Django Asül: Noch ein Weizen!

13.12.2019, 11:30 Uhr
Django Asül: Noch ein Weizen!

© Foto: Marcus Weier

Was zeichnet das Fürther Qualitäts-Publikum aus - im Vergleich zum beispielsweise niederbayerischen? Die Fürther klatschen erst, wenn der Kabarettist auf die Bühne kommt. Nicht schon vorher, wenn ihm jemand das Weizenbier aufs Podest stellt. Sagt Django Asül und hofft damit, dass ihm die fränkischen Zuhörer auf seinem Parforce-Ritt durch den politischen Alltag zwischen München, Berlin, Brüssel und Washington folgen können. Die Zuschauer in der Comödie beweisen zudem Sinn für Ironie, als sie nach der Pause auch der Bedienung mit dem Weizen kräftig Applaus spenden.

Was aber zeichnet den Qualitäts-Kabarettisten im Vergleich zu manchem anderen aus? Leicht lässt sich erkennen, ob einer nur im knappen TV-Format lustige Einspieler schnell kommentieren kann oder ob er auch ohne abzulesen einen ganzen Abend lang allein und live auf der Bühne durch- und unterhält.

Asül plaudert gern schon vor Beginn mit dem Publikum, bleibt in der Pause entspannt im Saal und blödelt nach Programmende für Selfies und Autogramme entspannt mit den Fans weiter. Seinen Jahresrückblick aktualisiert und verfeinert er in den Wochen vor Weihnachten in Mittel- und Kleinstädten, bevor er dann nach Weihnachten in München die großen Theater bespielt und am Tag vor Silvester das Bayerische Fernsehen bedient.

Sechs Siebtel auf Sinnsuche

Wie dampft man ein Jahr Politikereignisse auf zwei Stunden Unterhaltung ein? Asül spitzt ganz normalen Wahnsinn auf seine bodenständige niederbayerische Sichtweise zu. Die (reale) Nachricht "Ein Siebtel aller deutschen Schüler können laut Pisa-Studie den Sinn von Texten nicht erfassen" endet dann bei ihm mit: "Und sechs Siebtel aller Deutschen können den Sinn der SPD nicht mehr erfassen."

Aus der Spielschar der Politikergrößen sucht er die peinlichsten aus: Bundesbildungsministerin Karliczek, die einen Großauftrag zur Batterieforschung zufällig nach Münster in die Nachbarschaft ihres Wahlkreises lotste. Wirtschaftsminister Altmaier, der sich statt für guten Nah- und Fernverkehr für einen deutschen Weltraumbahnhof stark macht. Oder Grünen-Chef Habeck, der über die Pendlerpauschale redet ohne sie wirklich zu kennen. Und natürlich Bundesverkehrsminister Scheuer, der mit dem CSU-Projekt der "Ausländer"-Maut krachend gescheitert ist.

Asül erzählt seine Geschichten durch die Augen der Politiker, deren wahre Motive er als ganz selbstverständlich einstreut ("Natürlich eine Maut, um die ganzen Holländer draußen zu halten"). Allerdings enden diese Geschichten leider meist anders als geplant; etwa durch das Hinzukommen noch Schlauerer wie Rezo mit seinem Video über die "Zerstörung der CDU" oder das Finanzamt auf den Spuren von Uli Hoeneß: "Das einzige Eigentor seines Lebens".

Ein intelligenter Abend für gut informierte Zeitungsleser.

"Rückspiegel 2019": im Bayerischen Fernsehen am 30. Dezember, 20.15 bis 21.45 Uhr.

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