Drei Schläge zum Kulturerbe: Michaelis-Kirchweih ist eröffnet

28.9.2019, 12:40 Uhr
Drei Schläge zum Kulturerbe: Michaelis-Kirchweih ist eröffnet

© Thomas Scherer

"Wer aufs Oktoberfest geht, ist selber schuld!" Nein, an Selbstbewusstsein fehlt’s dem Herrn mit dem hölzernen Schlegel in der Hand ganz bestimmt nicht. Samstagvormittag, 11 Uhr: Drei Versuche, wie im Vorjahr, benötigte OB Thomas Jung, dann saß der Zapfhahn dort, wo er hingehört. Und schon schoss das Fest-Märzen aus dem Holzfass, das in einem nostalgischen Unimog-Laster herbeigekarrt wurde. "Auf eine friedliche Kärwa!" Bis 9. Oktober ist die Innenstadt nun eine Festmeile aus Karussells, Marktständen und Imbissbuden - übrigens erstmals offiziell als deutsches Kulturerbe.

Vor dem Stadttheater und bei wechselhaftem, aber trockenem Jacke-an-Jacke-aus-Wetter schauten die Kärwafans, die dicht an dicht beieinander standen, zu, wie 1000 weiße und grüne Luftballons zum Sound der Böllerschüsse himmelwärts stiegen und in Richtung Nürnberg davonflogen. Zuvor hatten wieder die Mitglieder des Musikzugs des TSV Burgfarrnbach mit zünftigen Märschen und Polkas Feststimmung gemacht. Gemütliche Runden drehte, bevor sich der OB ans Werk machte, der Stadelner Volkstrachtenverein, die Abteilung "Scherze" vertrat abermals Moderator Volker Heißmann.

"Friedlich, freundlich und fröhlich"

Für besinnliche Eröffnungs-Töne sorgte Stefanie Schardien, bekannt aus dem "Wort zum Sonntag". Die Pfarrerin von St. Michael erteilte dem Festtreiben in Vertretung von Dekan Jörg Sichelstiel ihren Segen - die erste Frau, die in der langen Geschichte der Fürther Kirchweih das geistliche Wort erhebt.

Gerade in diesen Tagen, so Schardien, tue es gut, die Kärwa als einen "Feldversuch" zu sehen, "wie wir friedlich, freundlich und fröhlich miteinander umgehen, egal woher wir kommen, ob wir alt sind oder jung".

Doch nicht allen war nach Party zumute. Kurz nachdem sich am Hallplatz Hunderte Hände den Freibier-Krügen, gereicht unter anderem von OB Jung und Wirtschaftsreferent Horst Müller, entgegen reckten, rückten Aktivisten der Fürther "Extinction Rebellion"-Gruppe - die weltweit agierende soziale Bewegung prangert die Klimakrise und das Massenaussterben von Tieren und Pflanzen an - mit einer in der Fußgängerzone gestarteten Trauerprozession in den Blickpunkt. Der "Tod" balancierte inmitten der etwa 20 Teilnehmer mit brennender Sense auf einem Gummi-Globus. Die viertelstündige, als "Kunstaktion" deklarierte Performance provozierte teils erstaunte, teils zustimmende Reaktionen.

Der Eröffnungstag findet seinen krachenden Abschluss um 22 Uhr, wenn die Schausteller und Marktkaufleute das Musik-Feuerwerk zünden.

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