«Diese Niederlage bleibt haften»

22.4.2008, 00:00 Uhr
«Diese Niederlage bleibt haften»

© Hans-Joachim Winckler

Frau Bayer-Tersch, wie haben Sie die ersten Tage nach der Wahlschlappe verbracht?

Bayer-Tersch: Ich habe zwei Wochen kaum das Haus verlassen, aber nicht, weil ich das so wollte. Ich hatte im Wahlkampf eine Nagelbettentzündung verschleppt und musste operiert werden. Aber die Ruhe hat mir in jeder Hinsicht gut getan.

Inwiefern?

Bayer-Tersch: Ich bin ein Mensch, der Dinge am liebsten in Ruhe mit sich selber klärt. Da kam der Abstand gerade recht. Aber ich war ja nicht völlig isoliert, mich haben zum Beispiel zahlreiche Mails erreicht.

Was hat man Ihnen geschrieben?

Bayer-Tersch: Einige Mails waren noch in der Wahlnacht abgeschickt worden. Ihr Tenor: «Das hast Du nicht verdient. Nimm es nicht persönlich, das hat nichts mit Dir zu tun.»

Keine Häme?

Bayer-Tersch: Nein, im Gegenteil.

Wie schwer ist es, so eine Abfuhr nicht persönlich zu nehmen?

Bayer-Tersch: Mir fiel es dank der positiven Resonanz leicht. Dass ich Listenführerin der CSU geblieben bin, also niemand an mir vorbeigewählt wurde, hat mir ebenfalls gezeigt, dass es nicht an mir lag. Sonst hätte ich wohl ein anderes Resümee gezogen.

Was waren dann die Gründe für das Debakel?

Bayer-Tersch: Die Hauptursache war die Omnipräsenz des amtierenden Oberbürgermeisters, zum einen durch das Jubiläumsjahr, aber auch durch die Stadtzeitung. Dieses Blatt ist ein Wahnsinns-Marketing-Instrument, es wird ja alle zwei Wochen jedem Haushalt in Fürth eingeworfen. Diesen Rückstand konnte ich nicht aufholen, das drückt einen an die Wand.

Waren Sie denn präsent genug im Wahlkampf?

Bayer-Tersch: Es gibt durchaus Leute, die meinen, ich war es nicht. Das sehe ich aber anders. Unser Fehler war vielmehr, dass wir zu spät mit dem Wahlkampf begonnen haben.

Bereuen Sie die Entscheidung, gegen Thomas Jung kandidiert zu haben?

Bayer-Tersch: Nein. Ich habe in den vergangenen Monaten viel gelernt. In der Stadt habe ich eine Bekanntheit, die ich vorher nicht hatte. Außerdem glaube ich, dass jede Niederlage für etwas gut ist.

Und wofür wird diese Niederlage gut sein?

Bayer-Tersch: Das weiß ich noch nicht, dafür ist es noch zu früh.

Fürchten Sie, dass die Niederlage an Ihnen haften bleibt?

Bayer-Tersch: Die Niederlage wird man immer mit mir verbinden, klar. Das war mir schon bewusst, als ich zugesagt habe, als Kandidatin anzutreten. Deswegen hat den Job in der CSU auch sonst niemand machen wollen. Eines der schönsten Komplimente im Wahlkampf hat mir übrigens ein Senior gemacht. Er sagte: «Sie sind der einzige richtige Mann in der CSU.»

Hatten Sie das Gefühl, Ihre Partei stand im Wahlkampf voll hinter Ihnen?

Bayer-Tersch: Die einen unterstützen einen mehr, die anderen weniger. In der Summe war es gut.

Hat Ihr Verhältnis zur CSU durch die Kandidatur gelitten?

Bayer-Tersch: Nein, ich habe nach wie vor meine Stellung in der Partei, bin nach der Wahl wieder zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt worden. Ich bin froh, dass es bei uns keine internen Abstrafungen gegeben hat wie in der SPD. In unserer Partei hat Dankbarkeit noch einen Stellenwert.

Wie ist derzeit die Stimmung in der Fürther CSU?

Bayer-Tersch: Natürlich sind wir enttäuscht und stehen vor einem Neuanfang. Einige bewährte Kräfte sind nicht in den Stadtrat gewählt worden, das tut weh. Dazu kommt die Erkenntnis, dass es gegen 28 SPD-Stimmen ganz, ganz schwer wird. Erschreckend ist, wenn man hört, dass in einzelnen Einrichtungen laut darüber nach gedacht wird, sich jetzt lieber einen SPD-Stadtrat als Pfleger zu suchen, weil man glaubt, der könnte mehr bewirken.

Sie hatten Ihren Job als Pharmareferentin aufgegeben, um sich auf den Wahlkampf zu konzentrieren. Wie geht es beruflich weiter?

Bayer-Tersch: Ab Sommer werde ich wieder arbeiten, auch im Gesundheitswesen, und zwar auf freiberuflicher Basis. Das kommt meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Stadträtin entgegen.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal für ein hohes politisches Amt zu kandidieren?

Bayer-Tersch: Wenn, dann nur auf kommunaler Ebene. Ich habe jedenfalls nicht die Schnauze voll und sage, so etwas werde ich nie mehr machen.

Interview: JOHANNES ALLES