Die Einstellung zum Ehrenamt verändert sich

7.12.2019, 10:00 Uhr
Die Einstellung zum Ehrenamt verändert sich

© Hans-Joachim Winckler

Die 1000. Ehrenamtskarte konnte die Stadt Fürth im September vergeben: Bernd Spiegel vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) durfte sie entgegennehmen – wegen seines langen Einsatzes für andere sogar in der goldenen Version. Schon seit 1964 ist er beim BRK aktiv.

Mit der Karte belohnt der Freistaat Menschen, die sich bürgerschaftlich einbringen. Landesweit kommen sie damit in den Genuss mancher vergünstigter Eintritte und Rabatte. Die blaue Karte ist zwei Jahre gültig, die goldene unbefristet.

Seit 2015 beteiligt sich die Kleeblattstadt an der Initiative. Seitdem wurden 830 blaue und 246 goldene Ehrenamtskarten verliehen, wie das Rathaus zum gestrigen Tag des Ehrenamts mitteilte – verbunden mit Worten des Dankes. Ihr Einsatz mache die Stadtgesellschaft "in vielen Bereichen erst so richtig lebenswert".

Hinzu kommen die vielen Menschen, die helfen, ohne die Karte zu besitzen. Die Kleeblattstadt sei geprägt vom starken Zusammenhalt der Menschen, lobten Oberbürgermeister Thomas Jung und Bürgermeister Markus Braun. Die Arbeit nahezu aller Vereine baue auf das ehrenamtliche Engagement unzähliger Fürther Bürgerinnen und Bürger.

Zugleich dankte die Stadtspitze den mehr als 80 Fürther Unternehmen und weiteren Partnern, die den Karteninhabern Vergünstigungen ermöglichen. Dies sei ein "weiteres großartiges Zeichen von Wertschätzung und Gemeinschaftssinn".

Um die blaue Bonus-Karte zu erhalten, müssen Ehrenamtliche seit zwei Jahren durchschnittlich fünf Stunden pro Woche oder bei Projektarbeiten mindestens 250 Stunden jährlich fürs Gemeinwohl investieren. Das Rathaus rechnet vor: Mit den Karten, die in Fürth ausgehändigt, wurden bereits fast zwei Millionen Stunden Engagement dokumentiert.

Unterdessen beobachtet man im Fürther Freiwilligen-Zentrum (FZF) in der Theresienstraße 3, dass sich etwas verändert: Viele, gerade die jüngeren Menschen, "wollen sich nicht zu lange binden", sagt Leiterin Ute Zimmer. Sie suchen stattdessen nach Möglichkeiten, für einen überschaubaren Zeitraum Gutes zu tun. "Da müssen Einrichtungen umdenken."

Infos für die Sporadis

Das FZF hat aus diesen Interessenten eine Gruppe gebildet: die "Sporadis". Sie bekommen Infos, wo kurzfristig Hilfe nötig ist. Das kann bei einer Veranstaltung sein, bei Aktionen oder einem Projekt. Daneben gibt es weiter diejenigen, die mehr Zeit mitbringen. Oft halten ältere Menschen die Angebote am Laufen.

Viel Zuspruch registriert das FZF zurzeit für Initiativen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, wie die Lebensmittelretter oder den Verein Bluepingu, sowie für Hilfsangebote für Senioren. Das Freiwilligen-Zentrum ist in Fürth die größte Anlaufstelle für Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen möchten. Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat man hier während der Flüchtlingskrise ab 2015 erlebt. Davon abgesehen sei die Zahl der Helfer in den vergangenen Jahren recht stabil gewesen, so Zimmer.

Rund 400 Menschen sind in den eigenen Projekten des FZF tätig, darüber hinaus vermittelt es aber auch Helfer in 80 gemeinnützige Einrichtungen. In einem Beratungsgespräch versucht man, das jeweils Passende zu finden. "Unser Fokus richtet sich darauf, was der Mensch will, der zu uns kommt", sagt Zimmer, "nicht darauf, wo wir gerade am meisten Menschen brauchen."

Apropos: Gebraucht wird aktuell zum Beispiel Unterstützung für die Kulturtafel. Das Projekt der Diakonie bietet Menschen mit wenig Geld Freikarten für Kultur-, Sport- und Freizeitveranstaltungen. Gesucht werden Freiwillige, die bei der Organisation helfen und gerne telefonieren. "Kein kurzfristiges Engagement, aber ein sehr schönes", sagt Zimmer.

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