Der Preis-Hammer

10.6.2008, 00:00 Uhr
Der Preis-Hammer

© Hans-Joachim Winckler

Wer sagt, dass Kunst immer nur passiv konsumiert gehört, mit bedachtsamer Distanz und im Flüsterton? Irrtum. Bei der Installation der 1964 in Thalmässing geborenen, in Karlsruhe lebenden Barbara Denzler ist der aktive Fürther gefragt und gefordert; ja, ohne ihn geht es gar nicht. Ein bisschen Muckis schaden nicht, sind aber keine Voraussetzung. Denzler, die für ihre Raumgestaltungskonzepte bereits mehrfach Preise erhielt, bittet zum Dreiklang, der eine Melodie aller Fußgängerzonen ist - Nehmen, Geben, Wegwerfen.

Zwei beklemmend schlichte Regale, wie sie jeder daheim im Keller stehen hat, füllen die Stirnseiten des Containers. Gelbe Signalschrift, begrenzend und abgrenzend, weist auf dem Fußboden auf das Verfahren im Fall des Übertretens hin. Links «Geben/Nehmen», rechts «Zerstören/Geben». Wer die linke Seite ansteuert, soll dort Gegenstände aus dem eigenen Haushalt, die er für entbehrlich oder überflüssig hält, abgeben. Man kann völlig problemlos vorbeigehen und mitnehmen, was gefällt - ein Tauschprogramm, in dem Bauch und Geschmack entscheiden, nicht die Dicke des Portemonnaies.

Und rechts? Wer will, dass seine gebrauchten Sachen nicht mehr in Gebrauch bleiben sollen, der stelle sie in diesem Regal ab. Doch zuvor wird er aufgefordert, sich ans Zerstörungswerk zu begeben. In der Raummitte liegen Schutzbrillen, Handschuhpaar und ein robuster Hammer bereit. Gestern Nachmittag zierten eine glorreich getroffene Porzellanschüssel, ein gründlich zerrissenes Rätselheft und ein Haufen Elend, der einmal eine Brille war, das Regal.

Mit ihrer sich täglich wandelnden Installation fragt Denzler, was eigentlich als minderwertig gilt und was nicht. Was ist Konsum? Wie zerstörerisch, wie beglückend wirken marktwirtschaftliche Prinzipien? Welche Wertigkeit hat das Kostenlose? Der Container steht schräg gegenüber einem Ein-Euro-Shop. Zufall? mab

Mathildenstraße, Ecke Schwabacher Straße, täglich 11-20 Uhr.