

Gemeinsam mit den Damen vom Gesprächskreis legen die Kursleiterinnen Ingrid Sondershaus und Ruth Umhauer die Themen für jedes Semester fest, planen Exkursionen oder laden Referenten ein. Da geht es um Aristoteles und Karl Marx, um die Situation in Afghanistan oder die Papstwahl, um einen Reisebericht in die Antarktis oder um Kunstgeschichte.

Aus einem Schnuppervormittag am Computer wurde binnen kürzester Zeit ein regelmäßiger Kurs. «Wir sind», sagt Pscherer, «vielseitig interessiert.» Zahlreiche Anfragen kommen immer wieder von anderen Frauen, die auch gerne mitmachen würden. Doch die Plätze sind begrenzt. Und solange keine der Teilnehmerinnen den Frauengesprächskreis verlässt, kann auch niemand neu einsteigen. BIRGIT HEINRICH