Dirigent hinter der Fotokamera

5.3.2010, 00:00 Uhr
Dirigent hinter der Fotokamera

© Hans G. Esterl

Der Begriff «Reisen bildet» ist für den früheren Lehrer und Konrektor Friedrich Martschin im doppelten Sinne Lebensinhalt geworden. Auf seinen wochen- und monatelangen Streifzügen durch die Inselwelten von Irland, Sardinien, Jersey und den Färöern sucht er Lebensgefühl und außergewöhnliche Standpunkte für sein Kamerastativ.

Doch keinesfalls, wie er erzählt, will er dabei «knipsender» Tourist sein. Aufgeschlossen, jedoch sachte, nähert er sich Land und Leuten und damit dem Augenblick, an dem sein Auge den kostbaren Moment erkennt und die Kamera ihn festhält. Seinen fotografischen Grundsatz, «Die Besten sind die dahockten, nicht die errannten», hat er von einem Kollegen übernommen. Dies geben auch seine Bilder wieder, deren Entstehung er im wahrsten Sinne des Wortes «aussitzt». Eines brachte es gar auf stolze drei Jahre «Entwicklungszeit», bis ihm Harmonien passten, und er bezeugt: «Nichts wird dabei manipuliert». Dabei verlaufen unabhängige Details wie Bewegungen, Wolken und Licht wie zufällig, sind aber Instrument des Ganzen und werden nur für diese eine Komposition zeitlich perfekt miteinander verwoben. Martschin ist der Dirigent.

Längst hat der eingefleischte Analogfotograf und Träger des Steiner Kulturpreises 2006 seine Vorurteile zur digitalen Fotografie beiseite gelegt. Er nutzt diese heute sogar für erste Vortests am gefundenen Objekt. Als Vorbild sieht er dabei den amerikanischen Fotografen Ansel Easton Adams (1902–1984). Dieser gestaltete den Begriff der «straight photography», der keine Unreinheit und Unschärfe im Bild zuließ und durch diese Sachlichkeit den neuen Realismus schuf. Als vor 30 Jahren die Fotofreunde Jürgen Müller und Roland Schmidt mit Hilfe einer Zeitungsnotiz Mitstreiter suchten, war Friedrich Martschin mit dabei, und – wie sollte es anders sein – der SFC war gegründet. Traf man sich anfangs noch im Konfirmandensaal der Martin-Luther-Gemeinde, bekam der aufstrebende Verein durch den Einsatz prominenter Mitglieder, wie Alt-Bürgermeister Dümmelbeck und Bürgermeister Bernhard Gottbehüt, bald eigene Räume in der Schule an der Mühlstraße. In Eigenleistung baute man diese aus. Dabei wuchs in den Jahren nicht nur die Mitgliederzahl, auch den Techniken und Medienbereichen stand man offen gegenüber.

So fanden sich über die Jahre hinweg die verschiedensten Disziplinen unter einem Dach wieder. Ob nun das Hobby Foto, Film oder Video hieß, ob Schwarzweiß oder Farbe, Natur- und Reisevorträge, jede Arbeit wird bis heute mit Professionalität begleitet.

Nicht mehr wegzudenken

Viele Dinge lassen sich aus dem Steiner Kulturleben nicht mehr wegdenken: Galerie, Fotoausstellungen des SFC, Fotoschule mit Kursen an der VHS oder die «Fränkischen AV-Medientage». Längst hat sich der SFC über die Grenzen hinweg einen Namen gemacht, wie auch die Ausstellungen von namhaften Gastfotografen zeigen. Für das Festjahr «30 Jahre SFC» wird ein vielseitiges Programm aus allen Bereichen des Clubs aufgelegt, dazu geplant ist auch eine Fotoschau aller Fotografen des Clubs. HANS G. ESTERL

Ausstellung Friedrich Martschin im Rathaus zu den Geschäftszeiten, Montag 8–12 und 14–18 Uhr, Dienstag bis Freitag 8–12 Uhr. Die Matinee am Sonntag, 7. März, 10–13 Uhr. Die Finissage am Sonntag, 28. März, 10–13 Uhr. Infos auch unter www.sfc-stein.de