Ein Farbtupfer für die Cadolzburg

28.5.2015, 21:00 Uhr
Ein Farbtupfer für die Cadolzburg

© Foto: Mark Johnston

Eben noch hatte die Frühlingssonne das bunte Glasfenster zum Strahlen gebracht, wenig später war es fachmännisch zerlegt und sicher in einer Holzkiste verstaut. Zwei Jahre lang wird das Kunstwerk darin seinen Dornröschenschlaf verbringen. Wenn 2017 das Erlebnismuseum in die Cadolzburg einzieht, soll es in der herrschaftlichen Kapelle eingebaut werden.

Darauf freut sich auch Jacob Dillinger. Er hat das Fenster gestaltet und mit dem Entwurf den von der bayerischen Schlösserverwaltung ausgelobten Wettbewerb gewonnen. 22 Jugendliche, die derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Jugendbauhütte in Regensburg leisten und in verschiedenen Bereichen des Denkmalschutzes arbeiten, waren aufgerufen, ein Fenster für die Hohenzollernburg zu gestalten. Gar nicht so einfach, denn: „Keiner von uns kannte das Gebäude“, gesteht Dillinger. Deshalb fuhr die Gruppe im Herbst nach Cadolzburg, um sich ein Bild zu machen.

Für den 19-jährigen Dillinger stand schon früh fest, dass er den Niedergang und den Wiederaufbau der Veste aus dem 13. Jahrhundert in seinem Fenster darstellen wollte. Deshalb zeigt es nun die Burg, aus der lodernde Flammen aufsteigen — eine mahnende Erinnerung an die letzten Kriegswochen 1945, als die Cadolzburg bis auf die Grundmauern niederbrannte. Über dem Feuer spannt sich ein Gewölbe aus blauen und grauen Glasscheiben. Es soll auf die heutige Zeit verweisen: Das Gewölbe im Erkersaal ist inzwischen rekonstruiert, so wie die ganze Anlage in naher Zukunft in neuem Glanz erstrahlen soll. Es steht für die Hoffnung, dass die Burg — nach der Rekonstruktion der Ruine und mit dem momentan laufenden Innenausbau — wieder ein vollständiges Gebäude wird.

So schlüssig der Entwurf und dessen Umsetzung auch sein mögen — dass Jacob Dillinger gewinnen würde, war eher unwahrscheinlich. Der Grund: Die Bildsprache des Fensters hätte laut Vorgabe des Wettbewerbs eigentlich abstrakt sein sollen. Für Dillinger war das jedoch keine Option: „Ich wollte einen erkennbaren Bezug zur Burg herstellen“, sagt er. Damit hat er schließlich auch die Jury überzeugt.

Wenn das Glaskunstwerk 2017 in die Cadolzburg einzieht, wird sich aber nicht nur der Sieger des Wettbewerbs freuen, auch die übrigen 21 Jugendlichen der Jugendbauhütte haben Grund zum Stolz. Sie alle waren an der Umsetzung des Fensterentwurfs beteiligt, jeder hat mindestens eine der verarbeiteten Glasscheiben zugeschnitten, bemalt und mit Bleiprofilen zusammengesetzt. Unterstützung bekamen sie dabei von zwei Profis aus der Glasrestaurierung.

Jacob Dillinger will sich auch nach dem Projekt und dem Freiwilligen Sozialen Jahr bei der Jugendbauhütte alten Gemäuern widmen: Demnächst möchte er ein Archäologie-Studium beginnen.

Keine Kommentare