Die härtesten Damen und Herren der Stadt

16.7.2011, 22:00 Uhr
Die härtesten Damen und Herren der Stadt

© Knut Meyer

Das Jugendamt hat ein Jazzfestival organisiert. Seit diesem Abend hat der FN-Kritiker Tinnitus. „Komplexe Klangbilder“ fabriziert das Trio um Pianist Chris Baier — eine schöne Formulierung, die sagen will: Dem Baier seine Mucke klingt so wie Lebertran schmeckt und Schweißfüße riechen. „Schien man sich gerade noch im Innersten der Welt zu befinden“, so die FN weiter, „so meinte man gleich darauf, den musikalischen Urknall mitzuerleben.“ Ein Knall, der „bei vielen die Grenzen der Verdaulichkeit überstieg“.

„Rohr frei!“ ist auch die Devise Ludwig Stieglers beim SPD-Stadtparkfest. Der Bundestagsabgeordnete — Markenzeichen: roter Pulli — redet sich gegen Franz Josef Strauß urknallmäßig in Rage und bemüht einen feinen Aphorismus von Lichtenberg, um den lieben Landesvater derb zu schmähen: „Man kann einen Hintern schminken wie man will, es wird nie ein richtiges Gesicht daraus.“ Nicht verwechseln, bitte: Stiegler zitierte Georg Christoph Lichtenberg. Der war 200 Jahre vor Uwe unterwegs. O-Ton Stiegler ist allerdings dies hier: „Unser erster Gruß gilt jenen, die heute Morgen ihren Rausch von gestern ausschlafen.“ Wirklich vogelwild, diese SPD.

Auf Adlerschwingen scheint LAC-Sportlerin Brigitte Brückner bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Berlin unterwegs zu sein. Über ihre Taktik hat sich die 800-Meter-Flitzerin monatelang in gedankenschweren Stunden den Kopf zermartert, bis dann dieser Satz endlich in der Zeitung steht: „Ich laufe was das Zeug hält und lasse mich überraschen.“ Die komplexe Strategie geht auf, Brückner wird Zweite.

Schwerstarbeiterin im Fürther Team ist unterdessen Angelika Kuhmann, die in Berlin binnen eines Tages fünfmal an den Start geht. Befragt, wie das so war, sagt sie trocken: „Wenigstens kannte ich mich danach im Stadion aus.“

Wobei man mit Orientierungsmärschen nicht früh genug beginnen kann. In der Gallasstraße tippen Polizisten zwei Jugendlichen auf die Schultern, die mit den Dienstgradabzeichen eines Oberstleutnants und eines Hauptmannes dekoriert sind. Die 14 und 15 Jahre alten HobbyDesperados toben sich gerade bei einer selbstorganisierten Wehrübung aus — in Original-Uniformen und mit der „teuren Nachbildung einer Uzi-Maschinenpistole“ (FN). Alles liebevoll und ganz legal zusammengekauft. Die Polizei ändert den Marschbefehl Richtung Elternhäuser. Dort fallen Kinnladen herunter.

Nicht anders ergeht es SpVgg-Haudegen Dieter Seelmann, der sich zur Fußball-WM privat in Mexiko aufhält und den FN verrät, dass er an nichts anderes denkt als an Fußball: „So hübsche Frauen wie dort habe ich bisher noch nie gesehen.“

So strenge Frauen und Männer wie in Fürth sieht man selten: Acht kommunale Verkehrswächter nehmen in der Innenstadt die Arbeit auf und verwarnen aufs Knallhärteste jeden, der nicht bis drei ordnungsgemäß eingeparkt hat. Eine Kontrolleurin bekennt: Dieser Job ist kein leichter. „An heißen Tagen wie heute brennen abends die Füße.“ Fürth kann halt wie Jazz sein: sagenhaft glutvoll.