Die Freiheit der Ordnung

30.8.2018, 13:00 Uhr
Die Freiheit der Ordnung

© Foto: Thomas Scherer

Wer auf den ersten Eindruck setzen will, hat sich schnell ein Bild gemacht: Alles schön bunt hier. Und irgendwie übersichtlich. War’s das? Von wegen. Die Bilder, die die in Nürnberg lebende Ansbacherin Cornelia Hammerer in der Foerstermühle zeigt, verweigern sich auf ruhige, aber bestimmte Art vorschnellen Schlüssen. Stattdessen haken sie sich fest. Im Blickfeld, im Kopf. Farben und Formen entfalten fern von jedem rationalen Erfassen ein Eigenleben.

Im Sechser-Pack präsentiert die Künstlerin eine Werkgruppe, die als Baukasten funktioniert. Je 70 mal 80 Zentimeter misst jede Leinwand, die sie mit Acrylfarben gestaltet hat. Jede Arbeit hat dieselbe Aufteilung in Farbfelder, die präzise voneinander getrennt sind. Wobei "präzise" ohne Wenn und Aber als bindende Vorgabe verstanden werden muss. Absolut perfekte Konturen, kein Abweichen von der Linie, keine Verläufe. Selbst der Farbauftrag ist ohne erkennbare Strichführung. Es gibt keine Spuren, die der Pinsel hinterließ, das Temperament des Künstlers bleibt dem Betrachter verborgen.

Ein amerikanischer Kunstkritiker verpasste dieser Technik vor 60 Jahren den wunderbar treffenden Namen "Hard Edge". Klare Kante ist exakt das, was Cornelia Hammerer anbietet. Ihre Ansage ist so unzweideutig und nachdrücklich wie ihr Stil. Nichts ist dabei einem so unsicheren Element wie dem Zufall überlassen. Das beginnt bei der Wahl der Farben, die die 56-Jährige getroffen hat. "Manchmal mische ich tagelang an einem Farbton, bis er wirklich genauso ist, wie ich es will", sagt Hammerer und vergleicht ihr Streben mit musikalischen Ambitionen. "Wenn einer singt, will er doch auch, dass es richtig klingt." Zwei, höchstens drei Farben dürfen pro Bild auftreten. Der Kombination der Nuancen kommt damit essentielle Bedeutung zu. Die dunkle Seite bleibt außen vor. Schwarz, Braun, Grau spielen nicht mit. Ihr Credo lautet: "Farben sollen eine lebensbejahende und positive Wirkung haben."

Ebenso planvoll ist die Linienführung festgelegt. "Rational und konstruktiv gesteuert" nennt die Künstlerin ihre Vorgehensweise, bei der sie vom Anbeginn ihres schöpferischen Akts eine minutiöse Vorstellung vom Resultat hat. Das Baukastenprinzip ihrer neuen Werkreihe erlaubt nun grundsätzlich, beliebige Konstellationen zusammenzustellen.

Größtmögliche Freiheit also, theoretisch zumindest. Denn wieder gibt es ein Prinzip, das sich durchsetzt – mag auch die Grundlage dafür auf einer allenfalls fühlbaren, möglicherweise emotionalen Ebene beruhen. Das Streben nach Ordnung heißt diese schwer fassbare Regel. Für Hammerer ist "Ordnung das Gegenteil von Beliebigkeit". Denn: "Sie herrscht dort, wo etwas seinen geeigneten Platz hat."

Doch die Künstlerin kann und will auch ganz anders. Davon sprechen kleinformatige Arbeiten, die jetzt dem Zufall Raum lassen. Keine klaren Kanten mehr. Aber wieder kommt Schicht um Schicht der Farbe eine Hauptrolle zu, Elemente formen sich zu Mustergruppen.

Welche Technik steht hinter diesen Arbeiten? "Betriebsgeheimnis", sagt Cornelia Hammerer, schweigt und überlässt es ihren Arbeiten, sich zu erklären.

ZSiehe "Fürther Kunststücke" auf dieser Seite. In den FN von morgen stellt sich Hammerer den Fragen unserer Freitagsreihe "FragWürdig".

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