Ein Schutzengel namens Lawine

8.12.2010, 19:00 Uhr
Ein Schutzengel namens Lawine

© Joachim Sobczyk

Schon zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn herrscht rege Betriebsamkeit in der Badstraße. Die Mitglieder der „Rampenschweinerei e.V.“ haben alle Hände voll zu tun. Der Ofen bollert. Markus Just, 2. Vereinsvorstand und an diesem Abend als „Hausmeister“ angekündigt, checkt die Technik. In der Küche steht Silke Klöppel und kocht für die Künstler auf.

Heute haben sich unter anderem das Elephant Circus Orchester, die Jongleure Shishi und Keule sowie Peter Gruner alias „Point“ mit Liedern „von hier und jetzt und knapp daneben“ angekündigt. „Die Kunst ist frei“, sagt der 1. Vorstand der Rampenschweinerei, Wolfgang Zeilinger. „Jeder gibt hier, was er kann.“ Und das meint er sowohl im Hinblick auf die Künstler, als auch aufs Publikum. „Am Ende der Vorstellung sammeln wir Spenden. Wer will oder kann, spendet etwas, aber er muss es eben auch nicht“, erklärt Zeilinger.

Höchstens 20 Minuten

Im Schnitt kommen pro Besucher auf diese Weise rund drei bis fünf Euro zusammen. Die Einnahmen werden dann in die Ausstattung, in die Licht- und Tonanlage investiert, ergänzt Mitbegründerin Sascha Banck, die 2008 für ihre Gemälde den Kulturförderpreis der Stadt Fürth erhielt. Wie aber stellen die Rampenschweine — 2008 zogen sie von der Kofferfabrik in die Badstraße um — sicher, dass die Darbietung eines Künstlers jene „gewisse Qualität wahrt“, wie Banck es nennt? „Da ist zum einen der Zeitfaktor. Jeder darf nur maximal 20 Minuten auf die Bühne. Und dann ist da ja noch unser feinsinniges Publikum. Das fängt schon mal eine schwächere Nummer humoristisch auf“, lobt Zeilinger. „Wir hatten auch schon den einen oder anderen auf der Bühne, bei dem man zunächst dachte, da geh’ ich lieber eine rauchen — prompt hat der sich dann als der volle Knaller entpuppt“, erinnert sich Banck. Um kurz vor 20 Uhr ist der Kulturort an der idyllischen Uferpromenade gut gefüllt. Ein bunt gemischtes Völkchen trifft sich hier, viele kennen einander und tauschen rasch Grüße aus, bevor es losgeht. Denn gut ein Drittel der Zuschauer kommt regelmäßig zur Rampenschweinerei. Ein Gläschen Rotwein oder noch ein Linsensüppchen zur Stärkung, dann kann der Abend beginnen.

„Lachgarantie“ verspricht Zeilinger vor der Show. Er soll recht behalten. „Hallo, ihr da unten!“, begrüßt „Die Madam“, als weißer Schutzengel Lawine verkleidet, gemeinsam mit Hausmeister Just das Publikum. Witzig führen beide in bester Entertainer-Manier durch das Programm, spielen mit dem Publikum. Den Auftakt macht der „Funky Liedermacher“ Peter Gruner. Hingebungsvoll klampft der Erlanger seine melancholischen Balladen und „wär’ dabei so gerne positiv“.

Durchgeknallte Sozialpädagogin

Zum Wegbrüllen komisch sind auch die „Erziehungsmethoden“ von Nike Herrberg aus Freiburg, die als „Frau Dr. Gerlinde“ über ihren Kevin berichtet. Herrberg gibt die durchgeknallte Sozialpädagogin, die den Pubertierenden zur Strafe die „Comfort Items“ wie etwa Seife und Toilettenpapier streicht.

Kurzweilige drei Stunden vergehen. Musik, Kabarett, Jonglage. Geht mal was daneben — egal. Der Applaus ist stets aufmunternd. Es sind diese Spiellust und der Mut der Akteure, die auf ein begeisterungsfähiges Publikum treffen. Saugut ist sie, diese Rampenschweinerei, ein Pflichttermin im Kalender jedes (Klein)-Kunstfreunds.

Nächste Rampenschweinerei: 27. Dezember, 20 Uhr, Kulturort Badstraße 8. Weitere Informationen: www.rampenschweinerei.de