Die Mandel, die nach Chili schmeckt

8.10.2008, 00:00 Uhr
Die Mandel, die nach Chili schmeckt

© Hans-Joachim Winckler

Die Auslage des Süßwarenstandes «Wiener Melange» kommt farbenfroh daher: Rote, schwarze, weiße und sogar rosafarbene Mandeln reihen sich dort dicht an dicht. Die Namensschildchen an der Scheibe verraten, wonach die Leckereien schmecken: Nutella, Bounty, Vanille, Jogurette, Chili. «Der Hit in diesem Jahr sind die Fürther Kirchweih-Mandeln, die schmecken nach Lebkuchen», verrät Sabrina Keller-Braun, die Betreiberin des Standes.

Im vergangenen Jahr haben sie und ihr zukünftiger Mann das Geschäft übernommen und wollten «etwas ganz Neues» machen. Also haben sie am Geschmack der Mandeln gefeilt. Los ging es mit Rum und Amaretto, «dann wurde es immer exotischer». Wann immer sie ein wenig freie Zeit an der Mandelbox hat, erfindet die 28-jährige Jungunternehmerin neue Kreationen. Die Angehörigen müssen dann als Testesser herhalten. «Vor allem meine Schwiegermutter ist sehr kritisch. Wenn alle grünes Licht geben, nehme ich die Mandeln ins Sortiment auf», sagt Keller-Braun, die die Geschmacksrichtung Crossie zu ihrem persönlichen Favoriten auserkoren hat.

Bei den Kunden kann Keller-Braun mit ihrer Fantasie punkten. Die Zirndorferin Melanie Kreidl zum Beispiel kann nur selten am Stand vorbeigehen, ohne sich ein Tütchen mitzunehmen. Am liebsten mag sie die Raffi-Mandeln, «weil ich Kokos liebe». In Kreidls Kollegenkreis hat man schon alle Varianten durchprobiert. Die Chili-Mandeln beispielsweise bekamen dort das Prädikat «scharf, aber lecker». «Das sind ja auch unsere Männer-Mandeln», sagt Erfinderin Keller-Braun und lacht. Sie hat die Geschmäcker ihrer Kunden genau beobachtet. Nun weiß sie: Bei den Frauen stehen die Varianten Jogurette und Raffi ganz hoch im Kurs.

Auch Martha und Helmut Hühnergarth haben sich vor der Theke der «Wiener Melange» eingefunden und beäugen interessiert die Auslage. Ihr Enkel hat sie beauftragt, eine Tüte Bounty-Mandeln mitzubringen. Aus Neugier lässt Helmut Hühnergarth sich eine Kostprobe geben. Sein salomonisches Urteil: «Schon gut, aber ich bin da jetzt net so narrisch.»

Mandeln mit Aroma liegen im Trend, auch einige andere Süßwarenstände bieten eigene Kreationen feil. Die «Knusperkate» von Ulrike Grauberger beispielsweise experimentiert schon seit drei, vier Jahren mit Vanille und Rum. «Die Leute wollen immer mehr Abwechslung», weiß sie. Dennoch hat sie die Chili-Mandeln inzwischen wieder aus dem Programm genommen: «Das war eher so ein Gag für die Jugend.»

Noch ganz neu im Aroma-Mandel-Geschäft ist Andreas Müller von «Müller’s Mandeln». Erst seit 14 Tagen hat er die neuartigen Leckereien im Angebot - «und es läuft gut an». Vanille, Amaretto und Rum-Kokos weist seine Auslage aus, aber er denkt schon an weitere Geschmacksrichtungen, wie Erdbeer und Karamell. Allerdings glaubt er, dass die Aroma-Mandeln ein «Randartikel» bleiben. Müller: «Die Naturmandeln sind einfach unantastbar.»

Diese Aussage würde Gunda Müller sofort unterschreiben. Seit 57 Jahren ist sie mit «Willi’s Mandeln» auf der Fürther Kirchweih vertreten und immer hatte sie mit ihren normalen, aromafreien Mandeln Erfolg. Nutella und ähnliche Kreationen findet die 76-Jährige «furchtbar»: «Das hat mit Mandeln nix mehr zu tun, die müssen natur sein!» Zahlreiche Stammkunden halten ihr für ihre nach originalem Rezept gebrannten Mandeln die Treue. Die genaue Rezeptur kennt nur Gunda Müller selbst - «und die nehme ich auch mit ins Grab».

Dennoch: Mandeln mit Zusatz sind auch der Seniorin nicht unbekannt. «Vor ein paar Jahren haben wir mal Alkohol-Mandeln mit Asbach Uralt probiert. Die waren fantastisch!» Doch in Serie ist Müller damit nicht gegangen - «damit die Jugend keinen Alkohol erwischt».

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