Die alten Kirchenbiber fliegen in Veitsbronn vom Dach

13.6.2021, 21:00 Uhr
Die alten Kirchenbiber fliegen in Veitsbronn vom Dach

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Bedenk dein Zeit, dein Ewigkeit." Ein kluger Spruch, der die Sonnenuhr am Turm von St. Veit schmückt. Tatsächlich passt er gar nicht schlecht zur Renovierung des Gotteshauses, das vor einer gefühlten Ewigkeit erbaut und für das es nun Zeit wurde, überarbeitet zu werden.

Mit knapp über 700 000 Euro ist die Instandsetzung veranschlagt, zu der etwa die statische Absicherung gehört, die Erneuerung der Dachziegel, der Einbau eines Sandsteinbodens und neuer Technik.

"Die Planung und Vorbereitung läuft schon seit mehr als drei Jahren intensiv", sagt Pfarrer Johannes Meisinger. Ganz zu Anfang sei man davon ausgegangen, dass vermutlich nur Schönheitsreparaturen an abblätterndem Putz oder an ein paar feuchten Stellen anstehen.


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Bei näherer Prüfung wurde schnell deutlich, dass an dem Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert mehr getan werden muss. Bei der vorangegangenen Sanierung in den 70er Jahren war zum Beispiel in den Boden eine Warmluftheizung eingebaut worden. Bald bemerkte man damals aber, dass deren Gebläse den bedeutenden Kunstwerken im Inneren der Kirche gar nicht gut bekam und musste Kompromisse eingehen.

Sandstein aus Worzeldorf

Jetzt wird stattdessen eine elektrische Bankheizung installiert, die auch weniger Energie benötigt. Der vor knapp 50 Jahren verlegte Fliesenboden wird ebenfalls ausgetauscht, auch auf Wunsch der Denkmalschutzbehörde.

Verlegt wird nun Worzeldorfer Sandstein, der südlich von Nürnberg im Lorenzer Reichswald gebrochen wird und der historischen Baugeschichte von St. Veit viel besser entspricht. Unter die Kirchenbänke soll – natürlich barrierefrei – ein Holzdielenboden kommen, der in den Wintermonaten zu einem wärmeren Raumklima beitragen kann.

Die genaue Begutachtung der Statik brachte zunächst einmal beruhigende Ergebnisse: Die Kirche ist nicht akut gefährdet, aber es muss etwas getan werden, denn die Mauern driften auseinander. Schuld daran ist der nachträgliche Einbau der beiden Emporen nach dem Dreißigjährigen Krieg beziehungsweise die Montage der Orgel, für die einst die Struktur des Daches verändert wurde.

Seither liegt die Dachlast komplett auf den Außenmauern. Architekt Roland Ostertag, als Projektleiter für das beauftragte Architekturbüro Hilpert + Kollegen aus Burgfarrnbach tätig, erklärt: "Für die Kirchenbesucher wird die statische Absicherung fast unsichtbar verbaut."

Im Zuge der Arbeiten geht es auch den alten Kirchenbibern an den Kragen. Statt ihrer wird das Dach des Kirchenschiffs komplett mit neuen Biberschwanzziegeln gedeckt. Neben einer Überprüfung der Elektroleitungen steht außerdem der Austausch des Schaltschranks an, der inzwischen auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken kann und längst nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht. Künftig wird eine zeitgemäße Licht-, Heizungs- und Glockenschlagwerk-Steuerung möglich sein.

"Ganz viele Spenden"

Zur Finanzierung bringt zum einen die Gemeinde ein, "was sie an Rücklagen gebildet hat", sagt Johannes Meisinger. Der Zuschuss der Landeskirche werde sich etwa auf ein Drittel der Kosten belaufen. Zudem wurden Anträge auf Förderung etwa bei der Bayerischen Landesstiftung gestellt. Meisinger freut sich über "ganz viele Spenden", die für die Renovierung eingingen: "Daran merkt man, dass den Leuten ihre Kirche am Herzen liegt." Die einstige Wehrkirche, die nach dem Heiligen Veit, einem der 14 Nothelfer benannt wurde, besaß über die Jahrhunderte hinweg große Anziehungskraft.

Seit ihren Anfängen kamen Wallfahrer hierher, ein Brauch, der auch aufrechterhalten wurde, nachdem St. Veit 1529 evangelisch wurde. Zu den Kunstschätzen der Kirche zählt zum Beispiel der Marienaltar, der zwischen 1470 und 1480 in der gleichen Werkstatt gefertigt wurde, wie der St.-Wolfgang-Altar für St. Lorenz in Nürnberg.


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Derzeit sind die empfindlichen Altäre sorgsam verhüllt, damit sie während der Bauarbeiten keinen Schaden nehmen. In einem letzten Schritt sollen sie noch fachgerecht von den Ablagerungen vergangener Jahrzehnte befreit werden.

Etwas Wesentliches liegt Pfarrer Meisinger auf dem Herzen: "Wir renovieren hier, trotz der kunsthistorischen Bedeutung unserer Kirche, kein Museum, sondern einen Raum, der nach der Renovierung wieder mit Leben gefüllt wird."

Dazu beitragen wird moderne Licht- und Tontechnik sowie ein fest installierter Beamer, damit in St. Veit auch in Zukunft zeitgemäß gestaltete Gottesdienste gefeiert werden können – nach dem aktuellen Stand der Planung wird das an Ostern 2022 wieder möglich sein.

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