Ein Testlauf für den Ernstfall

11.6.2010, 00:00 Uhr
Ein Testlauf für den Ernstfall

© Foto: Bianca Schwarz

Gelassen beobachten »Senioren« aus den Fenstern des zweiten Stocks das hektische Treiben. Die Statisten rekrutieren sich überwiegend aus dem Nachwuchs der beteiligten Wehren. Das neue, noch fast unbewohnte Seniorenheim an der Saalfelder Straße soll für den Notfall gerüstet sein.

»Der Alarm wird ausgelöst und geht erst einmal zur Einsatzzentrale in Nürnberg«, erklärt Kreisbrandrat Dieter Marx. Kurz darauf piepst es aus seiner und ungezählten anderen Hosentaschen. Eine blecherne Stimme informiert über einen Brand im Altenheim. »Jetzt werden unsere Leute alarmiert«, erläutert Marx.

Zum Beispiel Margit Geisselseder, die gerade zum Feierabendkaffee greifen wollte. »Zuerst bin ich ganz schön erschrocken. Oh Gott, ein Altenheim, dachte ich mir«, meint die Feuerwehrfrau - bis ihr einfiel, dass die Übung angekündigt war. Geisselseder ist seit 1993 bei der FFW Altenberg, »trotzdem sind solche Übungen immer wieder Stress« sagt sie.

Aus der Ferne ertönen erste Martinshörner. Laut Alarmplan sind die Freiwilligen Feuerwehren Oberasbach, Zirndorf, Altenberg und Rehdorf an dem Einsatz beteiligt. »Bin mal gespannt, wer zuerst da ist«, schmunzelt Marx. Kurz darauf erreicht ein Trupp von sieben Männern, angeführt von Einsatzleiter Jürgen Stegemann, im Laufschritt das Gebäude. »Jetzt wird nachgesehen, wo genau der Alarm ausgelöst wurde«, so Marx. In diesem Fall kommt das Alarmsignal aus dem zweiten Obergeschoss. »Erkundungstrupp geht hoch«, ordnet Stegemann an.

Drehleiter aus Zirndorf

»Ist jemand von der Heimleitung da?«, fragt er routiniert. »Nein, die liegt gerade unbeweglich in zweiten Stock und wartet auf Hilfe«, wird ihm von einer lachenden Beobachterin zugerufen. Im selben Moment rollt die Drehleiter aus Zirndorf in den Hof, die einzige, die in der Umgebung zu haben ist. Das Treiben wird geschäftiger, immer mehr Trupps erreichen das Gelände, das Rote Kreuz ist da, Feuerwehrler in Brandschutzausrüstung stürmen Treppen hoch, erste Verletzte werden aus dem Gebäude getragen. Es fällt schwer, den Überblick zu bewahren. Das fordert Klaus Meyer, der den Rettungsdienst organisiert: »Anfangs gibt es immer die so genannte chaotische Phase, in der noch nicht genügend Personal vor Ort ist und in der Räume für Fahrzeuge und Verletzte zu koordinieren sind.«

Eine Trage wird herangerollt. »82 Jahre alt, männlich, vermutlich Rauchvergiftung«, erklärt der begleitende Notarzt. Der »Patient« ist Simone Wilfried, die Pflegedienstleiterin des Hauses. Sie nimmt ihre Rolle ebenso ernst wie Heimleiterin Petra Biedermann, die die »seltsame Erfahrung« gemacht hat, »dass einem die Zeit sehr lang werden kann, wenn man auf Hilfe wartet«.

Nach gut zwei Stunden ist der Einsatz beendet. Schlagartig kehrt Ruhe ein, als die Runde angehalten ist, ein erstes Fazit zu ziehen. 30 Helfer des Rettungsdienstes und 70 Leute von der Feuerwehr waren im Einsatz. Insgesamt zeigen sich die Verantwortlichen »sehr zufrieden, auch wenn es immer kleine Dinge gibt, die verbessert werden können«. Jürgen Stegemann spricht von einer »Win-Win-Situation, von der wir alle etwas haben«.