Eine Fest für alle, die nicht getauft sind

27.7.2011, 16:00 Uhr
Eine Fest für alle, die nicht getauft sind

© Schönfeld

Über mangelnden Zulauf kann sich der Humanistische Verband Bayern nicht beklagen. „Wir hatten heuer die Rekordanmeldung von 60 Jugendliche und haben erstmals bei der Vorbereitung für Fürth eine eigene Gruppe gebildet“, erzählt Anita Häfner, Sozialpädagogin und verantwortlich für die Jugendfeier.

Ein halbes Jahr dauerte die Vorbereitung. Zu den Pflichtveranstaltungen gehören die Themen Humanismus, Übersinnliches und ein Besuch im Turm der Sinne in Nürnberg. Die Jugendlichen befassen sich auch mit Themen wie Religion, machen beim Besuch des Blindencafés Grenzerfahrungen oder stärken das Gruppengefühl beim Klettern im Hochseilgarten.

„Für mich war ganz klar die dreitägige Fahrt nach Berlin mit dem Besuch des Reichstags der Höhepunkt“, sagt Adrian Röbke. Er ist nicht getauft und besucht am HLG den Ethikunterricht. „Ich wollte auch eine Feier für mich haben“, erklärt der groß gewachsene Teenager. Auf die Jugendfeier kamen die Röbkes durchs Internet.

Zu seinem großen Tag hat sich Adrian schick gemacht. Blaues Hemd, schwarze Hose und flott gestylte Haare. Die meisten jungen Erwachsenen tragen heute Cocktailkleid und Anzug. Zu flotter Musik nehmen sie ihren Platz auf der Bühne im Musiksaal der Nürnberger Symphoniker ein. „Die Jugendfeier hat ihre freigeistigen Wurzeln bereits im 19. Jahrhundert“, erinnert der HVD-Vorsitzende Helmut Fink in seinem Grußwort an die lange Tradition und weißt darauf hin, „dass hier nichts geweiht wird“, wie früher in der DDR, „aber wohl gefeiert wird“.

Es wird eine frische, moderne Feier an diesem Vormittag, gestaltet von den Jugendlichen selbst. Im Mittelpunkt steht die zentrale Frage „Was genau heißt das ,Erwachsen werden’ – und ist dies auch erstrebenswert?“, wie es Festredner und Philosophieprofessor Thomas Mohrs in seiner launigen Rede erörtert.

„Hört nicht auf, eure Träume zu träumen und traut sie euch zu leben“, gibt der Vater von vier erwachsenen Kindern mit auf den Weg. Wie die Jugendlichen ihre Zeit der Vorbereitung auf den großen Tag erlebt haben, präsentieren sie in selbst gedrehten Filmen. Den kulturellen Teil übernimmt in diesem Jahr das Impro-Theater „Volle Möhre“.

Gegen halb elf kommt der feierliche Akt: Die Jugendfeierbeauftragten Anita Häfner und Moritz von Salomon rufen jeden einzelnen auf die Bühne und überreichen zusammen mit den Glückwünschen eine Rose, ein Buch und eine Urkunde zur Erinnerung an den großen Tag. Auf jeder Urkunde steht ein kleines Gedicht.

Für Adrian hat sich das Jugendfeierteam etwas vom russischen Freidenker Michail Bakunin ausgewählt. Danach ist Schluss mit dem offiziellen Teil. Die meisten Familien setzen sich noch für sich zusammen und feiern. So hat es sich auch Adrian gewünscht.

Zusammen mit den Eltern und Großeltern geht es in eine nahe gelegene Gaststätte. Am Abend trifft Adrian sich wieder mit einigen Mädchen und Jungs aus seiner Jugendfeiergruppe. Denn dazu ist die Jugendfeier auch da: Um neue Freunde zu finden.

Anmeldungen für die Jugendfeier 2012 und Informationen beim Humanistischen Verband, Jugendreferentin Anita Häfner Tel. (0911) 4310411 und im Internet unter www.jugendfeier.com

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