Die Vögel füttern — aber richtig

15.12.2010, 14:40 Uhr
Die Vögel füttern — aber richtig

© Winckler

Die Vögel kommen wie bestellt. Kaum haben sich die Menschen ein paar Schritte von der neuen Futterstelle entfernt, lässt sich ein kleiner Schwarm Schwanzmeisen auf dem Apfelbaum nieder. Die Fachleute geraten ins Schwärmen. „Die mit den hellen Köpfen sind aus Skandinavien“, erklärt Alf Pille vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), während seine Kollegin Carmen Günnewig begeistert auf einen Buntspecht zeigt. Als sich dann auch noch ein Kleiber an den Erdnüssen gütlich tut, ist das Glück der Vogelkundler perfekt. „Ein Traum“, seufzt Pille.

Ohne Zweifel, die Vögel haben das neue Angebot im städtischen Schulgarten schnell angenommen. Jetzt müssen sich nur noch die Menschen dafür interessieren. Die Futterstelle soll nicht nur den Tieren die harte Zeit des Winters erleichtern, sondern auch den Fürthern beibringen, wie man richtig füttert. Dass man dabei nämlich einiges falsch machen kann, dürfte vielen kaum bewusst sein.

Salzhaltige Speisen wie Wurst, Käse und Brot können den kleinen Tieren ernsthaft schaden. Auch Meisenknödel sind verpönt. In ihren Netzen können sich die Vögel verhaken und elendig zugrunde gehen. Wie man es besser macht, zeigt der LBV an besagtem Apfelbaum im Schulgarten. Dort hängen mindestens ein halbes Dutzend vorbildliche „Futtersysteme“, wie sie im Fachjargon heißen.

Die Vögel füttern — aber richtig

© Hans-Joachim Winckler

Da wären zum Beispiel die Säulen, die es in Deutschland erst seit rund fünf Jahren gibt. Variante 1: Durch ein Gitter können Kleiber und Spechte an — ungesalzenen — Erdnüssen picken. Variante 2: eine Plastikröhre voll mit Sonnenblumenkernen und Hirse. Wenn sich Vögel an den Öffnungen bedienen, rutscht immer frisches Futter nach — ein Vorteil gegenüber klassischen Vogelhäuschen, in denen die Tiere ihre Nahrung mit dem eigenen Kot beschmutzen. „Die sollte man dann schon täglich säubern“, sagt Günter Löslein von der Fürther Ortsgruppe des LBV. Er ließ es sich nicht nehmen, beim Errichten der Futterstelle vorbeizuschauen.

Keine Chance den Katzen

Neben den Säulen bereichern Fettblöcke zum Aufhängen das Speiseangebot. Sie sind bei Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönigen beliebt. „Je mehr unterschiedliches Futter man ausbringt, desto mehr verschiedene Vögel lädt man in seinen Garten ein“, sagt Pille. Das sei nicht nur ein schöner Anblick, sondern gerade auch für Kinder eine gute Gelegenheit, die heimischen Arten kennenzulernen.

Pille weist zudem darauf hin, dass man beim Futterkauf — erhältlich ist es in Baumärkten und gut sortierten Läden für Heimtierbedarf — auf Qualität achten sollte. Billige Nahrung enthalte Ambrosia-Samen, die durchs Füttern verbreitet werden und im Frühjahr aufgehen. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Nordamerika, ihre Pollen lösen beim Menschen Allergien aus. Zu guter Letzt empfehlen die Fachleute, die Futterstellen an übersichtlichen Orten aufzustellen, um Katzen das Anschleichen zu erschweren. All das kann man noch bis zum 9. Januar in einem Schaukasten in unmittelbarer Nähe der LBV-Futterstelle nachlesen.

Die Vögel füttern — aber richtig

© Hans-Joachim Winckler

In einem Punkt gehen die Experten-Meinungen aber auseinander. Während Carmen Günnewig dafür plädiert, Vögel nur im Winter zu füttern („Im Sommer müssen sie ihre Nahrung selber finden“), tut es Günter Löslein das ganze Jahr: „Weil in unseren ausgeräumten Landschaften voller Monokulturen das Futter immer knapper wird.“ Doch der Sommer ist noch weit, und was den Winter betrifft, sind sich die Fachleute einig: füttern — aber richtig.