Deutschlands bestes Tanzmariechen kommt aus Oberasbach

25.4.2016, 09:00 Uhr
Deutschlands bestes Tanzmariechen kommt aus Oberasbach

© Heiko Mönke

Was bei Katharina auf der Bühne leicht und locker aussieht, ist knochenharter Hochleistungssport. Das wird schnell klar, wenn man die 16-Jährige beim Training beobachtet. Zwischen drei und fünf Stunden verbringt die Zehntklässlerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums täglich mit dem Üben von Salti, Flickflacks oder Schritt- und Sprungsequenzen.

Man merkt ihr den sportlichen Ehrgeiz an — aber auch die Freude, die sie am Sport hat. Besonders in den vergangenen Jahren war sie deshalb auch extrem erfolgreich: 2014 und 2015 wurde sie Süddeutsche Meisterin und 2014 Deutsche Vizemeisterin. 2016 gewann sie, wie im Jahr davor, die Deutsche Meisterschaft und holte sich mit 481 von 500 möglichen Punkten den Titel der Ü15-Tanzmariechen im Karnevalistischen Tanzsport.

Gekrönt wurde ihr zweiter Titel durch einen Live-Auftritt bei der Veitshöchheimer Faschings-Kultsendung „Fastnacht in Franken“ sowie einer persönlichen Tanzeinlage vor Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Über 50 Pokale gewonnen

Über 50 Pokale hat Katharina schon geholt: „Früher wollte ich auch nur mal einen gewinnen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge und ihren sportlichen Werdegang. Im Alter von acht Jahren begann sie mit dem orientalischen Tanz, auf den sie über ein Plakat der Showtanzgruppe der DJK Oberasbach aufmerksam wurde. Mehr durch Zufall, sagt sie, landete sie schließlich in der Turnabteilung.

„Eigentlich war ich total unsportlich und konnte nicht einmal die einfachsten Übungen wie ein Rad“, erzählt die Sportlerin. Ein Blick auf ein Foto von ihrem Auftritt im Bundeskanzleramt, auf dem sie in einem perfekten Spagatsprung wie eine Feder durch die Luft fliegt, macht es schwer, ihren Worten zu glauben. „Meine Trainerin Anastasija Riedlinger hat erkannt, dass ich ehrgeizig bin und das Potenzial zum Tanzmariechen habe. Und als der Knoten bei mir geplatzt war, lernte ich auch schnell.“

Doch nicht nur Spagat und Rad — Pflichtelemente des Karnevalistischen Tanzes — machen ein Tanzmariechen aus. „Alles muss zusammenpassen, die Musikalität, die Akrobatik und die Tanzelemente müssen sitzen, aber auch Ausstrahlung gehört zu einem Tanzmariechen.“

Zudem ist ausgesprochen viel Ausdauer erforderlich, denn die bis zu drei Minuten langen Tanzeinlagen sind eine rasante Abfolge von Sprungschritten, Flickflacks, Salti und Bogengängen, ein Element, das auch in der Rhythmischen Sportgymnastik bekannt ist, vergleichbar einem langsamen Handstandüberschlag.

Bei den Akrobatik-Elementen kann Katharina zudem mit einem Alleinstellungsmerkmal punkten: „Meine Lieblingsfiguren sind der freie Bogengang aus dem Knie und der freie Bogengang in den Spagat. Und das mach’ auch nur ich.“ Obwohl sie sonst eher bescheiden ist und mit ihren Erfolgen nicht prahlt, ist sie „darauf doch ein bisschen stolz“.

Schade findet sie hingegen, dass ihr Tanz häufig in die Ecke der „Faschings-Hupfdohlen“ gestellt und die sportliche Leistung nicht gesehen wird. „Mit Fasching hat der Karnevalistische Tanzsport eigentlich wenig zu tun“, betont sie. Die meisten ihrer Auftritte habe sie außerhalb der Session, und deshalb trainiere sie auch das ganze Jahr über gleich intensiv. „Im Sommer beginne ich mit den neuen Tänzen, zum Ausruhen habe ich also keine Zeit“, sagt sie schmunzelnd.

Neben dem täglichen Training und der Schule, die dank ihrer eisernen Disziplin sehr gut läuft, geht sie auch noch zum Joggen oder Fahrradfahren. „Kondition kann ich nicht genug trainieren. Aber dafür kann ich auch essen, was ich will.“

Die Familie hilft

Zu den zahlreichen Wettbewerben und Auftritten wird Katharina von ihrer Mutter Karin Theil begleitet, aber auch ihr Vater und ihre älteren Brüder sind stolz auf sie und unterstützen sie, wo sie können, denn Katharinas Sport ist nicht nur trainings-, sondern auch sehr zeit- und kostenintensiv. „Ich tanze massenhaft Schuhe durch, bei Wettbewerben sind Startgelder zu bezahlen und auch die Kostüme kaufen mir meine Eltern.“

Auch ihre Freundinnen und Lehrkräfte finden es toll, dass Katharina so gut tanzt. „Das freut mich schon“, sagt sie bescheiden. Sie möchte Sport studieren und sich im Bereich Tanzpädagogik spezialisieren. „Erste Erfahrungen darf ich als Co-Trainerin beim DJK sammeln, denn ich trainiere die Kleineren mit“, erklärt sie. Demnächst will die Oberasbacherin die Trainerlizenz angehen.

Inzwischen ist Katharina ein Vollprofi: Sobald sie auftritt, konzentriert sie sich nur darauf, so perfekt wie möglich zu tanzen. Dann beeindrucken sie weder Tausende von Zuschauern bei den Wettkämpfen noch berühmte Persönlichkeiten wie die Bundeskanzlerin oder der bayerische Ministerpräsident, und auch ein Fernseh-Millionenpublikum wie bei „Fastnacht in Franken“ bringt sie nicht aus dem Takt. Wenn sie leichtfüßig und mit scheinbar schier endloser Ausdauer lächelnd über die Bühne springt, zahlt sich das jahrelange, harte und schweißtreibende Training aus. Und dem Betrachter ist spätestens dann klar, warum Katharina das beste Tanzmariechen Deutschlands ist.

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