Ein Hauch von Hollywood in Zirndorf

21.2.2021, 16:00 Uhr
Ein Hauch von Hollywood in Zirndorf

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Natürlich ist Hollywood die Mutter aller Traumfabriken. Hierzulande fällt einem zum Thema Film vielleicht noch Babelsberg ein. Oder Geiselgasteig. Aber Zirndorf? Eher nicht. Doch in der Bibertstadt hat Jan Eric Hauber seit Jahren vieles zusammengetragen, was Cineasten-Herzen schneller schlagen lässt. Es sind Requisiten, Kostüme, Zeichentrickfolien, Storyboards, Regieklappen aus großen Filmen. Alles in allem an die 1000 Einzelstücke und damit eine "der größten Sammlungen dieser Art in Deutschland", erklärt Hauber.

Den Raumanzug trug Ben Affleck in dem Film "Armageddon"

Den Raumanzug trug Ben Affleck in dem Film "Armageddon" © Hans-Joachim Winckler

Die Bandbreite ist riesig. In seinem Lager findet sich ein Schild der prätorianischen Garde aus Ridley Scotts Film "Gladiator" genauso wie ein Paar entzückend spitze Hobbit-Ohren, die Pippin (Billy Boyd) in "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs" trug. Wer’s gern gruselig mag, dem läuft ziemlich sicher beim Anblick der Reptilwesen-Maske, die Louis Gossett Jr. in "Enemy Mine" von Wolfgang Petersen trug, ein Schauer über den Rücken.

Hosensaum in Großaufnahme

Fragt sich natürlich, wie kommt der 55-Jährige an solche Stücke? "Ich finde Besonderes zum Beispiel auf entsprechenden Plattformen im Internet, bei Auktionen oder auch bei anderen Sammlern, die Dinge anbieten, die ich interessant finde." Jan Eric Hauber ist ein kritischer Kenner: "Selbstverständlich mache ich mich zuerst einmal schlau, ob etwas authentisch ist." Er weiß: "Zertifikate könnte man fälschen, da hilft es nur, wenn man selbst ganz genau hinschaut, exakt recherchiert, nachfragt und alles prüft."

Das Cello mit dem Durchschussloch stammt aus "James Bond - Der Hauch des Todes" mit Tomothy Dalton.

Das Cello mit dem Durchschussloch stammt aus "James Bond - Der Hauch des Todes" mit Tomothy Dalton. © Hans-Joachim Winckler

Ein Beispiel dafür hat er zur Hand: "Ich besitze unter anderem die Hose, die Tom Hanks in der letzten Szene von ,Forrest Gump‘ trägt. Den Beweis, dass sie echt ist, liefert ein Blick auf die Naht." Glücklicherweise, so Hauber, kommt der Hosensaum in Großaufnahme ins Bild, als eine Feder daneben ins Gras schwebt. "Man erkennt exakt die individuellen Stiche an der Steppnaht, die von Hand genäht wurde."


Läuft für die Kinos schon der Abspann?


Es sind solche Details, die den Film-Liebhaber faszinieren. Nullachtfünfzehn-Ausstattungen interessieren ihn nicht: "Freilich könnte ich eine Lewis-Jeans bekommen, in die noch das Namensschild von Matt Damon eingenäht ist, aber sowas ist letztlich doch nur von der Stange." Ganz anders sieht es mit maßgefertigten Einzelteilen aus, die von großen Kostümbildern erdacht und den Stars auf den Leib genäht wurden. "Das sind Dinge, die ich aufbewahren möchte", erklärt der Zirndorfer, der als Kunsterzieher am Fürther Hardenberg-Gymnasium tätig ist. "Mich reizt das spezielle Ausstattungs-Handwerk im Film, das über Jahrzehnte bedeutend war, im Zuge neuer Techniken aber langsam verschwindet."

Mit "Magnum" fing alles an

Geweckt wurde seine Begeisterung für solche Unikate von einem schicken Schnurrbartträger: "Mir gefiel die TV-Serie ,Magnum p.i.‘ mit Tom Selleck so gut, dass ich 1998 angefangen habe, nach Originalstücken von den Dreharbeiten zu suchen." Hauber wurde fündig, nicht zuletzt auf einer Reise nach Hawaii – dort sind die Abenteuer des smarten Privatdetektivs angesiedelt. Heute besitzt er nicht nur eines der unwiderstehlich blumigen Hemden, die der Titelheld mit Vorliebe trug, sondern auch einen VW-Bus T 3 in der rot-gelb-braunen Original-Lackierung, der in der Serie eine Rolle spielte.

Herbert Grönemeyers Jacke aus "Das Boot".

Herbert Grönemeyers Jacke aus "Das Boot". © Hans-Joachim Winckler

"Tatsächlich wurde irgendwann auch ein Ferrari angeboten, der für Tom Selleck umgebaut worden war. Mit seinen 1,93 Meter passte der nämlich nicht richtig hinters Steuer", erinnert sich Hauber. Der rote Flitzer sollte damals stolze 35 000 Dollar kosten und kam für den Sammler nicht in Frage.

Traum vom Filmmuseum

Sein Herz hängt ohnehin mehr an anderen Ausstattungsstücken: "Ich mag Raumanzüge und habe ziemlich viele davon." Da wäre etwa ein NASA-Modell in Orange, das Ben Affleck in Michael Bays Sci-Fi-Streifen "Armageddon" trug: "Das ist ein unglaublich schwer gewebter Stoff, darunter ließ sich kaum atmen. Deshalb wurden nach einem kurzen Darsteller-Streik Ventilatoren eingebaut." Ein kurioses Detail gehört auch zu einer Rettungsweste aus "Titanic": "Darunter sind Möbelrollen angebracht, damit die Darsteller in die Boote rutschen konnten."


Wie ein neuer Kulturverein dem Fürther Babylon-Kino hilft


James Bond stand Pate für ein Geschenk, das Hauber seiner Frau zur Geburt der gemeinsamen Tochter Arwen machte: Es ist das zerschossene Cello, das in "Der Hauch des Todes" mit Timothy Dalton eine feindliche Kugel abbekam. Für die Tochter gab es dann eine Original-Regieklappe, die bei einer Szene zwischen Aragorn und Halb-Elfe Arwen für "Herr der Ringe – Die zwei Türme" im Einsatz war.

Am Ziel ist Jan Eric Hauber noch längst nicht. "Ich träume davon, meine Sammlung zum Grundstock für ein Bayerisches Filmmuseum auf wissenschaftlicher Basis zu machen." Alternativ wäre ihm auch eine Ausstellungsmöglichkeit "vielleicht im Museum Industriekultur oder im Germanischen Nationalmuseum" recht. Einen Namen haben seine Schätze schon. "Das sind", sagt er, "die Hauber Relics."

1 Kommentar