Ein Sommer aus Japanpapier in der Foerstermühle

15.7.2016, 15:15 Uhr
Ein Sommer aus Japanpapier in der Foerstermühle

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Willkommen in der Wunderwelt: Ein „Ideen-Baum“ wächst in einem der Kanzleiräume, ein hohes Lichtobjekt aus Japanpapier und LEDs. Gegenüber hängt ein zartes Gebilde in Weiß, aus dem kleine Blüten kreisrund herauszufliegen scheinen. Es sind Blüten der Agave, in weiße Farbe eingetaucht und wie die Flugschirme des Löwenzahn ringförmig angeordnet. Im Garten erwarten die Gäste beleuchtete Objekte: eine liegende Acht steht für Unendlichkeit, Schirme mit glitzernden Fäden darunter erinnern an Quallen, große gebogene Farne und eine Riesenkugel schimmern sanft.

All das hat Verena Friedrich geschaffen. Die Künstlerin, die in Fuerteventura und München lebt, liebt Japanpapier und erkundet damit Strukturen. Das Lampenpapier wurde perforiert und mit einer Unterkonstruktion aus Draht versehen. Die vielen kleinen Löcher, die die Objekte draußen durchbrechen und Licht durchscheinen lassen, hat Friedrich akribisch mit einer Kerze eingebrannt, wobei sie darauf achtet, keine schwarzen Spuren zu hinterlassen.

Mit viel Geduld

Überhaupt hat ihre Arbeitsweise etwas Meditatives an sich: Sie nimmt sich Zeit, schaltet alles andere aus. „Ja, ich brauche schon viel Geduld, denn das Japanpapier ist empfindlich. Auch beim Bearbeiten der Agaven-blüten oder anderer Naturmaterialien, die ich selbst sammle, wiederhole ich dieselben Vorgänge immer wieder“, sagt Friedrich. Die Brücke zu ihrem Verständnis von Strukturen und Texturen liefern die Bilder, die in den Fluren der Kanzlei ausgestellt sind. Hier kann man ähnliche Objekte teilweise gemalt sehen, etwa weiße, fedrige Pollen oder kleine Spitzen, die an Korallen erinnern. Sie kehren dreidimensional in Objekten mit indianischer Anmutung wieder. Mal meint man, eine Vogelfeder zu erkennen, dann eine Schlangenhaut, Kieselsteine oder den Stempel einer Blüte.

Hat Friedrich das Papier zerrissen, wirken die Kanten weich und elastisch. Die Künstlerin lässt sich von der Natur inspirieren, abstrahiert die organischen Formen, erkennt Ähnliches überall, ob es die Meereswellen oder Pflanzen sind, die der Wind bewegt, oder ob es sich um natürliches Wachstum handelt, das alles Lebende verändert. „Oberflächen von Naturmaterialien wie Stein, Pflanzen und Holz faszinieren mich. Die Eindrücke, die ich aufgreife, erhalte ich an der Küste im Norden von Fuerteventura“, erklärt die Künstlerin.

Formungen in Kombination mit Licht findet sie dabei besonders spannend, weil durch die Beleuchtung von innen die Strukturen deutlicher hervortreten, die Objekte mehr Volumen erhalten. Das durchlöcherte Papier kommt filigran und leicht, gleichzeitig aber naturwüchsig daher; das hat etwas Archaisches an sich und strahlt Ruhe aus — auch wegen der sanften Formen, die Friedrich wählt. Eine faszinierende Ausstellung.

„Moving Structures": Galerie in der Foerstermühle (Würzburger Straße 3). Vernissage morgen, 19 Uhr. Montags bis donnerstags 9-17, freitags 9-14 Uhr. Bis 16. September.

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