Der neue Edeka in Roßtal geht in Kürze an den Start

5.12.2014, 13:00 Uhr
Der neue Edeka in Roßtal geht in Kürze an den Start

© Foto: M. Müller

Ein Fachwerk-Markt mit Butzenfenstern, wie im Bauausschuss zu Beginn der Planungen vor knapp vier Jahren gewitzelt wurde, als es um die „qualitativ hochwertige Gestaltung“ für das Gebäude an der Unteren Bahnhofstraße ging, ist der neue Supermarkt nicht geworden. Binnen eines halben Jahres hat Edeka Nordbayern den Komplex im Mühlbachgrund hochgezogen. Bürgermeister Johann Völkl findet, „dass er für den Zweck, für den er gebaut wurde, sehr ansprechend geworden ist“. Selbst von Kritikern habe er schon gehört, „dass der neue Markt doch besser aussieht als befürchtet“.

Die Dimensionen des Flachdachgebäudes rücken den benachbarten Penny ins Abseits: 85 Meter lang, 34 Meter breit und sechs bis acht Meter hoch ist der Neubau. Ins Novembergrau fügt er sich farblich stimmig. „Wunderschön“ findet Völkl die Schauseite der anthrazitfarbenen Verkleidung. Sie ist mit einem filigranen Geäst weißer Linien verziert. Es greift im Stil eines Fotonegatives auf, was der Bau verstellt: Den Waldsaum am Hang dahinter. Eine Reminiszenz an 2362 Quadratmeter Wiese, die unter dem Grundriss verschwunden ist. Die Grenzen des Landschaftsschutzgebietes mussten verschoben werden. „Dafür hat Edeka auch viel Geld aufs Öko-Ausgleichskonto der Gemeinde gezahlt“, sagt Betreiberin Ruth Kittler. Überhaupt sei der Markt ein grüner Markt geworden: Moderne Kältetechnik erspare der Atmosphäre tonnenweise Kohlenstoffdioxid. Das Dach wird begrünt, Regenrückhaltung ist mittlerweile Standard solcher Projekte.

In den Bau hat Edeka als Bauherr Ruth Kittler zufolge über fünf Millionen Euro investiert. Noch einmal so viel bringt sie mit ihrem Bruder Richard Peipp als Geschäftsführer-Duo der Lebensmittel Peipp GmbH auf, um die Inneneinrichtung und die Ware zu finanzieren. Die selbständigen Kaufleute pachten das Gebäude von Edeka langfristig. Als ihre Familie vor 125 Jahren im heutigen Naturkostladen an der Schlossmauer mit einer Spezereihandlung in die Branche einstieg, „waren wir ein kleiner Laden von vielen. Heute sind wir die einzigen privaten Supermarkt-Betreiber, die es in Roßtal noch gibt“.

Doch das Zukunftsprojekt, mit dem Ruth Kittler hofft, die Familientradition fortzusetzen („die Kinder haben Interesse“), war umstritten. Zwei Bürgerinitiativen, eine für ein „grünes Herz“ in Roßtal, die andere für „besseres Einkaufen“ am Ort, initiierten einen Bürgerentscheid. Anfang 2011 votierte eine Mehrheit für den Supermarkt. Von 3967 Abstimmenden sagten 2291 Ja. Ruth Kittler weicht der Frage, wie das für sie als alteingesessene Roßtalerin war, aus und verweist darauf, „dass wir ja auch viele Unterstützer hatten“. Für sie ist es ein Neuanfang. Die Frage, warum sie sich das Großprojekt mit 57 Jahren noch antut, quittiert sie mit Schmunzeln. Die Tage des alten, völlig beengten „Lebensmittel Peipp“ an der Schlossmauer 9 waren gezählt. „Im Einzelhandel muss man dran bleiben, wenn man nix tut, ist schnell der Ofen aus, dann wandert die Kundschaft ab zur Konkurrenz“, sagt sie.

Die, die sich vom alten Standort, wo die GmbH 40 Jahre lang Lebensmittel verkaufte, „bereits in den größeren Märkten verlaufen haben, versuchen wir jetzt zurückzugewinnen“, erklärt die Kauffrau. Der Markt an der Schlossmauer schließt am 6. Dezember, genauso wie der Naturkostladen schräg dahinter, der im Neubau einen eigenen Bereich bekommt. Weiter läuft der Getränkemarkt ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite.

Im Edekamarkt noch weiter ortsauswärts an der Pelzleinstraße, in der sich die Supermarktkette selbst eingemietet hatte und das Geschäft in Eigenregie führte, gab es die letzten Tage 20 Prozent Rabatt auf alles. Morgen schließt der Markt. Was aus ihm wird, ist noch offen, sagt Edeka-Vertriebsberater Günter Link, der Kittler & Peipp im Endspurt mit einem ganzen Team beim Ausstatten der 1450 Quadratmeter Verkaufsfläche unterstützt. Unterm Strich hat Roßtal damit 90 Quadratmeter mehr Supermarkt-Verkaufsfläche als bisher. Nur finden die sich an der Bahnhofstraße gebündelt, was Raum schafft für mehr Auswahl. Und für den alten Peippschen Supermarkt hat sich bereits ein Nachnutzer gefunden. Hier zieht ein Fitness-Center ein.

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