Ein Herz für Exoten

5.6.2009, 00:00 Uhr
Ein Herz für Exoten

© Esterl

«Für mein Hobby gibt es gar keinen richtigen Namen», überlegt Dieter Ittner. Er hat Recht. Sein tiefgründiges Wissen über Palmen und ihre Pflege lässt sich am besten noch mit «Palmen-Kenner» bezeichnen. Die Begeisterung wurde bei ihm geweckt, als er mit 18 Jahren zum ersten Mal in Urlaub fuhr. Seither waren die Pflanzen mit den charakteristischen Wedeln für ihn der Inbegriff von Feriengefühlen, Sommer und Süden.

«Man muss sich nur trauen»

Vor zehn Jahren wollte es der Buttendorfer genau wissen. In einer nahe gelegenen Gärtnerei erstand er ein immerhin schon 1,30 Meter hohes Exemplar. Nach und nach sammelte er breitgefächerte Kenntnisse über die Bedürfnisse der Exoten, die sich weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten wohlfühlen – und dort klimatische Bedingungen haben, wie es sie in Mittelfranken garantiert nicht gibt. Als Ittners erste Palme allmählich zu groß für die Wohnung war, fasste er sich ein Herz, und das Gewächs durfte in den Garten umsiedeln. Er hatte sich ausgiebig informiert, wusste, dass das Risiko gar nicht so groß ist und «dass man sich trauen muss», sagt er heute. Es blieb nicht bei einem Einzelstück. Andere Palmen kamen dazu. Mit der Erfahrung wuchs bei Ittner der Wunsch nach einer ganz bestimmten Vertreterin dieser uralten Familie: «Zwei, drei Jahre lang schwirrte mir der Gedanke an eine Jubaea chilensis durch den Kopf.» Seit wenigen Tagen steht eine in seinem Garten. Das

seltene Schmuckstück, das auf deutsch Chilenische Honigpalme genannt wird, hat einen langen Weg hinter sich.

Sorgfältig eingeschifft

Nach ausgiebiger Recherche im Internet war Ittner auf einen Händler in Holland gestoßen, der genau das Richtige im Angebot hatte. Die Palme, die nach dem mauretanischen König Juba II. benannt wurde, kommt aus einer Plantage in Zentralchile. Jubaeas gedeihen zwischen dem 31. und 35. Grad südlicher Breite und können bis zu 21 Meter hoch werden. Der Stamm kann es im Durchmesser auf 1,80 Meter bringen.

In ihrer Heimat wurde sie sorgfältig eingeschifft und reiste dann vier Wochen lang in einem Container über den Ozean. Mit der glücklichen Ankunft im holländischen Hafen war das Bangen für den Besitzer in spe allerdings noch nicht vorüber: «Jede Pflanze wird zunächst auf Insekten untersucht, hätte man was gefunden, wäre sie verbrannt worden . . .»

Diese Hürde nahm das Prachtstück. Genauso wie den Weg in den Landkreis Fürth. Um in Buttendorf in das stattliche Pflanzloch zu gelangen, war allerdings ein Kranwagen nötig. Denn Ittners Jubaea chilensis bringt bereits 3,7 Tonnen auf die Waage. Am Fuß misst der Stamm schon 1,30 Meter.

Als die exotische Schönheit endlich ihren neuen Standort eingenommen hatte, fühlte sich Ittner, der «ziemlich aufgeregt war», einfach «unwahrscheinlich glücklich». Und obwohl er sich so intensiv vorbereitet hat, sagt er: «Man kann es sich vorher gar nicht vorstellen, wie die Wirkung ist, wenn die Palme dann wirklich vor einem steht.»

Winterhart

Dem Palmen-Fan ist nicht bange, wenn er daran denkt, was das fränkische Wetter der chilenischen Pflanze bescheren mag. «Sie wird als winterhärteste angesehen», erklärt der Mann, der seit einem Arbeitsunfall vor 17 Jahren querschnittsgelähmt ist. Er hat Erfahrungen gesammelt mit den Hanfpalmen, die in seinem 1200-Quadratmeter-Garten stehen, kennt sich aus mit den nötigen Drainagen («Die müssen trocken stehen»).

Als im Winter bei minus 20 Grad Blätter an seinen Palmen erfroren, verzagte er nicht: «Die meisten treiben wieder aus.» Ganz besonders geschützt werden muss das Herz der Palme, das heißt die Stelle, an der die Blätter aus dem Stamm kommen. Ittner nutzte zunächst Angelschirme für diesen Zweck, mittlerweile hat er gute Erfahrungen mit schützenden Eigenkonstruktionen gemacht.

Doch jetzt ist für ihn wieder viel Geduld angesagt. Bis die prächtige Jubaea den «Pflanzschock» überwunden hat, werden zwei bis drei Jahre ins Land gehen. Kein Problem. Die Pflanze, sagt Ittner, ist noch relativ jung mit ihren ungefähr fünfzig Jahren und hat noch nicht geblüht. Ein prächtiges Bild bietet die Weitgereiste auf jeden Fall schon jetzt.