Ein Treffpunkt für alle Generationen

17.6.2011, 11:00 Uhr
Ein Treffpunkt für alle Generationen

© Johnston

Auf die Idee mit den Hühnern kam Waltraud Heiter noch nicht. Aber die 69-Jährige, die sich mit Herzblut fürs BRK engagiert, findet toll, was in Forchheim passiert. Etwas Ähnliches wünscht sie sich fürs Fürther Grete-Schickedanz-Heim.

21 Hühner leben im Garten des Forchheimer Wichern-Seniorenheims. Sie locken nicht nur die Bewohner aus den Räumen, sondern auch Familien in den Park des Heims: Wer eine Huhn-Patenschaft übernimmt und fürs Futter bezahlt, darf sich die Eier abholen. Für Kinder ist das eine Attraktion. Und die Mädchen und Jungen, die mit ihren Müttern die Hühner besuchen, wiederum sind eine Attraktion für die Heimbewohner — besonders für die, deren Enkel sich nicht so oft zeigen.

Manchmal verlaufen sich die Hühner oder fliegen auf den Schoß der alten Menschen. „Bei uns ist immer Action, es wird immer gelacht und geschäkert“, sagt Heimleiterin Stefanie Hellmann, die ihre Einrichtung ein „Lebensheim“ nennt. Ein Lebensheim, wie es Waltraud Heiter vorschwebt und wie es immer mehr Pflege-Einrichtungen sein wollen.

Manche haben ganze Streichelzoos eingerichtet, einige legen „Mehrgenerationenspielplätze“ an, bei denen Spielgeräte für Kinder mit speziellen Fitnessgeräten für die Senioren kombiniert werden. In Fürth kooperieren viele Heime mit Schulen und Kindergärten.

Ersatz für die frühere Großfamilie

Es ist eine noch recht junge Entwicklung, die sich da beobachten lässt. Altenheime wirkten lange wenig einladend und verstärkten damit vielleicht noch eine Entwicklung, die begann, als die Großfamilie ausstarb. „Es ist alles so zerhackt heute, jede Generation lebt nur noch für sich“, sagt etwa Werner Umbrich, Leiter des Fürther Seniorenheims Haus Maximilian, in dem seit April regelmäßig Kinder des Mütterzentrums zu Gast sind.

Sie singen, basteln und turnen mit den Bewohnern, haben mit ihnen Schokoladenfondue genossen und Kresse gepflanzt. Umbrich könnte sich noch mehr vorstellen: Ein Kindergarten unter dem Dach eines Altenheims, am besten mit besonders langen Öffnungszeiten, so dass das Pflegepersonal die eigenen Kinder auch während der Spätschicht gut untergebracht weiß, „das wäre der absolute Schlager“.

„Umso mehr Besucher, von aller Couleur, ins Haus kommen, umso besser für die Bewohner“, sagt Umbrich, der wie etliche andere Heime auch auf tierische Gäste setzt. Regelmäßig besuchen die Senioren den Ponyhof, zwei Mal im Monat können Hasen und Meerschweinchen im Heim gestreichelt werden. 

Babys lassen Augen glänzen

Auch Waltraud Heiter ist voller Ideen. Eine hat sie mit ihrer Mitstreiterin Katrin Rohm, beim Fürther BRK zuständig für den Bereich Pflege und Soziales, schon umgesetzt: Seit November finden Säuglingspflegekurse im Grete-Schickedanz-Heim statt. Die Schwangeren wecken gleich Erinnerungen bei den Bewohnern, sagt sie. Schnell ergebe sich da ein Plausch, der der Seele gut tut. Heiter hofft, das manche der Mütter später zurückkehren und ihren Kinderwagen durch den Park schieben. Ein seltener Glanz sei in den Augen der Bewohner, wenn Kinder in der Nähe sind.

Im Garten des Heims könnte sich Heiter auch Gewürzbeete vorstellen, die Bewohner gemeinsam mit Besuchern anlegen. Sie glaubt, dass man einen Stammtisch ins Leben rufen könnte, und sucht dafür Männer, die gerne karteln. Bald will sie auch Schüler gewinnen, die zum Vorlesen oder für einen Spaziergang vorbeischauen. Am 14. Juli wollen Heiter und Rohm im Grete-Schickedanz-Heim über ihre Ideen informieren.