Die Kurzarbeitsrate steigt explosionsartig an

23.1.2009, 00:00 Uhr
Die Kurzarbeitsrate steigt explosionsartig an

© Thomas Scherer

«Momentan stehen bei uns die Telefone nicht mehr still», erzählt Reiner Hollerung, der bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg den kompletten Agenturbezirk inklusive der Stadt und des Landkreises Fürth betreut. Bei Hollerung können sich Arbeitgeber wie Arbeitnehmer zum Thema «Kurzarbeit» informieren - und die Zahl der Firmen, die sie schon angemeldet haben oder bei denen sie unmittelbar bevorsteht, steigt nach seiner Auskunft «fast stündlich». Am gestrigen Donnerstag hatten in der Stadt 35 Betriebe für 440 Mitarbeiter davon Gebrauch gemacht, im Landkreis waren es 30 Firmen und 450 Beschäftigte.

Davon stammen nur jeweils zehn Firmen aus der wegen des strengen Frostes darbenden Baubranche, der Rest ist den Metall verarbeitenden Betrieben und der ins Schleudern geratenen Kfz-(Zulieferer-)Branche zuzurechnen.

Zwar sei die globale Krise noch nicht in voller Härte in Fürth angekommen, es herrsche aber «große Unruhe», wie es Hollerung formuliert. Allgemeine Meinung in den Chefetagen sei, dass «der Boden noch nicht erreicht ist», sich die Probleme also noch verschärfen werden, ehe die wirtschaftliche Talsohle durchschritten ist. Ein Indiz, dass die Krise länger dauern könnte, ist die auffällige Ausweitung des gesetzlich erlaubten Zeitrahmens für Kurzarbeit, die nun bis zu 18 Monate dauern darf.

Dennoch gebe es eine Tendenz, fachlich qualifiziertes Personal in den Betrieben zu halten. Die Kurzarbeitsphase wird mit Unterstützung der Arbeitsagentur bei vielen Firmen zur Weiterschulung und Zusatzqualifikation der Beschäftigten genutzt. Mit dieser Strategie - das gezielte Angebot «passgenau zugeschnittener» Qualifizierung und Weiterbildung - hatte es die Agentur für Arbeit vor dem weltweiten Einbruch geschafft, die Arbeitslosenzahlen 2008 gegenüber 2007 deutlich zu senken.

Wiedereingliederung gelang

Dabei gelang es nicht nur, viele Menschen unter 25 Jahre mit abgeschlossener Berufsausbildung in «Lohn und Brot» zu bringen, sondern auch eine größere Zahl der Arbeitslosen über 50 wieder in den Markt einzugliedern. Bemühungen, die jetzt einen herben Rückschlag erlitten haben: «Vor allem im Bereich der Zeitarbeitsfirmen wurden viele junge Arbeitskräfte ausgestellt, die zum Teil erst im Herbst ihre Stelle angetreten hatten», weiß der Fürther Agentur-Leiter Günther Meth.

Meth geht davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen 2009 zumindest nicht über das Niveau von 2007 steigen. Eine Hoffnung, die der Arbeitsvermittler Kurt Schubert, im Arbeitgeberservice eingesetzt, mit Fakten untermauert: «Die Nachfrage im Metall-, Elektro- und Installateurhandwerk ist nach wie vor groß - und schwer zu befriedigen, weil die Firmen ihre guten Leute halten», so Schubert. Führt der Kurs dennoch in die Arbeitslosigkeit, ist diese möglichst rasch anzuzeigen - am besten persönlich, weil auch der Postweg «viel Zeit kostet», wie Wolfgang Stotz aus der «Leistungsabteilung» warnt. Zumal bei verspäteter Abgabe eine Sperrfrist und verzögerte Zahlung des Arbeitslosengeldes drohen.

«Wir wollen Arbeitsplätze erhalten», betont Günther Meth. Wofür die Agentur von der Bundesregierung unter anderem mit erweiterten finanziellen Mitteln ausgestattet wird.

Weitere Information im Internet unter www.arbeitsagentur.de; Kurzarbeits-Infos für Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter Telefon (09 11) 5 29 33 88; Hotline zur «Arbeitssuchend-Meldung» (0 18 01) 55 51 11.