Doppeljubiläum: Stein feiert Stadt-Geburtstag und Faber-Castell

23.1.2017, 06:00 Uhr
Doppeljubiläum: Stein feiert Stadt-Geburtstag und Faber-Castell

© fn

Die Feierlichkeiten zu vier Jahrzehnten Stadterhebung passen sehr gut in das Lothar-von-Faber-Jahr, denn ohne das Unternehmen würde es heute vermutlich keine Stadt Stein geben.1817 wurde Lothar Faber, damals noch ohne Adelstitel, als Sohn des Stifteherstellers Georg Leonhard geboren.

Der Vater hatte große Pläne für seinen Sohn und sorgte für die beste Ausbildung. Mit 19 Jahren schickte er Lothar nach Paris und London. Der Sohn nutzte die Zeit, machte sich in den europäischen Metropolen mit neuen Techniken bei der Stifteproduktion vertraut und schloss Bekanntschaften mit anderen Herstellern und Besitzern von Graphit-Minen.

Als er 1839 die Firma übernahm, stand es mit ihr nicht zum Besten. Neue Produktionstechniken, frisches Kapital, die Expansion ins Ausland brachten den Durchbruch. Am Schluss arbeiteten 1200 Menschen in seinen Fabriken. Aus den Jahren 1866/67 ist dokumentiert, dass das Unternehmen, damals schon von Weltrang, 15 Millionen Stifte fertigte, mehr als alle anderen Stiftehersteller aus dem fränkischen Raum zusammengenommen.

Ein Erfolg, der auch gesellschaftlichen Aufstieg mit sich brachte: 1881 wurde Lothar Faber in den erblichen Freiherrenstand erhoben und durfte nun den Zusatz „von“ im Namen tragen. Berühmt war er für sein soziales Engagement, womit er zahlreichen zeitgenössischen Unternehmern weit überlegen war. Er gründete schon 1844 eine Betriebskrankenkasse. Arbeiter, die mehr als 25 Jahre in seinen Fabriken tätig waren, erhielten Geld aus einem Fonds.

Auch Stein profitierte durch seine Aktivitäten von ihm: So ist die Martin-Luther-Kirche im Ort von ihm gestiftet. Vor ihr steht auch das Denkmal, das Lothar von Faber gesetzt wurde. Als der große Unternehmer 1896 starb, hinterließ er zwar ein riesiges Vermögen und ein florierendes Unternehmen, aber keinen männlichen Erben. Sowohl sein Sohn Wilhelm wie auch die beiden Enkelsöhne waren zu früh verstorben. So blieb als einzige Erbin Enkeltochter Ottilie von Faber. Sie vermählte sich mit dem Grafen Alexander zu Castell-Rüdenhausen, was den Familiennamen Faber-Castell begründete.

Sonderausstellung im Frühsommer

Das Unternehmen Faber-Castell plant im Frühsommer eine Sonderausstellung zum Leben und Wirken des Begründers des Weltkonzerns. Außerdem wird es Themenführungen zu Lothar von Faber geben. Alle weiteren Aktivitäten, die in den Sommermonaten und im Herbst möglich sind, werden im Hause noch vorbereitet. Die Geschichte der Stadt ist auf das Engste verbunden mit dem Unternehmen, nicht umsonst heißt sie synonym die Bleistift-Stadt.

So feiern die Steiner einmal im Jahr mit Konzert und Feuerwerk im Schlosspark, viele wurden in der Martin-Luther-Kirche konfirmiert oder getraut. Die beiden Kindertagesstätten, der Kindergarten Gräfin Ottilie und die Kinderkrippe Gräfin Katharina, gehen auf Initiativen des Unternehmens zurück. Und natürlich gibt es viele Steiner, die „beim Faber“ beschäftigt sind.

Jahrzehntelange Diskussionen

Der Stadterhebung 1977 waren jahrzehntelange Diskussionen vorausgegangen. Denn aus Nürnberger Sicht war Stein eine Art Vorort, den es wie Eibach oder Reichelsdorf schon in den 1920er Jahren gerne geschluckt hätte. Erneut hitzig wurde es, als in Bayern 1972 die große Gebietsreform anstand. Wieder schielte die Noris nach Stein. Doch der damalige Steiner Bürgermeister Joseph Dümmelbeck wehrte sich vehement dagegen. Er fürchtete um die überschaubare und leistungsfähige Verwaltung. Auch hätte es dann keinen Bürgermeister mehr gegeben, den man täglich hätte ansprechen können.

Unterstützung kam von der Regierung von Mittelfranken, die den Anschluss Steins an das Fürther Land favorisierte. Zuletzt gab eine Bürgerversammlung den Ausschlag, in der sich die Steiner gegen Nürnberg aussprachen.

Dümmelbeck wollte mit der Erhebung zur Stadt ganz sicher vor weiteren Übernahmeversuchen sein. Sein Antrag wurde vom Innenministerium befürwortet und Stein 1977 zur Stadt erhoben. Dies wurde mit einem Festakt und einem anschließenden fünftägigen Reigen an Veranstaltungen gefeiert.

Heuer wird ein Jubiläumsereignis das andere jagen. Immerhin wurden 260 000 Euro auf zwei Haushaltsjahre verteilt für das Erinnerungsjahr reserviert. Mehr Informationen dazu in vier Publikationen, die die Stadt an alle Steiner Bürger ausgibt, und im Internet unter www.stein2017.de.

Keine Kommentare