Ein Stück Fürther Kinogeschichte geht verloren

1.6.2018, 11:00 Uhr
Ein Stück Fürther Kinogeschichte geht verloren

© Foto: Giulia Iannicelli

Ein Stück Fürther Kinogeschichte geht verloren

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Bei ihrer Eröffnung 1951 - Fürth erlebte in dieser Zeit einen Kino-Boom - war die vom Nürnberger Kinoarchitekten Ludwig Amman entworfene "Camera" in der Schwabacher Straße 149 mit ihrem rundbauartigen, geneigten Saal, akustikwirksamer Textilbespannung, Klimaanlage und den 482 Ledersesseln eine Schau. Lange hielt die Faszination jedoch nicht an. Der Siegeszug des Fernsehers sorgte für rückläufige Besucherzahlen.

1965 lief in dem "intimen Theater", als das sich die "Camera" selbst präsentierte, der letzte Film. Eine Disco hielt Einzug. Namhafte Bands wie die Damenband Liverbirds und The Remo Four aus Liverpool oder The Lords und The Boots aus Berlin heizten hier ein, erinnert sich Lokalmatador Rudi Madsius. Nicht aber The Who, wie es in einem früheren Beitrag zum Camera-Abriss geheißen hatte. 1970 stellte dann auch der Beat-Club seinen Betrieb ein. Ein Supermarkt und zuletzt eine Boutique nutzten die Räume im Erdgeschoss.



Als das Gebäude schließlich verkauft wurde, war es nach Angaben der in München lebenden Witwe des einstigen Kinobesitzers in einem schlimmen Zustand. Bemühungen, es unter Denkmalschutz zu stellen, waren zuvor nicht von Erfolg gekrönt.

Die Stadt genehmigte den Abriss und einen Neubau mit Geschäftsräumen im Erdgeschoss und 14 Wohnungen darüber. Doch der Abbruch wurde zu einer Zumutung für die Nachbarn. Die beschwerten sich mehrfach beim Baureferat über die "Operation am offenen Herzen". Die Bauaufsicht trat in Aktion, konnte das Projekt letztendlich aber auch nicht mehr stoppen.

 

 

 

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