Sport und Glaube

Die Rohrer Teebeutel glauben fest ans Kleeblatt

9.1.2014, 22:00 Uhr
Pfarrer Michael Wolf gründete 2012 in seiner damaligen evangelischen Gemeinde in Rohr bei Schwabach den Kleeblatt-Fanklub "Rohrer Teebeutel".

Pfarrer Michael Wolf gründete 2012 in seiner damaligen evangelischen Gemeinde in Rohr bei Schwabach den Kleeblatt-Fanklub "Rohrer Teebeutel".

Rohr, eine 3500 Einwohner zählende Gemeinde unweit von Schwabach. Die kleine Kirche steht direkt neben dem Pfarrhaus. Der niedrige Gartenzaun ist in diesen Tagen von Tau bedeckt. Innen das Büro des Pfarrers. Vollgestopfte Bücherregale, im Eck stehen zwei Gitarren, einige Kreuze sind im Zimmer verteilt.


Das klassische Büro eines Geistlichen könnte man meinen, und dennoch deuten einige Details darauf hin, dass Michael Wolf ein etwas anderer Pfarrer ist. Im Eck beispielsweise stapeln sich Mannschaftsplakate der SpVgg Greuther Fürth, unter dem Schreibtisch steht griffbereit eine Kiste mit weiß-grünen Schals und Trikots, die Vereinsordnung des Fanklubs „Die Rohrer Teebeutel“ liegt auf dem Tisch. Der 37-jährige selbst sitzt entspannt in seinem Schreibtischstuhl und lehnt sich zurück.

Früh begeistert

Auf den ersten Blick wird deutlich: Fußball ist seine Leidenschaft, der aus Unterfranken stammende Michael Wolf war schon früh davon begeistert. Von dem Tag an, als die Mannschaft des TSV Vestenbergsgreuth 1994 gegen die damals schon übermächtigen Bayern im DFB-Pokal mit 1:0 gewann, schlug sein Herz für den Verein. Nach der Fusion mit den Fürthern galt das auch für die neu gegründete Spielvereinigung Greuther Fürth. Mit seinem Wechsel als Vikar nach Poppenreuth wurden die Stadionbesuche im Ronhof daher zum festen Bestandteil seiner Wochenenden.

Als er jedoch eine Stelle in der evangelischen Kirche der Ukraine angeboten bekam, musste Wolf nicht lange überlegen und zog gemeinsam mit seiner Frau für zwei Jahre ans Schwarze Meer. Eine prägende Zeit, an die der Pfarrer noch heute gern zurück denkt — auch wenn die Ukrainer vorher noch nie von dieser ominösen Spielvereinigung gehört hatten. „Immer wenn ich ein Trikot der Fürther getragen habe, wurde ich gefragt von welcher Mannschaft das ist.“ Die Folge: „Nach zwei Jahren kannte fast jeder in der Gegend die Spielvereinigung“, sagt Wolf. Für die Gründung eines Fanklubs aber habe die Begeisterung dann doch nicht gereicht.

Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine führte Wolfs Weg nach Rohr, die kleine Gemeinde in einer von Club- und Bayern-Fans geprägten Gegend. Nach und nach stellte sich jedoch heraus, dass Michael Wolf nicht der einzige Fürth-Anhänger in der Gemeinde war. Der Gedanke, einen eigenen Fanklub aus der Taufe zu heben, war ihm schon länger durch den Kopf gegangen, am 25. März 2012 lud er schließlich zum Gründungstreffen der „Rohrer Teebeutel“ ein.

Mit 15 Personen fing man an, binnen zwölf Monaten verdreifachte sich die Mitgliederzahl. Eine Erfolgsgeschichte, die zum Großteil dem weltoffenen Pfarrer zu verdanken ist. Er kümmerte sich beispielsweise früh darum, dass Spieler und Vereinsverantwortliche nach Rohr kommen, um die Bekanntheit der „Teebeutel“ in der Region zu steigern.

Am zweiten Advent des gerade vergangenen Jahres hielt sogar SpVgg- Präsident Helmut Hack eine Rede im Gottesdienst — eine Besonderheit, die viele Rohrer in die Kirche lockte: Rund 150 Menschen wollten den Ehrengast sehen, darunter Besucher, die sonst nicht in die Kirche kommen.

Stoßgebete nötig

In diesem Jahr, sagt der Pfarrer, brauchen die Fürther keinen Fußballgott. Denn selbst wenn sie nicht aufsteigen, sieht er bei der Entwicklung der Mannschaft bereits große Fortschritte. Er gibt aber zu, dass er schon das eine oder andere Stoßgebet gen Himmel schickt, wenn es im Stadion wieder mal eng wird. Dort steht er mit seinen „Rohrer Teebeuteln“ immer in Block 4.

Demnächst wird Wolf wieder zurück nach Fürth ziehen. Seine neue Arbeitsstelle ist zwar in Nürnberg, Wolf beteuert aber: „Dort zu wohnen, kam für mich nicht in Frage.“ Trotz des Weggangs hat sich der Rohrer Fanklub gewünscht, Wolf als Chef zu behalten, und man musste ihn nicht lange bitten: Es ist eine Herzensangelegenheit für den Pfarrer.

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