Die helfende Hand in der Fremde

10.4.2012, 08:26 Uhr
Die helfende Hand in der Fremde

© De Gaere

Jürgen Zeitler kann sich noch gut an seine Ankunft in Pakistan erinnern. Ende der 1980er Jahre war das, Zeitler sollte dort für Siemens arbeiten. Mit Erleichterung stellte er damals fest, dass ihn am Flughafen gleich jemand erwartete, der ihn zu seiner Unterkunft begleitete. Und nicht nur das: Der sogenannte „Pate“ organisierte alles, was Zeitler für den Berufseinstieg in der Fremde benötigte — einschließlich einer „liquor permit“. Mit dieser Genehmigung, für die es 19 Stempel brauchte, war es ihm als Ausländer in dem muslimischen Land gestattet, Alkohol zu kaufen.

Nun möchte Zeitler etwas von diesen positiven Erfahrungen weitergeben an Menschen, die es beruflich nach Deutschland verschlägt. Seit März betreibt er gemeinsam mit Geschäftspartner Jörg Buchberger, der sich zwölf Jahre lang um die Einbürgerung von Flüchtlingen in Australien gekümmert hat, die Agentur BZ Relocation Services. Sie will ausländischen Arbeitnehmern helfen, schneller Fuß zu fassen. Dazu bucht die Firma, die den neuen Mitarbeiter beschäftigt, verschiedene Dienstleistungen bei Zeitler und Buchberger. Sie kümmern sich dann etwa um eine Übergangsbleibe, erledigen Behördengänge und Visaformalitäten, helfen bei der Wohnungssuche und sorgen dafür, dass der Nachwuchs einen Platz im Kindergarten kriegt. „In England und Australien ist dieser Service für ausländische Mitarbeiter selbstverständlich“, sagt Jürgen Zeitler. Für sinnvoll hält er ihn auch hierzulande. Schließlich erwarteten deutsche Unternehmen auch, dass sich ihr Mitarbeiter möglichst schnell auf seine neue Arbeit konzentrieren kann. Wenn man sich aber nebenbei noch um den Umzug oder einen Sprachkurs kümmern muss, fällt das schwer.

Die Ersten, die von diesem Service profitieren, sind Uni-Absolventen aus Peking, die ihre berufliche Karriere bei Siemens starten. Ihnen haben Zeitler und Buchberger nicht nur Wohnungen vermittelt, sie waren mit den jungen Chinesen auch bei einem Spiel im Ronhof. Schließlich geht es darum, das Deutschland-Image aufzupolieren und die „Neubürger“ in Bräuche und Gepflogenheiten einzuführen. Das ist auch Nicole Eldrige wichtig. Sie arbeitet bei der Agentur Easy Entry, die es seit 2005 in der Gustavstraße gibt. Auch sie kümmert sich darum, dass ausländische Mitarbeiter bei ihrem Start im fremden Land Hilfe bekommen. Ihre Zahl sei in den vergangenen Jahren etwas angestiegen, sagt Eldrige; ein Grund dafür dürfte der Fachkräftemangel sein. Angst vor der Konkurrenz, die sich ebenfalls in der Altstadt niedergelassen hat, hat sie nicht. Sie glaubt, dass die international agierenden Unternehmen der Umgebung wie Siemens, Puma, adidas oder die GfK genügend Arbeit für alle abwerfen. Inzwischen nehmen auch immer öfter kleine Firmen ihre Dienstleistungen in Anspruch.

Hochzeitsglocken läuten

Im Vordergrund steht bei Easy Entry aber nicht nur, den Start im neuen Land möglichst reibungslos zu organisieren, sondern auch beim Knüpfen von Bekanntschaften behilflich zu sein. Dafür organisiert Eldrige regelmäßige Zusammenkünfte der Neubürger mit interessierten Deutschen. Einmal wurde sie dabei sogar zur Heiratsvermittlerin: Bei einem dieser Treffen lernte ein Amerikaner eine Deutsche kennen und lieben. Die Hochzeitsglocken läuteten einige Jahre später.

Keine Kommentare