Dienstjubiläum eines Zeitungsausträgers: Immer an der Luft

28.10.2020, 11:00 Uhr
Dienstjubiläum eines Zeitungsausträgers: Immer an der Luft

© Hans-Joachim Winckler

Bis heute macht der Mann aus Fürth seine Arbeit ausgesprochen gerne: "Es waren 50 wirklich schöne Jahre", sagt er mit Überzeugung.

1970 hat er nicht etwa als Zusteller angefangen, weil er als junger Mann Geld gebraucht hätte. Er hatte mit seinem Bruder eine gut gehende Schreinerwerkstatt. "Nein, der Hund musste raus. Da haben sich meine Frau und ich gedacht, dass wir das doch gut verbinden könnten", erzählt Däumler. Von da an trug das Ehepaar gemeinsam die Fürther Nachrichten aus und führte dabei anfangs gleich noch den Welsh Corgi Nicki aus.

Jetzt ist Rolf Däumer nur noch alleine unterwegs. Wenn die meisten Menschen fest schlafen, steht er um 2.40 Uhr auf und macht sich auf den Weg. Rund 110 Zeitungsexemplare verteilt er in zwei Zustellbezirken, rund sechs bis sieben Kilometer ist er dann zu Fuß unterwegs. Wenn er noch eine Kollegin vertritt, muss er schon um 2 Uhr raus und 200 Exemplare unter die Leute bringen. Dann nimmt er aber auch mal das Fahrrad.

Ein Reh am Straßenrand

Tierische Begegnungen hat er manchmal an der Friedensstraße, die an den Wiesengrund angrenzt. Da steht dann schon mal bei seiner nächtlichen Zustellrunde ein Reh vor ihm. Ansonsten begegnen ihm höchstens ein paar Nachtschwärmer.

Spätestens um 6 Uhr morgens soll die Zeitung bei den Abonnenten im Briefkasten liegen. Dass er dafür auch bei Wind, Regen und Schnee im Einsatz ist, hat den 79-Jährigen nie gestört. "Wir haben vom Verlag eine neongelbe Sicherheitsjacken mit Reflektoren bekommen. Sie hält Nässe ab und ist schön warm", erzählt er.

Nach getaner Arbeit trinkt der 79-Jährige zu Hause mit seiner Frau Inge einen Kaffee und legt sich noch einmal für ein Stündchen hin. Das ist nicht viel. Vor 22.30 Uhr kommt er nämlich abends trotzdem nur selten ins Bett. "Das ist mein Rhythmus. Der steckt mir nach so vielen Jahren im Blut", sagt er. Auch nach Urlauben ist er froh, wenn es daheim in Fürth wieder wie gewohnt läuft – morgendliche Zustellrunde inklusive.

"Seine" Abonnenten kennt er oft schon seit Jahrzehnten – auch wenn er sie nur selten zu Gesicht bekommt. Wenn nötig, macht er auch gelegentlich kleine Umwege, damit Berufstätige, die früh aus dem Haus müssen, zum Morgenkaffee noch ihre Zeitung lesen können. Ehrensache ist es für ihn auch, dass er einer Rentnerin die FN zu ihrer Wohnungstür im oberen Stockwerk bringt, statt sie unten in den Briefkasten zu stecken. Sie ist nicht gut zu Fuß und tut sich mit den Treppen schwer.

Gratulation zum Jubiläum

Solange es die Gesundheit zulässt, will Rolf Däumler auf jeden Fall weitermachen. Das freut Ralph Hannemann von der Inspektionsdienstleitung, der ihm mit Blumenstrauß sowie Geldprämie zum Dienstjubiläum gratulierte und ihn als echte Stütze lobte. "Er kennt sich aus und springt ein, wenn es nötig ist."

Däumler ist überzeugt, dass ihn die viele Bewegung an der frischen Luft fit hält – körperlich und geistig. Wenn ihn nicht – wie gerade – der Fuß zwickt, marschiert er abends noch einmal eine Stunde durch die Natur. "Mit Stöcken und scharfem Schritt. Das bringt was!"

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