Designer-Brillen made in Puschendorf

6.9.2011, 19:00 Uhr
Designer-Brillen made in Puschendorf

© Leberzammer

„Unsere Wettbewerbsvorteile sind Flexibilität, Exklusivität und Vertraulichkeit“, betont Uwe Zettner, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Fritz leitet. Im Gegensatz zu Produktionsstandorten im europäischen Ausland oder Fernost habe Zettner nicht mit Daten- und Ideenklau zu kämpfen. „Vorlagen und Werkzeuge verwenden wir für jeden Kunden exklusiv und geben sie nicht aus dem Haus“, beteuert er. Die Geschäfte laufen hervorragend. Die auf 48 Mitarbeiter angewachsene Belegschaft könne die Nachfrage manchmal kaum befriedigen.

Begonnen hatte alles in einer kleinen Garage im Fürther Stadtgebiet, wo der heutige Seniorchef zusammen mit seinem Vater und einem Cousin 1957 erste Brillengestelle fertigte. Bereits 1966 war die Zahl der Angestellten auf zehn angestiegen und das Unternehmen siedelte an seinen heutigen Standort um.

Der Aufschwung

Einen wahren Boom erlebt die Firma in den vergangenen zwei Jahren, als alleine 25 neue Mitarbeiter angestellt wurden. Sehr zur Freude von Puschendorfs Bürgermeister Wolfgang Kistner, der den Betrieb in der Neustädter Straße vor kurzem gemeinsam mit Landrat Matthias Dießl besuchte: „Zettner ist seit jeher einer der größten Arbeitgeber im Ort.“

Gut 60 Arbeitsgänge sind nötig, bis so ein Brillengestell ausgeliefert werden kann. Das Material, aus dem es gefräst wird, ist Cellulose-Acetat. Dies wird aus Baumwollfasern hergestellt und in großen Platten an Zettner geliefert.

Weil die Mode auch beim Brillendesign ständig wechselt, verzichtet das Puschendorfer Unternehmen auf Vorratslagerung. „Unsere Kunden schicken den Grundstoff für die Brillen zu jeder Bestellung mit“, erläutert Uwe Zettner. Seine hochwertigen Acetat-Fassungen beziehen namhafte Designer aus aller Welt wie Reitz, Lunor oder Götti. Neben modernen, computergesteuerten Fräsmaschinen erledigen nach wie vor viele fleißige Hände die Bearbeitung: schleifen, polieren, Scharniere einsetzen und vernieten oder das Anbringen der Designernamenszüge per Heißprägung. Ohne ihre motivierten Mitarbeiter kämen Vater und Sohn Zettner nicht weit. „Es ist ein Geben und Nehmen“, meint Uwe Zettner. „Ich zeige Verständnis und Flexibilität bei den Arbeitszeiten, etwa wegen der Kinderbetreuung, dafür sind meine Mitarbeitern dann bereit, auch einmal am Wochenende zu arbeiten.“

Wichtig sei zudem, Arbeiten nicht nur zu delegieren, sondern selbst vormachen zu können. Als gelernter Stahlformenbauer ist sich der 40-jährige Chef nicht zu schade, neben Organisation, Personalplanung und Vertrieb, auch einmal selbst an der Werkbank zu sitzen.

Mit den Nachbarn – das Betriebsgelände ist umgeben von Wohnhäusern – pflegt der Firmenchef ebenfalls ein gutes Verhältnis. Doch die Kapazitäten des 2500 Quadratmeter großen Areals sind beinahe erschöpft. Noch wird in den Gebäuden des Vorbesitzers, einer Spielzeugfabrikation, produziert. Sollten jedoch Neubauten nötig werden, gilt nicht mehr der Bestandsschutz, sondern Emissionsschutz- und Abstandsgebote.

Bürgermeister und Landrat versicherten ihre Unterstützung. „Von Puschendorf in die ganze Welt. Dies auf einem sehr speziellen Marktsegment am Produktionsstandort Deutschland zu erreichen, während die meisten Mitbewerber in Lohndumpingländern fertigen, verdient wirklich unternehmerische Anerkennung“, zeigte sich Dießl beeindruckt.

Keine Kommentare