"Ein Mord ist immer eine Tragödie"

29.6.2020, 17:13 Uhr

© Foto: Tim Händel

Und sobald sich die Zuschauer zur Kultnacht Franken-Tatort des "Lesen!"-Festivals gesetzt haben, wird das Wohnzimmer auch gleich zum Tatort, wie es das schon seit nunmehr 50 Jahren für viele Familien jeden Sonntag tut, wenn die liebste TV-Serie der Deutschen über die Bildschirme flimmert.

Drehbuchautor und Regisseur Max Färberböck, der den Franken-Tatort vor mittlerweile fünf Jahren mit aus der Taufe hob, erzählt im Kulturforum von seinen Inspirationsquellen, der Entwicklung seiner Figuren, Spurensuchen im Fränkischen und der Arbeit mit Schauspielern und Statisten. Moderatorin Sofia Glasl stellt die Fragen, Schauspieler Andreas Schadt (im Franken-Tatort als Kommissar Fleischer zu sehen) liest aus dem Drehbuch des ersten Falls "Der Himmel ist ein Platz auf Erden", und der Fürther Michael Bliemel, der als Statist dabei war, berichtet von seinen Erfahrungen.

Dass der Franken-Tatort sich mittlerweile deutschlandweit großer Beliebtheit erfreut, war anfangs nicht unbedingt abzusehen, zweifelten doch vor allem die "Einheimischen", ob ein Münchner Regisseur wie Färberböck das richtig hinkriegen könne. Der wiederum erzählt, wie ihm bei der ersten Recherche im abendlichen Nürnberg neben einem Waffengeschäft an einer roten Ampel auf einmal die Grundidee zum ersten Fall "aus dem Nichts" in den Sinn kam. Es ist eine Formulierung, die er noch öfter verwendet, ist doch das "Kennenlernen" (auch seiner Figuren) für ihn interessanter als das "Kennen". Dass der Autor und Regisseur die große Offenheit und Begeisterung der Franken für das ganze Projekt lobt, kommt bei den Zuhörern natürlich gut an, vor allem, wenn Schadt es mit einer Anekdote aus der bayerischen Landeshauptstadt kontrastiert, in der ein Mercedes fahrender Wichtigtuer schon einmal mitten durchs Set brettern kann, weil Straßensperren in seiner Weltsicht einfach nicht vorgesehen sind. Einige Szenen aus dem Drehbuch liest Schadt samt den Regieanweisungen und untermalt damit auch immer wieder Färberböcks Aussagen über Figurenkonstellation und Intention. Der betont mehrfach, dass es ihm trotz allen Humors in erster Linie darum geht, menschliche Charaktere zu erschaffen. "Ein Mord ist immer eine Tragödie", erklärt er, und ein Krimi, der diese Tatsache nicht auch ernst nehme, verfehle seinen Zweck. Am Ende darf dann auch das Publikum all die Fragen stellen, die es schon immer zum (Franken-)Tatort hatte, ehe das Wohnzimmer zuletzt wieder verlassen und der Tatort geräumt wird.

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