Die Signale stehen bei den Politikern bereits auf Grün

15.7.2008, 00:00 Uhr
Die Signale stehen bei den Politikern bereits auf Grün

Dem scheint kaum etwas im Wege zu stehen, wie die Sitzung zeigte, die sich fast nahtlos an die Vorstellung von Konzept und Investor in einer Pressekonferenz anschloss (siehe Bericht auf Seite 1). Quer durch alle Reihen und Parteien wird das Vorhaben als große Chance für die Stadt empfunden oder – wie Oberbürgermeister Thomas Jung es formuliert - «als eines der spannendsten Themen der Fürther Nachkriegsgeschichte».

Die Ansicht der Stadtspitze, dass die zusätzlichen Verkaufsflächen im geplanten Ausmaß Not tun, wurde im Wirtschaftsausschuss durch die Vorstellung einer Untersuchung untermauert. Die Stadt hat sie bei der auf Stadtmarketing und -entwicklung spezialisierten Firma Cima in Auftrag gegeben.

Dessen Experten nahmen das derzeitige Einzelhandelsangebot in der City unter die Lupe und kamen zu dem Ergebnis: Dort bestehe ein zusätzlicher Bedarf an Ladenfläche zwischen 20 000 und 29 000 Quadratmetern, sofern das Sortiment optimal sei – also just in dem Umfang, den das Projekt von «Sonae Sierra» (25 000 Quadratmeter auf drei Ebenen) bieten will.

Die Studie attestiert der Fürther Innenstadt momentan eine Quote von Laden-Leerständen, die mit 13 Prozent weit über dem Niveau vergleichbarer Städte (rund fünf Prozent) liege. Auf der anderen Seite kranke es an Angeboten, die in Innenstadttlagen besonders nachgefragt werden – vor allem bei Schuhen und Kleidung sei das Defizit eklatant. Fazit der Cima-Untersuchung: Fürth schöpfe sein Einkaufspotenzial bei weitem nicht aus, die Abwanderung in Nachbarstädte sei über Gebühr hoch.

Das ist Wasser auf die Mühlen der «Neue-Mitte»-Befürworter, die auf eine weitere Erkenntnis aus dem Gutachten bauen können: Das neue Einkaufszentrum wäre demnach an der vorgesehenen Stelle ideal positioniert, schließe es doch eine Lücke zwischen den beiden vorhandenen Magneten City-Center und Wöhrl an der Freiheit. Sogar positiv sei zu bewerten, dass das Center keinen unmittelbaren U-Bahn-Anschluss hat. Dies verhindere, dass die Kundschaft nur dort einkauft und den Rest der Geschäfte in der Innenstadt links liegen lässt.

Die Sorge, dass eventuelle Unwägbarkeiten das Projekt doch noch scheitern lassen könnten, mochte Sonae-Sierra-Geschäftsführer Thomas Binder allerdings nicht gänzlich zerstreuen. Zwar habe man 80 Prozent der benötigten Liegenschaften bereits im Besitz; doch niemand könne garantieren, dass man auch den Rest bekomme. Zumal nach dem Bekanntwerden der Pläne mancher Eigentümer «Dollarzeichen in den Augen» haben könnte, so Binder. In «drei bis vier Monaten» aber werde sein Unternehmen klarer sehen, schätzt er.

«Sehr sozialverträglich»

Für die jetzt im fraglichen Bereich liegenden Geschäfte werde man während der Bauphase – geplant von Ende 2009 bis zur Eröffnung im Herbst 2011 - Ausweichquartiere finden müssen. Binder setzt dabei auf die ohnehin vorhandenen freien Flächen im City-Center.

Die Mieter von Wohnungen in den Obergeschossen der Rudolf-Breitscheid-Straße hingegen müsse man «sehr sozialverträglich» umsiedeln. «Wenn die das nicht wollen, haben wir ein Problem», räumt Binder unumwunden ein.

Wie der Sonae-Chef betonte, sollen im neuen Center nicht nur Filialisten Platz finden, sondern auch inhabergeführte Geschäfte, die es bereits in Fürth gibt. In allen Einkaufszentren strebe die Sonae-Sierra-Gruppe eine Quote von 30 Prozent derartiger Läden an, um so «Vielfalt zu schaffen».

Nicht überzeugen konnte all das den ebenfalls in der Sitzung anwesenden Stadtheimatpfleger Alexander Mayer, der seine bereits auf Anfrage der FN geäußerte Kritik erneuerte. Mayer spricht davon, dass «ein ganzer Block abrasiert» und durch eine Art «Flughafenterminal» ersetzt wird. Diese Planung passe ebenso wenig zur Denkmalstadt Fürth wie einst die umstrittenen Abrisse im Rahmen der Gänsberg-Sanierung während der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.