Eine sehr hübsche Fürt

24.11.2018, 16:13 Uhr
Eine sehr hübsche Fürt

© Foto: Tim Händel

Im Grunde sei es eine Frechheit, macht Johannes Wilkes gleich zu Beginn klar, nur ein "kleines FrankenBuch" vorzulegen. "Es müsste natürlich ein großes sein." Stoff genug hätte der aufmerksame Beobachter garantiert auch für eine mehrbändige Ausgabe gehabt. Seit 30 Jahren lebt der gebürtige Dortmunder in Erlangen. "Als Zugereistem fällt einem das Typische und die Vielfalt besonders ins Auge", weiß er.

Da ist zum Beispiel die Sache mit der ganz besonderen Sprache, die hierzulande gepflegt wird. "Bei der VHS in Erlangen werden 25 Sprachen unterrichtet. Aber Fränkisch? Fehlanzeige." Trotzdem ist sich der Mann aus dem Ruhrpott sicher: "Das Fränkische macht deutlich, dass der Franke ganz und gar in der Gegenwart lebt." Der Beweis dafür liegt für ihn auf der Hand: "Es gibt so gut wie keine Vergangenheitsformen." Diese sprachliche Besonderheit habe etwas Buddhistisches an sich: "Und so manch einer ist im Wirtshaus dem Nirwana ganz nah: Er weiß nicht mehr, woher er kommt und noch viel weniger, wohin er gehen will. . ."

Wilkes, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, ist seit vielen Jahren als Schriftsteller aktiv; von ihm erschien Anfang des Jahres zum Beispiel bei ars vivendi der Krimi "Mord am Walberla". Garantiert friedlich verlief freilich sein Blick auf fränkische Erfindungen, an denen sich seine Zuhörer am Donnerstagabend lebhaft beteiligten. Von Behaims Globus über die unverwüstlichen Hosen von Levi Strauss aus Buttenheim kam man rasch zu den schmackhaften Errungenschaften: "Wir müssen jetzt auch über den Karpfen sprechen", hieß es aus dem Publikum. "Und übers Schäuferla und die Klöß."

Neben praktischen Hinweisen – etwa Flirttipps, die fränkische Männer nicht kalt lassen – und einer Hommage auf Lothar Matthäus, den Rekordnationalspieler mit 150 Länderspielen ("das wird ihm so schnell niemand nachmachen") griff Wilkes zu einem weiteren Werk aus seiner Hand: "Fürth ist sexy" nennt sich sein Stadtführer, der keinen Zweifel aufkommen lässt, wie der Autor die Kleeblattstadt einschätzt. Dank Wilkes ist jetzt sogar aufgedeckt, was das Fürther Wappen mit Cola verbindet: "In beiden ist Klee drin", versichert der Autor.

Nach Komplimenten ("Sie waren ein sehr aufmerksames Publikum, niemand hat gehustet") gab es noch eine ganz neue Erkenntnis zu der Frage, wie Fürth zu seinem Namen kam. Dafür schaute Johannes Wilkes auf die Gründungssage zurück: "Vielleicht war es ja wirklich so, dass Karl der Große hierher kam, die praktische Furt durch den Fluss sah und dann mit französischem Akzent ausrief: ,Das ischt aba eine hübsche Fürt. . .‘"

Da mögen die Historiker jetzt drüber streiten. Charmant ist diese Version auf jeden Fall.

Bereits ausverkauft ist die nächste Lesung in der FN-Geschäftsstelle (Schwabacher Straße 106) mit Klaus Schambergers besten Glossen am 13. Dezember.

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