Die kleine Künstlerkolonie am alten Flussbad ist gerettet

18.4.2005, 00:00 Uhr
Die kleine Künstlerkolonie am alten Flussbad ist gerettet

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Es war eine kleine Siegesfeier der Musen. Keine spektakulär lärmende, sondern eine still versonnene. Zur Besiegelung des neuen Nutzungskonzepts war auf einem Gartentisch am Rednitzufer Limonade und Mineralwasser aufgefahren. OB Thomas Jung kam mit dem Rad und genoss wie die Vertreter der Initiative die Sonnenstrahlen. Zunächst für fünf Jahre überlässt die Kommune den Künstlern die Baracke mit der Auflage, dass sie in Stand gesetzt, vermietet und unterhalten wird.

Die Vereinbarung kann um weitere fünf Jahre verlängert werden. Das erste Jahr gilt als Probezeit, in der beide Parteien vom Vertrag zurücktreten können. „Die Stadt wird mithelfen, dass das hier nicht scheitert“, versprach Jung bei der Unterzeichnung. Er findet es gut, dass das Quartier keine geheime Künstlerenklave mehr ist, sondern öffentlich zugänglich. Neben den neuen Anwohnerparkplätzen an dem zur Badstraße hin gelegenen Grundstücksrand soll am Flussufer eine Promenade und ein kleiner Spielplatz entstehen. In der Vergangenheit haben hier viele Künstler, zuletzt Akademieprofessor Michael Munding im Stillen gearbeitet.

Die Initiative strebte von Anfang an eine Öffnung für das interessierte Publikum an und trat mit der Idee zur Einrichtung eines Cafés auf den Plan. Da jedoch eine derartige Einrichtung mit vielen Auflagen verbunden ist, denkt man inzwischen nur noch an eine Art Vereinscafé, das nur zu bestimmten Anlässen, an Wochenenden und bei Veranstaltungen, bewirtschaftet wird. Ein erster Einsatz könnte das am Freitag, 13. Mai, ab 17 Uhr geplante Eröffnungsfest sein.

Auch wenn es noch nicht groß auffällt: Die Renovierung haben die Künstler bereits in Angriff genommen. Ein Teil der Fenster und Fensterläden sind neu gestrichen, die alten Toiletten herausgerissen worden. „Am meisten Arbeit macht die Entsorgung des alten Materials“, sagt Bernd Hausmann, Kassier der Initiative. Wichtigstes Unternehmen neben der Sanierung der Kanalisation und Neuverlegung der elektrischen Leitungen ist die Abdichtung des Daches. Ob es noch einmal geflickt werden kann oder einer gänzlich neuen Abdeckung bedarf, muss erst noch ermittelt werden. Erst wenn das Dach dicht ist, kann an die Innensanierung gedacht werden.

Eine Warteliste

Doch die Zeit drängt, denn am 1. Mai schon wollen die Künstler (sie stammen ausnahmslos aus der Region) einziehen. Die Mietverträge für die acht Ateliers sind bereits am 1. April unterzeichnet worden. Sie laufen zunächst ein halbes Jahr, wobei die Vorsitzende der Initiative, Elke Feneteau, versichert: „Wir sind aber schon an dauerhaften Mietern interessiert. Das Interesse an den Ateliers ist derart groß, dass eine Warteliste angelegt wurde.“ „Es gibt nur wenige so schöne Ateliers im Großraum“, erklärt die zweite Vorsitzende, Natalie Golob, den Andrang.

Die beiden heruntergekommenen Schuppen an der Badstraße sollen für die neuen Parkplätze noch in diesem Jahr abgerissen werden. Auf die ursprünglich auch anstelle der historischen Baracke geplanten Parkplätze kann nach Jungs Einschätzung verzichtet werden, da in der Mathildenstraße ein neues Parkhaus mit 260 Stellplätzen errichtet worden ist und am Berolzheimerianum ein weiteres mit 120 Plätzen entsteht.

Mitarbeiter des Grünflächenamtes haben das Areal bereits unter die Lupe genommen. Ein großes Rasenstück ist neu angesät. Zur finanziellen Unterstützung der Renovierung sucht die Initiative noch nach Sponsoren, die im Gegenzug bei allen künftigen Veranstaltungen herausgestellt werden können. Die laufenden Kosten sollen von den Mieteinnahmen gedeckt werden. VOLKER DITTMAR