Ein Beinbruch gab das Startsignal

11.12.2009, 00:00 Uhr
Ein Beinbruch gab das Startsignal

© Riedl

Das Bild mit dem Rahmen in blauer Vereinsfarbe bedeutet Paul Schmidt ganz viel. Kein Wunder, dass er es stolz präsentiert, wenn jemand sein Wohnzimmer betritt. Die Burgfarrnbacher Jugendtrainer sind darauf zu sehen, aufgestellt wie eine zahlenmäßig etwas zu umfangreich geratene Fußballmannschaft. Sie haben es ihrem Jugendleiter zu dessen 70. Geburtstag am 1. Dezember geschenkt. «Darüber habe ich mich sehr gefreut», sagt Schmidt und schaut ein wenig gerührt.

1959, in seinem letzten Jahr als Jugendspieler, bekam Paul Schmidt bereits eine neue Aufgabe. «Ich habe mich schon immer um viel gekümmert. Und als sich unser damaliger Trainer das Bein gebrochen hatte, wurde ich gefragt, ob ich die Mannschaft übernehmen wollte», sagt Schmidt rückblickend. Dass daraus 50 höchst aktive Jahre in der Burgfarrnbacher Jugendarbeit werden sollten, konnte noch niemand ahnen.

Schmidts aktive Laufbahn musste indes unter dem Engagement leiden: «Ich habe da zurückgesteckt.» Er sei schon immer einer gewesen, der nach dem Motto gehandelt habe: Irgendeiner muss es ja machen. «Ich wusste aus meiner eigenen Zeit als Jugendlicher, wie das ist, wenn man keinen Trainer hat», erklärt Schmidt. «Der Nachwuchs stand mir deshalb einfach näher als der Erwachsenenbereich. Es ist doch die schönste Arbeit, sich mit Jugendlichen zu beschäftigen.»

Der gelernte Steindrucker war bis zum 65. Lebensjahr selbstständig. Vor seinem Beruf und dem Fußball war ihm jedoch stets etwas anderes das Allerwichtigste. «Die Familie hat Vorrang, vor allem meine Frau hat mir bis heute den Rücken freigehalten», sagt Schmidt. «Für unsere Kinder machen wir alles.» Er sei aber jemand, der sehr früh aufstehe und sehr spät zu Bett gehe, auch die Wochenenden teile er sich genau ein. Dadurch entstehen Freiräume, die Schmidt für die Vereinsarbeit nutzt.

So war er an der Fusion der beiden Burgfarrnbacher Vereine zum TSV 1895 maßgeblich beteiligt. Er selbst war zuvor Mitglied bei den «Bären», also dem TSV 1898, und spielte aktiv auch unter dem damaligen Spielertrainer Max Appis, nachdem dieser seine erfolgreiche Karriere bei der SpVgg Fürth beendet hatte. Heute zählt Appis, der 2003 verstarb, zu den Legenden beim Kleeblatt. «Der Max hat meine Frau damals manchmal angerufen und gesagt, sie soll mir schon mal meine Fußballsachen raussuchen, wir brauchen den Paul», erzählt Schmidt. Er sei in Sachen Fußball kein Fürther und auch kein Clubberer, beteuert Schmidt. «Ich bin ein Burgfarrnbacher.»

Und auch sein Verein weiß, was er an Schmidt hat. «Er besitzt eine sehr ausgleichende Art, mit der er Wogen glätten kann», lobt Abteilungsleiter Ludwig Rupprecht, der Schmidt seit 1964 kennt. «Schon bei den ‚Bären‘ hat er die Jugendabteilung hochgehalten, und heute kann man sich unsere Jugend gar nicht mehr ohne ihn vorstellen.» Im Verein höre man über ihn und seine Arbeit nur Gutes, so Rupprecht.

Viele Blumen für das Burgfarrnbacher Urgestein, das aktuell eine E-Jugend-Mannschaft trainiert und am Puls der Zeit geblieben ist. «Die Kinder sind heute im Grunde auch nicht anders als damals», erinnert sich Schmidt. Mittlerweile habe man 20 Jugendmannschaften und gehöre damit in Fürth zu den Großen. Der Jugendleiter ist für alle Trainer und Betreuer der Jugendteams die zentrale Anlaufstelle, der Koordinator. «Ich organisiere, hänge viel am Telefon», erklärt er. «Kommunikation ist bei so einer Menge an Trainern und Spielern das Wichtigste.»

Auch mit 70 Jahren hat Paul Schmidt nicht genug von seinem Hobby. Einen Termin für einen möglichen Abschied kann und will er nicht nennen. «Die Arbeit mit Kindern macht Spaß. Und es wirkt bis heute, wenn ich hier und da mal einen meiner Trainer ins Gebet nehme», sagt er grinsend. «Ich sehe mich aber nicht als Vorgesetzter, sondern als einer von ihnen.» Wahrscheinlich ist genau deshalb der Kontakt so gut, der Umgang meist reibungslos, wie Schmidt betont. Die schöne Geste seiner Trainer mit dem Foto-Geschenk jedenfalls spricht Bände. Und auch Abteilungsleiter Rupprecht schätzt sich glücklich, dass er so einen Jugendleiter an Bord hat: «Der Paul ist noch aktiv und fit.» MARKUS RIEDL