Digitalisierung – Fluch oder Segen?

29.5.2019, 13:00 Uhr
Digitalisierung – Fluch oder Segen?

© Juliane Pröll

Die Auftaktveranstaltung zur Digitalwoche, veranstaltet vom Landkreis Fürth, dem Medienzentrum Parabol sowie der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, bot neben Vorträgen einen Kinoabend, Infoabende, Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, unter anderem zu den Themen Gaming und künstliche Intelligenz.

Den Anfang in Großhabersdorf machte Inci Strauß. Der Vortrag der Geschäftsführerin der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft drehte sich um die Digitalisierung in der Wirtschaft: Themen wie Blockchain, künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Big Data trieben die Firmen um. Bei den Unternehmen herrsche das Gefühl vor, sie seien bereits von der internationalen Konkurrenz digital abgehängt und überholt worden.

Neue Denkansätze

Frank Wüst, pädagogischer Mitarbeiter der Stadt Nürnberg, sprach über die Konsequenzen der digitalen Welt für Bildung und Schule. Die Digitalisierung ermögliche für die Bildung kreative neue Denkansätze, so Wüst. Trotzdem bleibt seiner Meinung nach die Frage zu klären: "Was muss sein, was darf sein und wie weit muss Digitalisierung in der Schule gehen?" Technische Grundlagen müssen geschaffen werden, forderte er, räumte aber auch ein, dass es mit über 500 Klassenräumen alleine in Nürnberg eine Mammutaufgabe sei. In der Ausbildung der Lehrkräfte mangele es ebenfalls an Konzepten, wie mit den angeschafften Geräten umzugehen sei.

Dass die Digitalisierung in den Schulen mehr gefördert werden sollte, findet auch Lukas Jakob. Der 19-Jährige machte vor kurzem seinen Abschluss als Fachinformatiker und ist Mitglied beim eSport-Verein TheLanCrancks. Seit der ersten Klasse spielt er Computerspiele. Der Gamer sieht die Entwicklung positiv: "Wir sind ein junger eSport-Verein, der für viele eine neue Community, eine neue Freundesgruppe geschaffen hat. Auch neue Jobs entstehen. Mein Job als ,IT-ler‘ wäre ohne Digitalisierung überhaupt nicht möglich."

Auch die Rolle bestimmter Medien wäre ohne die digitale Revolution eine andere. Deshalb gab Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, einen Einblick in den Journalismus des digitalen Zeitalters. Vor 20 Jahren war ihm zufolge für die Leute das relevant, was ihnen in den Medien präsentiert wurde. Heute setzten die sogenannten Influencer Themen und beeinflussten deren Relevanz über die sozialen Medien.

Aktualität meint Echtzeit

"In der guten alten Zeit war aktuell, was die Medien transportieren konnten", führte er aus. "Heute ist der Begriff Aktualität im Grunde gleichzusetzen mit Echtzeit." Die Tageszeitungen müssten sich ihren Platz in der digitalen Welt neu erkämpfen. "Wir wurden früher immer als die vierte Gewalt tituliert, heute sind wir längst von der fünften Gewalt, den sozialen Netzwerken, an den Rand gedrängt", so Husarek.

Über die Kompetenz im Umgang mit Medien sprach Susanne Heidenreich, die an der Technischen Hochschule in Nürnberg zur Medienpädagogik forscht. Medienkompetenz sei ebenso bedeutend wie das Wissen über die Technik. "Die Technik ändert sich so rasant, dass wir oftmals das Gefühl haben, hinterherzuhinken", sagt die Professorin. Die schnelle Veränderung bedeute auch, dass viele ethische Diskussionen über die technischen Möglichkeiten nicht geführt werden könnten. Sie wünscht sich, dass die Menschen die von ihnen genutzte Technik kritisch hinterfragen und trotzdem ihre Neugier auf die Technologien bewahren.

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