Ein Zaungast packt an

24.2.2007, 00:00 Uhr
Ein Zaungast packt an

© Hans-Joachim Winckler

Bis auf einige Autos, die bereits am frühen Morgen unterwegs sind, ist nichts los an der Kreuzung Jahnstraße/Wallensteinstraße in Zirndorf. Die meisten Anwohner schlafen noch, die Rollläden an den Fenstern sind geschlossen. Nur in der Sporthalle des TSV Zirndorf brennen bereits die Lichter und lassen das große Gebäude durch das grünschimmernde Glas von außen wie ein notgelandetes Raumschiff wirken.

Die Beleuchtung dient jedoch nicht den sportlichen Frühaufstehern. Ein Mann, der stolz einen Trainingsanzug mit TSV-Emblem auf der Brust trägt, schiebt einen übergroßen Besen gleichmäßig über den in die Jahre gekommenen Hallenbelag: «Die Hausmeisterin hat gerade Urlaub, und später am Tag findet ein Fußballcamp mit fast 40 Kindern statt. Da muss man doch wenigstens mal durchwischen», meint Günter Neff, der «Saubermann», fast schon entschuldigend.

Neff ist eigentlich dritter Vorsitzender des TSV Zirndorf; 2003 rückte er eine freigewordene Stelle nach vorn und ist seitdem zweiter Mann nach Präsident Fritz Großhauser. Doch Günter Neff widmet sich nicht etwa nur der anfallenden Schreibarbeit; am liebsten packt er selbst tatkräftig mit an, egal, um welche Arbeit für seinen Verein es geht - auf ehrenamtlicher Basis versteht sich.

Eine Anstellung bei einer kleineren Druckerei verschlug den gebürtigen Würzburger 1985 nach Zirndorf, zwei Jahre später fiel Neff, der öfter mal als Zaungast beim Fußball vorbeischaute, dem damaligen TSV-Fußballjugendleiter Hans Zehnter auf. Da schon damals «Notstand» in Sachen Juniorentrainer im Verein herrschte, sprach Zehnter den Zuschauer spontan an, und ebenso spontan sagte Neff zu: 1986 übernahm der damals Anfang-Vierziger die Trainerrolle bei der Fußball-E-Jugend des TSV, betreute «seine» Jungs auch in den Altersklassen D- und C-Jugend und sorgte dafür, dass sie zusammen mit dem «Stadtrivalen» ASV Zirndorf eine Spielgemeinschaft als B- und A-Jugend bildeten. Diese höchsten Altersklassen hatte es beim TSV lange überhaupt nicht mehr gegeben.

Der Jugendfußball boomt

Mit Neff erlebte der Juniorenfußball innerhalb des TSV Zirndorf einen echten Boom: Mit dem TSV Altenberg ist man der Verein mit der besten Jugendarbeit im Landkreis. Mittlerweile ist jede Altersklasse besetzt - meist sogar doppelt; eine F 4, eine E 3, und sogar G-Junioren sind jetzt in Zirndorf aktiv. Während seiner 16-jährigen Amtszeit von 1987 bis 2003 als Fußball-Abteilungsleiter steckte Günter Neff die meiste Energie in die Nachwuchsarbeit.

Zuletzt baute das heutige Vorstandsmitglied mit dem Beginn des neuen Jahrtausends ein Mädchenteam auf. Selbst eher der Tennisspieler - nur in seiner Jugend kickte Neff einmal für die Würzburger Kickers - entdeckte Günter Neff damit sozusagen eine Marktlücke im Landkreis: Der Damenfußball in Zirndorf schlug voll ein. Mittlerweile kicken vier Mädchenmannschaften und ein Damenteam im offiziellen DFB-Spielbetrieb. Die Nachwuchsspielerinnen führte Neff von 2000 an als Trainer bis in den Erwachsenenbereich, ehe er nur noch als Spielleiter fungierte. «Meine Mädels brauchen unbedingt mal eine engagierte Trainerin», sagt Neff, denn - so seine Meinung - die durchwegs junge Mannschaft muss weiter gefördert werden.

«Und zwar nicht von mir - ich bin ja jetzt schon ein ,alter Sack‘», so der Ex-Coach mit einem Augenzwinkern. Mit «seinen» Damen strebt er nun etwas vielleicht Einzigartiges im Fürther Landkreis an: «Mein Ziel ist es, mit der Frauenmannschaft in einer höheren Klasse zu kicken als das Erste Herrenteam.» Die Verdienste Neffs gerade um den Junioren- und Mädchenfußball hat auch der DFB zur Kenntnis genommen; erst kürzlich erhielt der Zirndorfer die «DFB-Ehrenamts-Armbanduhr» und ist seitdem auch offiziell «Ehrenamtsvorsitzender».

Doch was Neff noch viel mehr freute als seine neue Armbanduhr: Die Egidius-Braun-Stiftung lud ihn und seine Damenelf zum zehntägigen Fußballcamp an die Ostsee ein. «Meine Mädels sind mitunter sehr gewöhnungsbedürftig, zwei weitere Trainerinnen haben sie in nur zwei Tagen verschlissen - unglaublich», lacht der stets gut gelaunte Neff. Seinen Lebensmut bewahrt Neff auch nach dem schweren Schicksalsschlag, den er und seine Frau zu verdauen hatte: Sein Arbeitgeber machte dicht, Neff verlor seinen Arbeitsplatz.

Die zusätzliche Zeit widmet er nun dem Verein: Neff leitet jetzt auch die Geschäftsstelle, kümmert sich um die Hallenvergabe und -pflege und hält den Kontakt mit den Mitgliedern. Und wenn es sein muss, wischt er auch mal die Halle.