Der Milchhof in Alt-Oberasbach macht Investoren Appetit

21.2.2019, 13:28 Uhr
Der Milchhof in Alt-Oberasbach macht Investoren Appetit

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Filetstück", so würde wohl ein Makler das rund 11 000 Quadratmeter große Areal an der St.-Lorenz-Straße im typischen Werbesprech anpreisen. Allerdings präsentiert es sich in einem tristen Zustand: "Privatgrundstücke – Betreten verboten", heißt es auf einem gelben, nur noch entfernt an die einst viereckige Form erinnernden Plastikschild am Eisentor, das die Zufahrt verwehrt. Ein wenig grotesk, weil der Maschendrahtzaun daneben niedergewalzt ist, so dass jeder problemlos auf die verwilderte Streuobstwiese und das Gelände gelangen kann.

Weiter hinten steht ein Haus, dessen ursprünglich wohl dunkelgrüne Fassade vom Regen ausgewaschen ist. Die Fenster sind mit Holzläden verschlossen, nur unten mittig ist eine Scheibe zur Hälfte zu sehen: Das Gebäude glotzt den Betrachter dadurch an wie ein Zyklop.

Ein hoher Klotz

Ein unbefestigter Fahrweg führt um das Haus herum, rechts zieht sich ein mächtiger Baukörper – ursprünglich als Produktionsgebäude für die hier geplante Käserei vorgesehen – an der Grundstücksgrenze zum benachbarten Bauernhof der Familie Peter entlang. Und damit nicht genug: Auch hinter dem ehemaligen Wohnhaus erhebt sich ein hoher Klotz, gedacht als Lager.

Wer die Ortsansicht von Alt-Oberasbach mit dem Kirchlein von St. Lorenz und den alten Sandsteinscheunen im Kopf hat kann die Ansicht von Manfred Gruber leicht nachvollziehen. Der frühere 2. Vorsitzende des Heimatvereins sagt: "Es wäre besser, diese Gebäude wären gar nicht entstanden."

Veto der Landwirte

Nach dem Tod des ehemaligen Besitzers Thomas Miederer tat sich lange Zeit nichts. Ende der 1980er Jahre habe es erstmals Pläne für den Bau einer Wohnsiedlung gegeben, erzählt Thomas Peter. Der Stadtrat (FDP/ FOB) und Landwirt betreibt mit Frau und seinen beiden Söhnen in vierter Generation einen landwirtschaftlichen Betrieb. Das Vorhaben scheiterte seinerzeit, so erzählt es Peter, an den Einsprüchen der damals noch fünf vorhandenen Bauern im Ort.

Danach wechselte das Gelände mehrere Male den Eigentümer: Nach dem SOS-Kinderdorfverein folgten zwei weitere Inhaber. Peter bedauert, dass die Stadt bei den diversen Verkäufen ihren Hut nicht in den Ring geworfen hat. Im Vergleich zu jetzt seien die Preise damals noch "akzeptabel" gewesen. Die beste Möglichkeit wäre Anfang der 90er Jahre gewesen, glaubt er, als es um einen Platz für das neue Feuerwehrhaus gegangen sei. Allerdings sei das Vorhaben an der absoluten CSU-Mehrheit im damaligen Oberasbacher Gemeinderat gescheitert.

Flächen im Außenbereich?

Im aktuellen Fall ging es nun um eine Bauvoranfrage des aktuellen Besitzers für zwei insgesamt rund 7000 Quadratmeter große Teilflächen. Dabei die entscheidende Frage: Liegen diese Grundstücke ganz oder teilweise im unbeplanten Innenbereich des Altortes und gelte damit Paragraf 34 Baugesetzbuch oder handelt es sich schon um den Außenbereich?

Der Rechtsanwalt des Antragsstellers geht von Ersterem aus. Er begründet dies mit der gängigen Rechtsprechung und den Abständen der Gebäude auf den Grundstücken bzw. zu weiteren Wohnhäusern. Man könne deshalb von "Baulücken" sprechen. Die Stadt Oberasbach legt sich auf den Außenbereich fest und weiß sich hier mit dem Landratsamt einig. Das heißt, bevor hier irgendetwas passiert, müsste ein Bauleitverfahren kommen. Und dabei gelte es, viele Punkte zu beachten, unter anderem die Ortsrandeingrünung und den Erhalt vorhandener Grünstrukturen. Knackpunkt ist aber mit Blick auf den Peter-Hof der Immissionsschutz.

Dörflichen Charakter erhalten

Grundlage für jedwede Bauaktivität im Altort Oberasbach ist der sogenannte Rahmenplan. Diesen gibt es seit 2013 – in einem mehrjährigen Prozess von den Bürgern erarbeitet, hatte ihn der Stadtrat damals beschlossen. Das Werk gibt vor, wie der dörfliche Charakter des Altortes erhalten werden soll und wohin die weitere Entwicklung geht. Für Verwaltung und Stadtrat ist das Konzept bei Beschlüssen verbindlich.

Als Expertin daran mitgewirkt hat die Nürnberger Architektin Brigitte Sesselmann. Was auch immer auf dem Areal passiert, Knackpunkt ist aus ihrer Sicht die Erschließung. Die St.- Lorenz-Straße könne auf keinen Fall mehr Verkehr aufnehmen, sagt sie. Klar sei auch, dass eine "vernünftige Entwicklung" auf dem Gelände von innen nach außen erfolgen müsse und nicht umgekehrt, wie es Bauträger, weil einfacher, gerne praktizierten. Schon wegen des Asbachgrunds dürfe der Ortsrand nicht angetastet werden.

Keine Reihenhäuser

Mit Bezug auf den Rahmenplan hat die Stadt denn auch deutlich gemacht, was hier allenfalls möglich wäre: "Wohnen im Bestand" sowie "eine zurückhaltende Bebauung", die einen Übergang zwischen Talgrund und Altort herstellt. Klar ist laut Verwaltungsvorlage auch, was nicht geht: Zeilenbauten und Reihenhäuser seien "an dieser Stelle nicht erwünscht".

Thomas Peter setzt da noch einen drauf: Kleinstgewerbe könnte sich der Landwirt mit Blick auf die Zukunft seines unmittelbar angrenzenden Hofes vorstellen. Da seine beiden Söhne längst mit im Geschäft sind, werde es für die nächsten 35 Jahre neben dem Milchhofgelände einen landwirtschaftlichen Betrieb geben, sagt er. Komme Wohnbebauung, befürchtet Peter Konflikte. Deshalb steht sein Standpunkt fest: "Dagegen werden wir massiv arbeiten und uns wehren."

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