Die Guten ins Töpfchen

16.6.2019, 20:32 Uhr
Die Guten ins Töpfchen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Soundtrack zu "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", weihnachtlichstes aller weihnachtlichen Märchenfilmvergnügen – in Gluthitze. Trotzdem, es funktioniert doch tatsächlich immer noch, und es funktioniert sogar im Juni – nein, das Tränchen im Augenwinkel muss vom Sonnenlicht kommen.

Den sattsam bekannten Walzer lässt Regisseurin Sonja Soydan in 75 Minuten ein bisschen zu oft erklingen, dennoch macht sich die schöne, gute, warmherzige Stimmung dieser Klosterhof-Kinderproduktion 2019 von Anfang an breit und geht nicht mehr. Mit einigem Geschick hat Soydan den 26 hochmotivierten Klostermäusen Rollen auf den Leib geschrieben, die niemanden überfordern und die zugleich dem Aschenputtel-Stoff keine allzu großen Zwänge antun. Sogar Jongleure und Narren sind im kunterbunten Spiel, an dem nicht nur kleinere Zuschauer ihre Freude haben dürften.

Der Langenzenner Bauplan ist so effizient wie klar: Ziemlich geradeaus, ohne Mätzchen, aber mit reichlich Gespür für die nicht ganz einfachen Dimensionen dieser Bühne wird die Geschichte erzählt, und ein schier unerschöpflicher Kostüm- und Requisitenfundus trägt dazu bei, dass es viel, sehr viel zu gucken gibt – ob es die putzig eingekleideten Tauben sind oder die schrillen Looks der herrlich trutscheligen Stiefschwestern, die hier Chantal (Magdalena Mitländer) und Jaqueline (Lisa Billmann) heißen. Während Stiefmutter Rosalinde (Johanna Bendl) zum Ball beim Prinzen offenbar eine Goldpraline nachzuahmen gedenkt und eine gute Fee (mit schöner Gesangsstimme: Damia Wahner) fürs Wunderwirken eigens ihren Wellnessurlaub in Italien unterbricht. Ein großer Spaß und trotzdem kein Spaß-Feuerwerk, so soll es sein.

Viele nette Details und Running Gags, die aus Kindertheater gutes Kindertheater machen, zeichnen den kurzweiligen Nachmittag aus – sei es der überaus kauzige König (Noah Ufer), der Fanfarist (Niclas Jelinek), der stets nur einen gut gemeinten, aber mies gespielten Ton hervorbringt, oder die drei Mäuse (Gustav Ringel, Valentin Ritter, Tamino Fritsch), die zu allerlei Anlässen buchstäblich aus der Versenkung kommen. Als Lockerungsübungen mitten im Erzählfluss gibt es einige Verfolgungsjagden, die ruhig noch etwas slapstickhafter hätten geraten dürfen.

Passgenau besetzt sind das Aschenputtel, das hier Aurelia heißt und von Lara Pilsberger mit schlichter, stiller Würde versehen wird, sowie Prinz Viktor, den Anna Ufer als emotional brodelnden Freigeist gibt. Wobei keine Zweifel daran bestehen, wem hier die meisten Herzen im Handumdrehen zufliegen: Als französisch parlierende, elegant schleichende Katze Tiffany ergattert Tjara Svarovsky den Putzigkeits-Sonderpreis. Mon dieu, prima, dieses Langenzenner "Aschenputtel".

Info: Klosterhofspiele 2019 Kinderproduktion: "Aschenputtel", Klosterhof Langenzenn (Prinzregentenplatz 2). Weitere Termine: 29./30. Juni, 14./20./21./27./28. Juli, jeweils 16 Uhr. Karten, auch mit ZAC-Rabatt, in der Geschäftsstelle der Fürther Nachtichten, (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77), ohne Rabatt an der Vorverkaufsstelle der Klosterhofspiele (Nürnberger Straße 22, Langenzenn) und an der Tageskasse.

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