«Ein Akt der Selektion»

29.1.2009, 00:00 Uhr

«Es wäre für alle besser gewesen, die Beteiligten hätten sich vorher mal gemeinsam an einen Tisch gesetzt.» Georg von Matuschka, Leiter des Erlanger Kultur- und Freizeitamtes, war von Künstler Rubin Hirschbeck gebeten worden, einführende Worte zu dessen Ausstellung «Figurenbilder» im Foyer des Stadttheaters zu sprechen. Dass drei Arbeiten - «Drei Frauen auf drei Beinen», «Die alten Männer» und «Was vor uns liegt, liegt hinter uns» - abgehängt würden, sobald die Vernissage endet, hatte Matuschka in seiner Rede zum Thema gemacht.

Vom einem «Akt der Selektion» hatte Matuschka am Sonntag gesprochen und damit die Vorgehensweise des Hausherrn und Intendanten Werner Müller harsch kritisiert. «Nicht selten», so heißt es im Manuskript, «wurzeln Bilderverbote in einem bürgerlichen Moralverständnis, welches seit der Aufklärung in einer merkwürdigen Mischung aus Doppelmoral und Sprachlosigkeit oszilliert. Anstatt den Dingen auf den Grund zu gehen, werden dann Entscheidungen getroffen, um bestimmte Problemfelder und Eskalationen zu vermeiden. Galerien, Kunstmessen und zeitgenössische Museen sollten von diesem Virus nicht angesteckt werden.»

Matuschka, der in Fürth lebt, äußerte gestern gegenüber den FN, er sei bereit, als Mittler und Moderator eines öffentlichen Gesprächs zwischen Intendant und Künstler zur Verfügung zu stehen. «Dieses Gespräch ist überfällig. Müller sollte bei dieser Gelegenheit offen sagen, wen er meint warum mit seinem Vorgehen schützen zu müssen.»

Müller hatte verfügt, die drei Werke abhängen zu lassen, weil ansonsten die «quantitative Ausrichtung» der Kunstschau nicht dem entsprochen hätte, «worum ich gebeten hatte». Und: «Was hier ausgestellt wird, unterliegt meiner Entscheidung.» mab