Drei Kandidaten wollen auf Seukendorfer Bürgermeisterstuhl

10.6.2016, 21:00 Uhr
Drei Kandidaten wollen auf Seukendorfer Bürgermeisterstuhl

© Foto: Esterl

An der Beifallsstärke konnte niemand ablesen, wer von den drei Bewerbern am 10. Juli Favorit ist. Die gut 120 Zuhörer in der Sporthalle waren fair. Jeder wurde bei seiner Vorstellung mit gleichem Applaus bedacht: Sandra Schuller, 35 Jahre alt, leitet seit 13 Jahren das Gasthaus Zum Schinkenwirt in Hiltmannsdorf, ein Familienbetrieb in vierter Generation. Seit acht Jahren ist die gelernte Speditionskauffrau Gemeinderätin, zuerst für die Freien Wähler, später für die CSU. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Sebastian Rocholl, Jahrgang 1963, stammt ursprünglich aus Wolfenbüttel. Seit 1998 lebt der Orchestermusiker mit seiner Familie, zu der vier Kinder gehören, in Seukendorf. Seit 2014 arbeitet er im Gemeinderat mit.

Werner Tiefel wurde 2010 erstmals zum Bürgermeister gewählt. Er hatte in der Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten gesiegt. Der 54-Jährige ist Landwirt und seit 20 Jahren im Gemeinderat. Er hat drei erwachsene Kinder.

Knapp 3100 Einwohner hat das Doppeldorf Seukendorf-Hiltmannsdorf. Klar, dass hier jeder jeden kennt, weshalb sich auch bei der Veranstaltung geduzt wird. „Worin unterscheidet ihr euch eigentlich? Wenn es da keine großen Unterschiede gibt, dann bleib’ ich beim Werner“, eine Zuhörerin wollte es gleich ganz genau wissen.

Doch es gibt die Differenzen, auch wenn die drei Kandidaten, wie sie selbst übereinstimmend betonen, im Gemeinderat meist einvernehmlich zusammenarbeiten.

Familienpolitik sei ihr Schwerpunkt, sagt Sandra Schuller über sich. Ein verbessertes Angebot für Senioren, vielleicht eine Bewerbung für ein Mehrgenerationenhaus im Ort und Kinderbetreuungszeiten, die der Lebenswirklichkeit der Familien angepasst sind, stehen in ihrem Programm. An ein neues Konzept, um den Kernort zu beleben und zugleich mehr Gewerbesteuer einzunehmen, denkt wiederum Sebastian Rocholl. In einem zentralen Gebäude sollte Platz sein für kleine Startup-Unternehmen. Außerdem könnte er sich einen Wochenmarkt für Selbstvermarkter aus der Gegend vorstellen.

„Wieso einen Neuen?“

Eine Bewerbung für die Dorferneuerung in Hiltmannsdorf, um Fördermittel für Straßen- und Gehwegebau, aber auch für private Immobilienbesitzer locker zu machen, bringt Werner Tiefel ins Spiel.

Nicht einmal ganz vier Jahre wäre der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin im Amt. 2020  ist auch Seukendorf wieder im Takt der bayernweiten Kommunalwahlen. In diesen vier Jahren gibt es viel zu tun, geht es nach den Bürgern, die an die Kandidaten ihre Anliegen herantrugen: die Neubürger besser integrieren, Gewerbeflächen schaffen, das Jugendzentrum wiederbeleben, den öffentlichen Nahverkehr und die Nahversorgung stärken, eine Arztpraxis und eine Apotheke in den Ort holen. Nachvollziehbare Wünsche, gegen die keiner der drei etwas einzuwenden hatte und zu denen jeder seine Vorschlägen einbrachte.

„Wieso brauchen wir einen neuen Bürgermeister, wenn doch alles sechs Jahre lang gut gelaufen ist?“, war eine Frage. Öffentlich über die anderen lästern, das ist nicht die Sache der Kandidaten, und deshalb meinte Rocholl moderat: „Wenn ich nicht wüsste, dass ich es besser könnte, dann würde ich nicht kandidieren.“ Und Schuller ergänzte: „Ich habe Durchsetzungsvermögen auch bei unangenehmen Aufgaben.“ Zuruf aus der Halle: „Etz sag’ halt, Werner, warum soll ich dich wählen?“

Eine richtige Antwort gab’s darauf allerdings nicht. Eigenwerbung fällt Tiefel schwer. Doch klar wurde: Gibt es einen Personenwechsel im Amt, dann folgt auch ein Stilwechsel. Während sich Werner Tiefel mehr als moderierender Bürgermeister sieht, der nach eigener Aussage für ein „gutes Miteinander“ steht, halten sich seine beiden Gegenkandidaten eher für Gestalter, die mit neuen Ideen ihren Heimatort voranbringen möchten.

Am 10. Juli entscheiden die Bürger — vielleicht sogar nochmals in einer Stichwahl am 24. Juli, wenn keiner im ersten Anlauf die Mehrheit auf sich vereint.

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